Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
zurück.
Eine Welle des Mitleids erfasste ihn. Nein, das konnte Mark doch nicht alles spielen! Und dass er freiwillig diesen Prozess durchmachte, konnte sich Collin nur schwer vorstellen. Niemand würde das wollen.
„Hier.“ Collin gab ihm die Packung und ließ heißes Wasser in die Wanne laufen. Mark wollte sich erheben, sank aber immer wieder zurück. Der Junge half ihm, den Schweiß von sich zu waschen. Dann trug er ihn zurück zum Sofa und legte die Tabletten auf den Tisch.
„Ist dir immer noch schlecht?“ Auf das schwache Nicken hin fügte er hinzu: „Dann hole ich dir etwas gegen die Übelkeit. Ich bin gleich wieder hier.“
In der Küche suchte er die Schränke nach Brühwürfeln ab. Als seine Oma noch lebte, hatte sie ihm einmal gesagt, wenn ihm schlecht wäre, sollte er etwas Salziges zu sich nehmen. Das würde den Brechreiz mindern. Deshalb kochte er nun für Mark etwas Wasser und ließ einen der kleinen Würfel darin einsinken. Außerdem brachte er Wasser in das Wohnzimmer, damit Mark die Medizin nehmen konnte. Dieser hatte es inzwischen geschafft, sich wieder unter die Decke zu legen. Er zitterte, obwohl er die Decke bis oben hin gezogen hatte. Außerdem blinzelte er oft, als hätte er feuchte Augen.
„Das hilft?“, flüsterte er und betrachtete das Wasser und die Brühe.
„Hier trink das. Das Rezept ist von meiner Großmutter.“, forderte Collin ihn auf und half ihm, sich einigermaßen gerade hinzusetzen. Dann flößte er ihm möglichst viel von der Brühe ein. Mark hustete, doch er trank.
Nach einer Weile hörte er tatsächlich auf zu zittern. Collin gab ihm das Fiebermittel und wachte darüber, dass er es auch einnahm. Die ganze Zeit plagte ihn sein schlechtes Gewissen.
Als auch das überstanden war, wurde Mark merklich ruhiger. Er stellte seine Tasse ab. „Ich danke dir, Collin. Es geht mir schon etwas besser. Gut, dass du weißt, wie man damit umgeht.“
„Wieso hast du niemanden geweckt?“, fragte der Junge, der sich nun auch ein Glas Wasser einschenkte. „Ich bin mir sicher, Zechi hätte dir auch geholfen. Mindestens genauso gut wie ich.“
„Ich wollte niemanden stören.“, erwiderte Mark und wich seinem Blick aus.
„Das ist... ich glaubte, das wäre zu viel verlangt. Ich kann nicht kommen und so viele Ansprüche haben.“ Er wirkte bedrückt.
Collin nagte an seiner Unterlippe. Dann schüttelte er den Kopf und schlang seine Arme um Mark. „Es tut mir leid, Mark. Ich wollte mich die ganze Zeit bei dir entschuldigen. Ich habe furchtbare Dinge über dich gesagt!“
Der Student drängte ihn mit sanfter Gewalt von sich, um ihm ins Gesicht zu sehen. Nun wirkte er nicht mehr bedrückt, sondern eher überrascht. „Wie bitte?“, fragte er einfach nur.
Nervosität machte sich in ihm breit, als er erzählte. „Naja, ich habe solch dumme Sachen gesagt, als du weg warst. Ich habe behauptet, ich könne dich nicht leiden. Von Anfang an seist du mir unsympathisch gewesen. Aber ich glaube, das war nur, weil ich so furchtbar wütend auf dich war. Jetzt, da ich sehe, was du alles durchmachen musst, kann ich einfach nicht glauben, dass du es freiwillig tust. Du willst uns nicht noch einmal hintergehen, dafür tut dir das Alles hier viel zu sehr weh. Himmel, dir geht es so schlecht, dass es erbarmungswürdig ist. Und ich...“ Mark hob die Hand und die Zunge verstummte. „Wer hat denn gesagt, dass ich euch noch einmal hintergehen will?“, wollte er wissen. „Niemand. Collin, ich habe eingesehen, was ich falsch gemacht habe. Und ich bin hier, um meinen Fehler wieder gut zu machen. Wobei...“ Er sah zu Boden. „Wobei es wohl kaum gehen wird. Aber vielleicht schaffe ich es, dass sie mir erlauben, es noch einmal zu versuchen.“
Collin sah ihn an und wünschte ihm alles Glück der Welt. Es gab seltene Momente, in denen man sich einem Menschen derartig zugehörig fühlte wie Collin nun Mark. Es waren nicht die Erinnerungen oder die Worte, die dann von Wert waren, sondern eher das Gefühl, das es richtig war, so wie es lag.
„Ich bitte dich um Verzeihung.“, sagte Collin. „Vorhin, als Grimbold kam und dir so einfach vergeben konnte, da habe ich mir gewünscht, genauso denken zu können. Doch das geht nicht, das habe ich begriffen. Nun endlich habe ich erfahren, was du erlebt hast. Und ich bin mir sicher, morgen werde ich es auch verstehen.“
Mark nahm seine Hand. „Ich glaube nicht, dass du es verstehen wirst. Aber ich kann versuchen, es dir zu erklären. Ich selbst habe eine
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