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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ersparen. Was hätte er davon gehabt, wieder einmal von dir Abschied zu nehmen, während ich danebenstehe und zusehe? Lass es einfach gut sein, ja? «
    Er blickte sie unverwandt an. Sie erkannte die stumme Bitte in seinen Augen, und ihr Ärger verrauchte. Sie war viel zu glücklich, ihn wieder bei sich zu haben. Außerdem brachte gleich darauf Zena das Baby auf die Terrasse, womit Duncan Gelegenheit bekam, sich wieder mit seiner Tochter vertraut zu machen. Die Kleine lachte und patschte ihm mit beiden Händen ins Gesicht. Die Skepsis vom Vortag hatte sie weitgehend überwunden, was indessen auch an der aufgeräumten Stimmung liegen mochte, die er verbreitete. Nach dem Frühstück gingen sie gemeinsam zum Strand, wo er Johnny das Geschenk vorführte, das er ihm mitgebracht hatte– ein selbst geschnitztes Schiff, das haargenau so aussah wie die Elise und sogar kleine Segel aufwies. Man konnte es an einer Leine durch das seichte Wasser ziehen, und wenn der Wind es erfasste, nahm es Fahrt auf. Johnny war über die Maßen begeistert und erklärte, später wolle er ein großes Schiff besitzen.
    » Du wirst viele Schiffe haben « , versicherte Duncan ihm, während er die Leine einzog und das Schiff wieder aufrichtete, nachdem der Wind es umgeworfen hatte. » Du kannst sie sogar selber bauen. Später, wenn du alt genug bist, die Werft zu übernehmen. «
    » Was ist eine Werft? «
    » Ein Ort, an dem man Schiffe baut. «
    » Wo ist die Werft? «
    » Ich habe eine in England, aber bald werden wir eine noch größere und bessere Werft besitzen. Es wird nicht mehr lange dauern. Dort ziehen wir dann hin und werden da leben. «
    Elizabeth, die mit untergeschlagenen Beinen im Sand saß, merkte auf, als sie Duncans Worte hörte.
    » Du willst bald wieder los, oder? « Sie spürte, wie sich Unruhe in ihr ausbreitete. Er hatte gesagt, er wolle sie und die Kinder nie mehr verlassen. Doch bisher hatte sie noch immer vorausgeahnt, wenn es wieder so weit war. Es gab bestimmte Zeichen. Die Art, wie er auf das Meer hinausblickte. Wie seine Blicke zur Elise glitten, scheinbar beiläufig und ohne besonderen Grund. Sogar an der Art, wie er vorhin das Spielzeugschiff aufs Wasser gesetzt und dabei die Windrichtung geprüft hatte. » Du willst wieder fahren und uns hierlassen! Das war von Anfang an dein Plan! «
    » Das stimmt nicht. Ich habe es mir erst überlegt, als ich gesehen habe, wie gut ihr es hier habt. Das kann ich dir woanders noch nicht bieten. Es wäre das letzte Mal, Lizzie. Ich will ein Haus für uns bauen und die Werft einrichten. Die Elise ist vollgeladen mit allem, was wir für unser neues Zuhause brauchen. «
    » Es macht mir nichts aus, für eine Weile in einer Hütte zu leben. Ich kann mithelfen. Wir können uns gemeinsam alles aufbauen. «
    » Ich weiß, dass du arbeiten kannst. Aber ich will, dass ihr es von Anfang an gut habt, du und die Kinder. Ich will vorher die Insel auskundschaften und die besten Plätze finden. Unser neues Zuhause soll kein Provisorium sein. «
    » Wie lange? « Sie sah ihm ruhig in die Augen.
    » Zwei Monate. Länger auf keinen Fall. Und ich verspreche dir, dass unser Haus an der schönsten Stelle stehen wird, die auf den ganzen Antillen zu finden ist. «
    » Und wo soll das sein? Oder musst du auch das erst herausfinden? «
    » Nein, das weiß ich schon seit einer Weile. Wir gehen nach Antigua. Das ist gar nicht so weit von hier, vielleicht sechzig Meilen. In der Zeit, die ich für die Einrichtung der Werft und den Bau unseres Hauses veranschlagt habe, werde ich sicher auch einmal herkommen, da musst du dich nicht sorgen. « Er lächelte sie entwaffnend an. » Und ich fahre auch nicht gleich wieder. Eine Weile bleibe ich schon noch. Aber Vorsicht, ich halte dich auf Trab. Am Ende bist du sicher froh, mich wieder los zu sein. « Grinsend kam er auf sie zu, packte sie und schwang sie übermütig herum. Und dann küsste er sie, bis sie keine Luft mehr bekam und mit beiden Fäusten gegen seine Brust trommelte.
    » Duncan! Es sehen Leute zu! «
    » Sollen sie doch. Ich bin ein Pirat und nehme mir, was ich will. « Anzüglich murmelte er ihr ins Ohr: » Wollen wir schwimmen gehen? Nur wir beide? «

27
    D ie Sonne stand hoch am Himmel. Es war fast Mittag, als Celia und Anne von den Sklavenhütten zum Herrenhaus zurückgingen. Celia schöpfte Wasser aus dem Ziehbrunnen, damit sie und Anne sich das Blut abwaschen konnten. Der Sklave, um dessen Leben sie sich verzweifelt bemüht hatten, war ihnen unter den

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