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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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hatte einfach stumm ihre Habe in ihre Kleiderkiste gestopft und sich anschließend daraufgesetzt. So hockte sie seit einer Stunde da und wartete darauf, dass es losging. Elizabeth hatte beschlossen, die Insel noch an diesem Tag zu verlassen. Zena hatte radebrechend und gestikulierend deutlich gemacht, dass die Angreifer wahrscheinlich nicht allein gekommen seien. Sie habe im Dschungel von Dominica Dutzende nach Rache dürstender Indianer gesehen. Niemand könne wissen, ob dem einen Überfall nicht noch weitere folgten. Der Gouverneur war augenscheinlich derselben Meinung. Binnen kürzester Zeit wurden alle bewaffneten Männer des Dorfs zusammengetrommelt, auch die Wachen aus der Garnison. Unter Befehl des Gouverneurs machten sich Patrouillen auf, ein paar Indianer auszuräuchern, wie der Krämer es nannte. Henris und Yvettes Tod müsse gesühnt werden.
    All das kam Elizabeth auf grausame Weise bekannt vor. Sie wandte sich persönlich an den Gouverneur, um ihm diese unsinnige Rache auszureden. Ihr Einwand, dass die Mörder der Perriers bereits, tot seien, ließ ihn jedoch unbeeindruckt.
    » Sie werden wiederkommen, wenn wir ihnen nicht zeigen, wer der Stärkere ist. « Er sprach sehr gut Englisch, doch die Aufregung ließ seinen französischen Akzent hervortreten. » Wir hatten weiß Gott genug Auseinandersetzungen mit ihnen. Ich dachte, sie könnten Frieden halten, aber anscheinend ist dem nicht so. «
    » Aber es wird niemals Frieden herrschen, wenn Ihr sie immer wieder bekriegt! «
    » Sie haben angefangen. Habt Ihr nicht selbst gesehen, was sie den Perriers angetan haben? «
    » Ihre Mörder sind doch bereits gerichtet! « Sie merkte, dass sie sich mit ihren Argumenten im Kreis drehte.
    » Es muss… wie nennt man es? Ein Exempel statuiert werden. « Mit diesen Worten– denselben, die auch Arthur Howard vor dem von ihm verübten Massaker verwendet hatte– wandte er sich ab.
    Danach hatte Elizabeth es noch eiliger mit dem Aufbruch. Aufgewühlt von den Geschehnissen und zutiefst entsetzt darüber, dass sie zwei Menschen das Leben genommen hatte, schaffte sie es nur mit äußerster Willensanstrengung, alle Reisevorbereitungen der Reihe nach und geordnet in Angriff zu nehmen. Doch ihr blieb keine Wahl. Dabei war keineswegs die Gefahr weiterer Überfälle der Grund dafür, dass sie so schnell wegwollte– den Entschluss hatte sie schon vorher gefasst. Dieselbe dunkle, wortlose Stimme, die sie damals in der Nacht des Sturms in die Kirche getrieben und die sie an diesem Tag gedrängt hatte, zum Haus der Perriers zurückzukehren, hatte ihr befohlen, Guadeloupe sofort zu verlassen. Einfach fort, egal wohin. Es war wie ein machtvoller Zwang, dem sie sich beugen musste.
    Sie hatte Jerry und Oleg bereits zum Hafen hinuntergeschickt, um die Schaluppe klarzumachen. Deirdre und Johnny hatten die beiden begleitet. Elizabeth wollte den Kleinen aus dem Haus haben, weg von den Toten. Wenn sie Glück hatten und der Wind mitspielte, würden sie vielleicht sogar noch vor dem Sonnenuntergang Antigua erreichen. Diesmal mussten sie keine stürmische Überfahrt fürchten. Der Himmel war wolkenlos blau, man konnte meilenweit sehen.
    Einer der Knechte lud ihre Reisekisten auf eine Handkarre und ging voraus, gefolgt von Zena, die Faith auf dem Arm trug. Sie hatte das Baby gebadet und es in die hübschen Sachen gekleidet, die Yvette angefertigt hatte. Das feine weiße Leinen mit der zierlichen Stickerei würde Elizabeth immer an die hilfsbereite, gastfreundliche Französin erinnern. Vor dem Aufbruch hatte sie bei den in der Schlafkammer aufgebahrten Toten ein Gebet gesprochen, während Felicity es rundheraus abgelehnt hatte, dasselbe zu tun.
    » Verlang das bitte nicht von mir, Lizzie! «
    » Aber sie sehen wirklich ganz friedlich aus, als würden sie schlafen! Die Nachbarinnen haben sie hergerichtet. Du kannst ruhig hineingehen und Abschied nehmen. Sie waren doch unsere guten Freunde! «
    Doch Felicity blieb bei ihrer Weigerung. Störrisch stapfte sie neben Zena hinter dem Karren her, den aufgespannten Sonnenschirm wie eine Wand zwischen sich und Elizabeth.
    Elizabeth beschleunigte ihre Schritte, um aufzuschließen. Im selben Moment wurde sie von hinten an der Schulter gepackt und zurückgerissen. Mit einem Schrei landete sie rücklings im Staub. Sie schlug hart mit dem Hinterkopf auf dem Boden auf, es wurde schwarz um sie. Als sie wieder zu sich kam, konnten nur Augenblicke vergangen sein. Als Erstes sah sie Felicity, die zu ihr

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