Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
mit großen Augen an. Der Student blinzelte erstaunt. „Verzeihung.“, sagte er. „Was kann ich für dich tun?“
Nun kroch eine seltsame Röte den Hals des Mädchens empor. Sie hielt ihre Tasche verkrampft vor ihrem Bauch. „Ich...“, stotterte sie. „Ich ...wollte Ihnen nur sagen, dass ich es sehr gut fand, wie Sie uns ein wenig über Ihre Fachrichtung erzählt haben. Wissen Sie, ich überlege, ebenfalls Recht zu studieren, wenn ich meinen Abschluss gemacht habe. Mir macht es Spaß.“
Aus schräg gelegtem Augen musterte er sie. Sie schien ihm ein wenig zu zart für ein so hartes Genre. „Ich glaube, du solltest darüber noch einmal nachdenken.“, sagte er. „Das Recht kann sehr hart sein, je nachdem, was du damit anfangen willst. Ich gehe in den Bereich eines Beraters. Solltest du aber Anwältin werden wollen, solltest du davon absehen, wenn du es ungerecht findest, dass ein Mann einen anderen tötet.“
Ihre blauen Augen schauten erschrocken. Und unverständlich. „Ich glaube, ich weiß nicht, was Sie meinen...“, sagte sie leise. „Ich dachte doch, als Anwältin sorgt man für Gerechtigkeit.“
Fast hätte er aufgelacht. Aber sie meinte es ernst und er wollte ihr nicht vor den Kopf stoßen. „Leider nicht.“, erklärte er so diplomatisch wie er konnte. „Du arbeitest für Geld. Wenn also ein Verbrecher kommt und dir Geld gibt, damit du ihn verteidigst, dann versuchst du, einen Freispruch für ihn zu erwirken, auch wenn er Schuld hat.“ Damit drückte Mark die Lasche seiner Umhängetasche zu.
„Und das muss man aushalten können.“
Als er sich abwenden wollte, um seine Tasche über die Schulter zu hängen, streiften ihn auf einmal die Finger der Schülerin. Sie sah in sein erstauntes Gesicht. „Ich bin nicht hier, um mit Ihnen über Recht zu sprechen.“, sagte sie und er spürte, dass sie schlagartig mutiger geworden war. „Ich liebe Sie.“
Mark zuckte zurück. Er riss seine Hand aus ihrem Griff frei. „Auf Wiedersehen.“, flüsterte er, dann lief er nach draußen, ohne sich noch einmal umzudrehen. Sein Kopf arbeitete auf Hochtouren als er die Treppe nach unten stürzte und das Universitätsgebäude verließ. Was kam ihr in den Sinn, so frei heraus ihre Liebe zu gestehen? Wenn es denn überhaupt Liebe war, was sie fühlte. Wahrscheinlich war er nur der Ersatz für irgendeinen Superstar, an den sie nicht herankam. Sie projizierte ihre unerfüllte Sehnsucht auf ihn. Auf einen Studenten, der leichter zu erreichen war.
Mark blieb stehen. Ohne es zu merken, war er bis zur Haltestelle gerannt. Er blickte die Straße herunter und sah viele Autos, aber den Bus nicht. Und während er auf ihn wartete, kam ihm in den Sinn, dass er etwas zu ihr hätte sagen sollen. Das wäre zumindest höflich gewesen. Doch nun war es zu spät dafür.
Noch einmal holte er sein Telefon hervor. Dann suchte er in den Kontakten nach Els Namen und rief ihn an. Es klingelte zweimal, dann ging plötzlich die Mailbox ran. Reflexartig drückte er auf die Taste zum Auflegen und starrte sein Telefon an, als könne es etwas dafür, dass Elijah ihn gerade weggedrückt hatte.
Eine sehr steile Falte bildete sich zwischen seinen Augen. Ihm kam der Gedanke, dass Elijah eigentlich nie auf ihn hörte, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte.
Der Bus fuhr an, blieb stehen und die Türen öffneten sich mit einem Fauchen. Mark wandte sich ab und rannte die Straße hinunter. Während er einem kleinen Kind auswich, dachte er darüber nach, was El alles anrichten konnte. Vorzugsweise, Collin in den Kampf mitzunehmen. Mark beschleunigte seine Schritte noch. Seine Haare flatterten ihm Wind als er um die Ecke bog. Die Steinstraße war seiner Meinung nach nicht weit entfernt. Nur noch über den Platz und die nächste Gasse nach unten, dann war er schon da. Bereits vom Weitem sah er die Stelle, an der es sein musste.
Ein großes schwarzes Gebäude stand mitten in der Häuserreihe mit den beschaulichen kleinen Vorgärten. Wirklich und wahrhaftig wirkte es so auffällig wie ein Blutstropfen im Schnee. Es war bis auf die Grundfesten niedergebrannt. Die wenigen Teile, die noch aufrecht standen waren geschwärzt von der Asche und noch immer nass, als wäre die Feuerwehr gerade erst da gewesen, um das wenige noch zu retten. Der kleine Vorgarten war zertrampelt und der weiße Zaun hing schief in der Fassung.
Mark blieb keuchend vor dem Haus stehen. Die vordere Fassade stand noch und verhinderte, dass er ins Innere blickte. Und dennoch
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