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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ihr herunter. Zwischen zwei heißen Küssen meinte er atemlos scherzend, er sei nicht um den halben Erdball hierhergekommen, um sich aus Versehen kastrieren zu lassen. Er zerrte ihr die Röcke nach oben, stemmte sie hoch und nahm sie im Stehen. Sie schlang beide Beine um seine Hüften und klammerte sich an ihm fest. Es ging zu schnell, aber sie wollte es nicht anders, denn alles war genauso wie bei ihrem allerersten Mal, damals im verwilderten Garten des alten Cottage. Es war, als müssten sie dieses ferne Ereignis wachrufen und einander beweisen, dass sie immer noch beliebig von dieser besonderen Quelle der Macht schöpfen konnten, von der sie beide willenlos wurden. Die Magie animalischer Betörung hatte sie einst zueinander hingetrieben, und auch später hatte sich ihre Lust wie von selbst immer wieder aus diesem unerschöpflichen Füllhorn gespeist. Die lange Zeit der Trennung hatte daran nichts geändert. Elizabeth hatte nur seinen Geruch einatmen müssen, und es war, als wäre er nie fort gewesen. Sie kamen zusammen wie der Orkan und das Meer, zwei entfesselte Elemente, in wildem Tanz vereint.
    Danach lagen sie im warmen Sand und hielten einander umschlungen. Er legte den Kopf auf ihre Brust und weinte lautlos, sichtlich bemüht, es vor ihr zu verbergen. Schweigend umarmte sie ihn, und obwohl sie geglaubt hatte, selbst so schwach und dünnhäutig zu sein wie nie zuvor in ihrem Leben, fühlte sie sich in diesem Augenblick von einer eigentümlichen Kraft erfüllt.
    Nach einer Weile begann er zu reden, stockend zuerst, dann bereitwilliger. Er erzählte von George Ayscue und ihrer beider Freundschaft. Von Anne, die wie ein Fels in der Brandung gewesen war. Von dem Überfall der Holländer und davon, wie er notgedrungen mit Felicity die Koje geteilt hatte. An der Stelle musste Elizabeth kichern, obwohl es doch eigentlich blutiger Ernst war. Nach einigem Zögern sprach er auch über die Zeit im Gefängnis und den Galgenbaum. Sie betastete die Verletzung an seinem Hinterkopf und schluckte hart, als sie die wulstige Naht fühlte. Er musste Schreckliches durchgemacht haben. Ihr Groll kannte keine Grenzen, und es stimmte sie auch nicht versöhnlicher, dass er Eugene Winston im Gegenzug die Nase gebrochen und ein paar Zähne ausgeschlagen hatte. Dafür konnte sie ihm ein wenig Genugtuung verschaffen, als sie berichtete, wie William den Gouverneur ausgebootet hatte.
    » Er meint, bis zum Ende des Jahres ist Doyle erledigt « , sagte sie. » Dann bist du vollständig rehabilitiert. «
    » Dieser junge Ritter hat wirklich nichts unversucht gelassen, dein Herz zu gewinnen. «
    Elizabeth ignorierte den Groll in seiner Stimme.
    » Er hat uns beiden geholfen « , hob sie hervor. » Vergiss nicht, du hast dir sein Wort dafür geben lassen. «
    » Ich weiß. Lass uns über was anderes reden. Aber vorher ziehen wir all dieses verschwitzte und sandige Zeug aus. «
    Danach ließ seine Bereitschaft zu reden deutlich nach. Er streichelte und küsste sie voller Verlangen, und sie kam ihm bereitwillig entgegen. Diesmal nahmen sie sich Zeit und erkundeten einander mit genussvoller Zärtlichkeit. Sie fand all seine neuen Narben und küsste jede einzelne, und als er schließlich langsam in sie eindrang, flüsterte sie seinen Namen und sagte ihm, wie sehr sie ihn liebe. In dieser Nacht gab es nur noch sie beide.
    William und Anne brachen am nächsten Tag sehr früh auf. Elizabeth bekam davon nichts mit, weil sie zu der Zeit noch schlief. Als sie später während des Frühstücks von Felicity erfuhr, dass die beiden im Morgengrauen abgereist waren, war sie bestürzt. In gewittriger Stimmung blickte sie Duncan an, der neben ihr saß und mit gutem Appetit eine Riesenportion Krebsfleisch mit Kochbanane verzehrte.
    » Hast du dich von ihnen verabschiedet? «
    Er nickte nur stumm und mit vollem Mund.
    » Warum hast du mich nicht geweckt? «
    » Du warst zu erschöpft. Du hast selbst erzählt, dass du vorgestern Nacht kaum geschlafen hast. Und letzte Nacht wurde es auch sehr spät. «
    Felicity blickte errötend zur Seite, doch das focht Elizabeth nicht an.
    » Hättest du nicht einmal deine dumme Eifersucht vergessen können? « , fuhr sie Duncan wütend an. Felicitys Verlegenheit störte sie nicht im Geringsten, und es war ihr auch egal, dass Yvette, die im Salon hantierte, sicher jedes Wort hörte.
    » Ich habe es nicht nur meinetwegen getan, Lizzie « , sagte er sachlich. » Sondern auch, um William ein paar bedrückende und traurige Momente zu

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