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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ist es wirklich das Beste. «
    » Sobald Mylord abgereist ist, richten wir die Kammer für Euch her « , verkündete Yvette. Die Begeisterung über Felicitys Entscheidung brachte ihre Augen zum Leuchten. Seit sie erfahren hatte, dass Felicity fließend Französisch sprach, kannte ihr Entzücken ohnehin keine Grenzen mehr. Ihre Korkenzieherlocken hüpften, als sie aufsprang und strahlend in die Runde blickte. » Soll ich uns nun etwas auf dem Virginal vorspielen? «
    » Gern « , sagte Duncan verbindlich. Er bedachte Elizabeth mit einem Blick, der wie Feuer auf ihrer Haut brannte. » Lass uns nur rasch vorher nach den Kindern sehen, Liebes. «
    Sie standen gleichzeitig auf und zogen sich in Elizabeths Kammer zurück. Duncan drückte sorgfältig die Tür ins Schloss, dann riss er Elizabeth ohne Umschweife in seine Arme und küsste sie wie ein Verdurstender. Er stöhnte in ihren Mund und fuhr mit beiden Händen über ihren Körper, als müsste er sich vergewissern, dass noch alles dort war, wo er es beim letzten Mal vorgefunden hatte. Sie erwiderte seinen Kuss voller Begierde. In ihrem Leib pochte und brannte die Lust, sie merkte, wie sie feucht wurde.
    » Daddy « , kam es quengelnd von der Seite.
    » Oje! « , murmelte Elizabeth. Sie atmete schwer, als Duncan aufstöhnend sein Gesicht in ihrem Haar barg und etwas Unverständliches brummte.
    » Wo ist das Geschenk? « Johnny hatte sich in seinem Hammock aufgesetzt und spähte verschlafen durch das matte Dämmerlicht zu ihnen herüber. » Ich will es jetzt haben. «
    » Verflixt, das hab ich völlig vergessen. Ich hol es rasch. «
    » Das hat doch Zeit bis morgen « , widersprach Elizabeth.
    » Nein! « , rief Johnny entrüstet.
    » Nein « , stimmte Duncan zu. » Das heißt, das Geschenk für Johnny vielleicht. Aber nicht das für Faith. Außerdem habe ich für dich auch ein Geschenk. Du wirst staunen! Ich fahre sofort rüber zum Schiff und bringe alles mit. Bin gleich zurück. «
    Und schon war er weg, bevor Elizabeth protestieren konnte. Sie fand, Duncan hätte sich den Weg ruhig sparen können, zumal Johnny schon nach ein paar Minuten wieder tief und fest eingeschlafen war. Sie könnte jetzt bereits in Duncans Armen liegen. Die enge, stickige Kammer war zwar nicht der richtige Ort für die Art von Wiedersehen, das ihr vorschwebte, aber sie hätten sich hinausschleichen und ein ruhiges, ungestörtes Fleckchen suchen können, vielleicht irgendwo am Strand oder oben zwischen den Felsen. Nun schon wieder zum Warten verdammt zu sein, strapazierte ihre Nerven aufs Äußerste. Die Verzweiflung, in die Annes Brief sie am Vortag gestürzt hatte, steckte ihr immer noch zu sehr in den Knochen. Ihre Bereitschaft, sich abermals in Geduld zu fassen, war nicht stärker als ein dünner Seidenfaden, der jederzeit reißen konnte. Angespannt ging sie in der Kammer auf und ab. Nach einer Weile kehrte sie auf die Terrasse zurück, wo nur noch Henri und William saßen und Pfeife rauchten, während die Klänge des Virginals aus dem Salon tönten, untermalt von Yvettes und Felicitys Gesang. Nachdem Felicity sich entschlossen hatte, bis auf Weiteres hierzubleiben, fügte sie sich offenbar sofort in die neue Gemeinschaft ein.
    Elizabeth fand, dass die anderen auch ohne ihre Gesellschaft gut auskamen. Sie ging lieber hinunter zur Anlegestelle, um dort auf Duncans Rückkehr zu warten. Am Bootssteg brannte eine Fackel, die in der dichter werdenden Dunkelheit einen trüben Schein verbreitete. Die Lagerschuppen und Boote entlang des Strandes lagen verlassen da, doch dafür herrschte in der Schenke an der Einmündung der Straße reger Betrieb. Zwei betrunkene Seeleute traten aus der Tür und kamen zum Anleger getorkelt.
    Beide machten ihr lautstarke Komplimente auf Französisch, die auch ohne Übersetzung leicht zu verstehen waren. Der eine lutschte geräuschvoll an seinem Zeigefinger, der andere fasste sich mit einem gewinnenden Lächeln in den Schritt.
    Sie holte die Pistole aus dem Halfter, das sie unter ihrem Schultertuch trug. Die beiden Franzosen hoben bedauernd die Hände und zogen sich zurück, nicht ohne sie anerkennend anzugrinsen. Sie grinste zurück. Die beiden wären vermutlich auch so wieder abgezogen, sie hatten keinen gewalttätigen Eindruck gemacht. Davon abgesehen hätte sie mit ein paar lauten Schreien sofort Helfer auf den Plan rufen können, denn es gab genug Häuser in Hörweite. Dennoch war es ein gutes Gefühl, sich auf diese Weise schützen zu können. Sie war dazu

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