Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
sein dürfte? Theoretisch müsste ich jetzt immer noch auf dieser knarrenden Eckbank sitzen. Doch eine gewisse Frau benötigte unbedingt heute Abend noch Schokoladensoße. Und auf dem Weg zum Laden haben mich ihre Häscher geschnappt. Ich dachte, ich schaue mir mal an, was es hier so gibt.“ Hinter dem forschen Blick lag die blanke Angst. Sasha konnte sehen, dass Collin nur redete, um Zeit zu gewinnen.
Elijah unterdrückte gleichzeitig ein Lachen und ein entsetztes Stöhnen. „Er versucht nicht zufällig, sein Leben durch quasseln zu retten?“, flüsterte er.
Mark schien noch immer neben sich zu stehen. „Ich fasse das alles nicht.“ Sein Kopf schüttelte sich inzwischen schon von selbst. „Ich kann es nicht glauben.“
„Halt die Klappe!“ Herr Austen hatte sich endlich erinnert, wie man Lippen benutzte. „Du siehst hier deinem Tod ins Angesicht. Hör auf, Unsinn zu reden.“
„Aber das passiert, wenn ich nervös bin.“ Einige Lacher wurden in der Menge laut. Sie klangen allerdings nicht belustigt. Sie freuten sich auf die Reaktion des Anführers. Dessen Augenlider zitterten vor Wut. „Wenn ich Angst habe, rede ich.“, fuhr Collin unbeirrt fort. „Damit ich nicht denken muss. Das ist eine Unart, ich weiß. Aber es hilft.“
„Ein Plan.“ Marks Augen wanderten zum Himmel. „Ein Königreich für einen Plan.“
Herr Austen hatte nun genug. Er packte das Gesicht Collins. Der Junge schrie auf. Sasha musste nicht raten, um sich sicher zu sein, was der Anführer der Windler vorhatte. Hatte er nicht gesagt, die Seelen der Elemente seien besonders wertvoll? Er wollte Collins Seele in sich aufnehmen!
„Mark, schnell!“, flüsterte Elijah. „Wir haben keine Zeit mehr.“
„Sasha mit El nach vorn. Holt Collin nach draußen, egal wie. Mar und ich an die Tür. Ausgänge sichern, Motor anlassen. Keine Kämpfe. Keine Solos.“ Die Stichpunkte nutzend, handelten die Elemente sofort und teilten sich auf.
Zechi folgte El, der sich die Kapuze ins Gesicht zog und nach vorn zur Bühne eilte. Sie stießen viele der Nachtjäger grob zur Seite bis sie vorne angekommen waren. Herr Austen war auf die Bewegung aufmerksam geworden und wandte sich um. Seine Augen ruhten auf El. Sasha betete, dass der Anführer der Windler sie nicht erkannte. Andererseits waren die Kapuzen lang und verhüllten die Gesichter fast vollständig.
„Ich erhebe Anspruch.“ El verstellte seine Stimme merklich. Sie klang nun viel tiefer. „Ich erhebe Anspruch auf diesen Jungen.“ Er schaffte sich Platz und breitete seine Arme aus. Sasha spielte seinen Leibwächter und stieß noch einige der Nachtjäger beiseite. Gut, dass sie die gewaltige Kraft der Erde in sich spürte. Sonst würde sie sich das bei den grimmigen Gesichtern niemals erlauben!
„Aus welchem Grund?“ wollte Herr Austen wissen. Er schien tatsächlich nicht zu ahnen, wer mit ihm sprach. In seiner Miene lag Unmut, weil es nun doch anders kam als er das geplant hatte.
El war ein Meister. „Dieser Junge hat mir Unrecht getan.“ Das Feuer schritt herrisch die Stufen zu der Bühne empor bis er neben Collin und Herrn Austen stand.
„Ihr sagtet, wir wären ihm noch nie begegnet. Dies ist nun nicht wahr. Ich bin ihm begegnet. Und er hat mir Unrecht getan. Hat mich erniedrigt und beschimpft.“ Collin runzelte die Stirn und verfolgte das Geschehen. Sogar als El neben ihm stand, erkannte er ihn noch nicht. „Was bitte soll ich getan haben?“, fragte er misstrauisch. „Davon weiß ich nichts. An einen solch hässlichen Kerl wie dich könnte ich mich aber erinnern. Du warst noch in keinem Kampf, den ich siegreich ausgefochten habe.“ Der Junge versuchte immer noch, die Beißer von seiner Gefährlichkeit zu überzeugen.
Sasha flehte um eine Idee, wie sie ihm unauffällig mitteilen konnten, wer sie wirklich waren. Mit seinem Gerede würde er noch alles zunichte machen! Manchmal wusste er einfach nicht, wann er ruhig sein musste.
„Dieser Junge lügt.“ El wandte sich an Herrn Austen. Ihre einzige Chance war, diesen zu zwingen, Collin gehen zu lassen. Und deshalb mussten sie das Regelbuch in Gedanken nach einer zutreffenden Klausel durchsuchen.
Erhebt aber einer Anspruch auf einen Gefangen, weil ihm durch selbigen Unrecht widerfahren ist, so sollt ihr nicht zögern, ihn auszuliefern. Es sei denn, es werden triftige Gründe vorgetragen, wieso ihm dieses Recht verwehrt werden sollte. Zum Unrecht zählen tätige Übergriffe, Beleidigungen und arglistige Täuschung.
„Vor
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