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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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übergegangen, nicht mehr ohne die Pistole zum Strand hinunterzugehen, denn niemand konnte wissen, ob Arthur Howard nicht doch noch eines Tages hier auftauchte. Bewaffnet fühlte sie sich bedeutend sicherer.
    Über das dunkel schimmernde Wasser näherte sich das Beiboot der Elise. Duncan bediente die Riemen. Vor ihm, mit dem Rücken zum Ufer, saß noch jemand im Boot. Elizabeth unterdrückte einen überraschten Ausruf. Das war doch nicht möglich! Doch dann wandte sich die Frau mit den dunklen Haaren zu ihr um, und Elizabeth sah, dass es tatsächlich Zena war.
    » Ich habe es nicht übers Herz gebracht, sie auf Dominica zu lassen « , erzählte Duncan, als er später mit Elizabeth zum Strand ging. Sie hatten eine Laterne mitgenommen und waren auf der Suche nach einem lauschigen Plätzchen, das weit genug von den Häusern und Schuppen entfernt war. Mit einer Hand trug Duncan die Laterne, den freien Arm hatte er um Elizabeth geschlungen. Sie hatte ihrerseits den Arm um seine Mitte gelegt und fühlte sich ein wenig verrucht, aber zugleich barst sie fast vor Vorfreude.
    » Wie hast du sie gefunden? « , wollte sie wissen.
    » Sie hat mich gefunden. Plötzlich stand sie da und wollte mit. Miss Jane war ganz außer sich, als sie das Mädchen sah, denn sie hatte die ganze Zeit geglaubt, die Kleine sei tot. Dieser Dreckskerl von Howard hat ja offenbar das halbe Dorf ausgelöscht. Miss Jane hat erzählt, was das Mädchen für euch getan hat. Dass ihr ohne Zenas Hilfe Deirdre niemals hättet befreien können. « Er zuckte die Achseln. » Ich wollte gerade wieder aufs Schiff zurück, da tauchte sie auf einmal auf und bat darum, mitgenommen zu werden. Sie sagte nur immer: Muss zu Faith, es klang fast wie ein Gebet. Und sie hat dabei so geweint, dass ich es am Ende nicht ausgehalten und sie mitgenommen habe. «
    » Das hast du richtig gemacht « , befand Elizabeth. Sie war von tiefer Dankbarkeit erfüllt, dass Zena noch lebte. Ihre Wunde war ordentlich verheilt, sie hatte sich bereits wieder allein mit Fischfang und Früchtesammeln durchschlagen können. Radebrechend hatte sie berichtet, welches Gemetzel Arthur Howard mit seinen Männern unter den Indianern angerichtet hatte. Sie selbst war nur davongekommen, weil sie die Besinnung verloren und die Weißen sie daher für tot gehalten hatten. Ein Teil der Dorfbewohner hatte fliehen und sich verstecken können. Auf Elizabeths Frage, warum Zena nicht bei ihnen geblieben sei, hatte diese nur ablehnend die Schultern gehoben. Nach einigen Verständigungsschwierigkeiten war herausgekommen, dass die überlebenden Dorfbewohner sich mit einem anderen Stamm zusammengetan hatten, der von kriegerischer Gesinnung war und auf Rache sann. Ihm gehörten Kariben an, die man von den umliegenden französischen Inseln verjagt hatte, darunter auch viele von Martinique und Guadeloupe. Schaudernd hatte Elizabeth bei dieser Schilderung an den Kaziken denken müssen und an das, was er Edmond angetan hatte. Aber nur wenig später wurden alle bösen Erinnerungen durch die Freude hinweggefegt, als sie beobachtete, wie Zena vorsichtig den Moskitoschleier von Faiths Wiege lupfte und das schlafende Kind anschaute. Selten hatte Elizabeth im Gesicht eines Menschen so viel Liebe gesehen.
    Zena hatte keine Milch mehr, aber für Elizabeth war das kein Grund, ihr Faith nicht auf der Stelle wieder anzuvertrauen. Die schwarze Amme stillte die Kleine zwar regelmäßig, hatte aber wenig Lust, sich nebenher um das Kind zu kümmern. Es umherzutragen oder zu hätscheln entsprach nicht ihrem Naturell, davon hielt sie nicht viel. Das Stillen war für sie ein Broterwerb, mehr nicht. Zwar mangelte es Faith nicht an Zuwendung, denn sobald sie ihr Bedürfnis nach Aufmerksamkeit kundtat, waren entweder Deirdre oder Elizabeth selbst zur Stelle, um sie hochzunehmen und sich um die Kinderpflege zu kümmern. Doch alles würde einfacher werden, wenn Zena die Kleine wieder betreute. So gesehen war Duncans Geschenk für seine Tochter ein echter Segen.
    » Es war richtig von dir, sie mitzubringen « , wiederholte Elizabeth gedankenverloren. Seufzend schmiegte sie sich an Duncans warmen Körper. Er blieb stehen und stellte die Laterne auf den Boden. Sein Gesicht war ernst, seine Haltung angespannt. Sie schluckte, weil sie auf einmal keine Luft mehr bekam. Und dann ging alles ganz schnell. Vor dem ersten wilden Liebesakt fanden sie keine Zeit, sich auszuziehen, nur das Strumpfband mit dem Messer legte sie ab, oder vielmehr: Duncan riss es

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