Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
schätzen wusste. „Gib sie her.“
Aus seiner Jackentasche kramte Bernd eine kleine Schachtel hervor. Der junge Reporter riss sie ihm aus den Händen und legte das Tonband ein, das darin verstaut gewesen war. Er wusste nicht, an welcher Stelle er die beiden Frauen aufgenommen hatte und drückte einfach auf die Taste mit dem grünen Dreieck. Zu seinem Glück war Bernd nicht nur ein fähiger Kafffeeholer, sondern dachte zuweilen noch mit. Er hatte die Bänder geschnitten, sodass die wichtige Stelle gleich am Anfang zu hören war. Gespannt lauschten die drei Männer dem Dialog.
„ Nein, dann hätte eine kleine Nadel ohne Griff gereicht. Das hier ist weit gefährlicher !“, sagte eine sehr junge Frauenstimme gerade. Sie war deutlich zu hören. „ Diese Nadel ist so dünn und so schmal, dass sie problemlos durch das Fleisch im Rücken dringen kann. Und außerdem rutscht sie zwischen den Rippen durch. Nein, der Tod wäre nicht durch Gift gekommen, sondern durch ein kleines, winziges Loch in der Lunge .“
„Da wäre ich nie darauf gekommen! “, meinte eine zweite Stimme, ganz außer Atem. Johannes erinnerte sich, dass diese Studentin lange blonde Haare hatte.
„ Wie fallen ihnen nur diese Sachen ein? “
„ Ein leiser, unauffälliger Tod. Und der Schmerz ist auch... “ Die erste Stimme sprach nicht weiter.
„ Lass uns von hier verschwinden .“, schlug die andere Frau vor. „ Wir müssen Mark davon berichten. Oh je, der wird Gift und Galle spucken, wenn er hört, dass es schon wieder einen Angriff gab .“
„ Das glaube ich auch. Er wird nicht mehr lange warten. Bald schon müssen wir antworten. Die Elemente werden sich, wenn nötig, in eine Schlacht werfen. Ich hoffe nur, dass die Windler ein Einsehen haben, dass wir uns friedlich einigen können .“ Es rauschte, dann brach die Aufnahme ab.
Karl musterte das Abspielgerät, als könnte es ihm erklären, was er soeben gehört hatte. „Hast du gesehen, über welche Nadel sie gesprochen haben?“, wollte er nach längerem beharrlichen Schweigen wissen.
Johannes schüttelte den Kopf. „Nein, leider nicht. Aber du musst zugeben, dass dies alles sehr sonderbar klingt. Sie reden von einer Schlacht. Und wieder diese seltsamen Elemente...“ Er endete und sah seinen Freund mit einem langen Blick an, der hoffentlich viel bedeutete.
„Wer ist dieser Mark?“, wollte nun Bernd wissen, der sich nicht traute, näher an den Tisch heran zu treten. „Allem Anschein nach scheint er eine wichtige Person zu sein, wenn sie ihm von dem Anschlag berichten wollen.“
Johannes sah ihn erschrocken an. Dieser Gedanke hätte ihm kommen müssen, nicht dieser zweiten Geige!
Karl deutete mit dem Zeigefinger auf die beiden. „Na gut. Ich will, dass ihr euch damit beschäftigt. Findet heraus, was mit den Elementen gemeint ist. Findet heraus, wer diese Studenten sind. Und vor allem: findet heraus, ob wir es der Öffentlichkeit preisgeben können!“
Nun musste Johannes noch einmal mit der Faust in die Luft stoßen. Das war doch genau das, was er hören wollte. Ja, er wusste, dies war eine große Sache.
Und was auch immer die Studenten vorhatten, er würde sie finden und sich an sie hängen wie ein zweiter Schatten in greller Sonne. Er war der Stein, auf dem sie liefen. Er war der Baum, unter dem sie sich ausruhten. Und was auch immer an ihnen besonders war, er würde derjenige sein, der es herausfand und den Menschen dieser Welt preisgab.
„Auf Wiedersehen!“
„Bis Bald!“
„Tschüß!“
Mark winkte inzwischen nur noch während er seine Papiere einräumte. Die Schüler rauschten an ihm vorbei und verabschiedeten sich. Es war eine gute Stunde gewesen. Jedenfalls aus seiner Sicht. Er hatte den nötigen Stoff vermittelt und gleichzeitig die Vertretungsstunde schnell herum bekommen. Eigentlich hätte dieser Freitag sehr gut sein können. Wenn da nicht die beiden Anrufe gewesen wären.
Er kramte aus seiner Tasche sein Telefon und warf einen Blick darauf. Doch es gab keine weiteren Anrufe. Nun gut, Mar und Zechi waren zuhause und El würde es sicher auch sein. Mark sollte sich beeilen, damit sie es heute noch in die Steinstraße schafften. Deshalb hatte er die Stunde auch schon fünf Minuten früher beendet.
„Herr Thun?“, erklang auf einmal eine Mädchenstimme.
„Tschüß!“, rief Mark, der so in Gedanken war, dass er gar nicht bemerkt hatte, dass das Mädchen sich nicht von ihm verabschiedet hatte. Im Gegenteil, es war an den Lehrertisch getreten und sah ihn
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