Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
anzuschließen? Er wusste es nicht mehr. Das Gefährt ließ den Motor an und rollte los. Er war bereits in den dritten Bus gestiegen, um seine Spuren zu verwischen. Er musste zurück. Er musste unbedingt zu ihnen zurück und sehen, ob es Elijah gut ging.
Kai raufte sich die Haare. „Ich habe meinen besten Freund zusammengeschlagen!“, stöhnte er leise. „Ich kann doch nicht erwarten, dass sie mich wieder aufnehmen!“
Ja, richtig. So gesehen hatte er gar nichts, wohin er sich wenden konnte. Es war unwahrscheinlich, dass seine ehemaligen Freunde ihm verziehen, allen voran nicht Elijah, der schon immer nachtragend war. Eigentlich war er bei seinem Vater allemal besser aufgehoben als irgendwo anders. So könnte er wenigstens ein Auge auf seine Mutter haben und ihr beistehen.
Und nicht zu vergessen, dass sein Vater ihn auch liebte. Schließlich war er der Sohn, der seinen Vorstellungen entsprach, nicht so wie das andere Kind, das sicher schon irgendwo begraben lag. Nein, seine überstürzte Flucht hatte rein gar nichts gebracht. Es hatte ihm nur die Sinne verwirrt.
Und was war, wenn seine Mutter doch nicht bei klarem Verstand war? Wenn all das, was sie ihm erzählt hatte, nur ein Gespinst ihrer Fantasie gewesen war? Sie war geistig nicht mehr im guten Zustand. Was war, wenn sie ihn nur in ihre Krankheit einbezogen hatte? Kai wusste nicht mehr, was er denken sollte. Was war das Richtige? Weiterfahren oder doch zu seinem Vater zurück zu kehren?
Mit einem Ruck hielt der Bus an und neue Fahrgäste stiegen hinzu. Kai hatte gar nicht mitbekommen, dass er schon so weit in die Stadt hinein gefahren war. Stumm beobachtete er die neuen Fahrgäste. Und als die letzte junge Frau eingestiegen war, stürzte es auf ihn herein. Dieses Gefühl, nicht das einzige Element in diesem Bus zu sein.
Seine Augen flogen über die Insassen des Busses. Mit einem Zischen gingen die Türen zu und das Gefährt rollte weiter die Straße herunter. Kai erhob sich und lief nach vorn. Er drängte sich an den dicht stehenden Menschen vorbei und schaute jedem von ihnen ins Gesicht. Das Klopfen seines Herzens war schon fast schmerzhaft und sein Mund war trocken. Er war nicht das einzige Element in diesem Bus! Hier irgendwo gab es ein weiteres! Doch wer war es? Ein Windler oder doch eines der Elemente?
Manche schauten ihn erbost an. Er setzte sich über die wütenden Mienen hinweg und hatte fast schon den Anfang des Busses erreicht, als ihm ein Mädchen auffiel, das in einem Sitz geduckt saß. Sie trug eine Kappe, sodass er ihr Gesicht nicht erkennen konnte. Blonde Haare sprossen unter der Mütze hervor.
Kai kämpfte sich zu ihr vor. Dann stand er vor ihr. Erschrocken sah sie auf und er erkannte Sasha.
Das Erstaunen in ihrem Gesicht fraß sich in seinen Kopf. Dann kam die Angst. „Mark!“, rief sie aus.
Er beugte sich herab und drückte sie fest an sich. Ohne dass er etwas dafür konnte, spürte er den Wunsch, dass sie ihm verzeihen möge. Dass sie ihn nicht hasste. Dass sie alle ihn nicht hassten. Ein Beben ging ihr durch den zarten Körper. Doch er wusste nicht, ob sie Angst vor ihm hatte. „Ich habe einen Fehler gemacht.“, flüsterte er in ihr Ohr. „Einen schrecklichen Fehler.“ Der Bus hielt mit einem Quietschen an. Die Türen wurden geöffnet. „Und es tut mir leid. Aber ich komme nicht los von ihm. Verzeiht mir.“ Er ließ sie los und wandte sich ab, ohne noch einmal in ihr Gesicht zu sehen. Er wollte nicht wissen, ob sie ihn hasste.
„Mark!“ Ihr verzweifelter Ruf ging im Schwatzen der Menschen unter. Er kämpfte sich nach draußen und sprang auf die Straße. „Maark!“, schrie sie noch immer. Ein Blick zurück zeigte ihm, dass sie nicht an den Menschen vorbei kam. Die Bustüren schlossen sich. Er hob die Hand und winkte, als sie gegen die Scheiben der Tür schlug. Das Gefährt fuhr davon und er sah nur noch, wie ihre Lippen sich öffneten. Kai stellte sich an die Haltestelle und wartete auf den Bus, der ihn zu seinem liebenden Vater zurückbringen würde.
Johannes drückte auf den Knopf. Kochend heißes Wasser ergoss sich aus dem kleinen silbernen Trichter in die Tasse darunter. Er war allein in dem kleinen Arbeitszimmer.
Während sein Kaffee vor sich hin gluckerte, wagte der junge Reporter einen Blick zum Fenster hinaus. Der Morgenhimmel erstrahlte im Licht der aufgehenden Sonne. Durch die Vorhänge hindurch konnte er die Bäume sehen, die sich im Wind sanft wogen. Er hatte gelernt, auf solche Sachen zu achten.
Bernd
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