Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
Mannschaft, die Freiwache zum Schlafen nutzte. Als Duncan ihn weckte und ihm befahl mitzukommen, verzog er keine Miene und begleitete Duncan zur Kapitänskajüte. Unterwegs setzte Duncan ihm mit hastigen Worten die Situation auseinander. Deirdre wich zurück, als Oleg sich daraufhin ohne großes Federlesens in den Alkoven beugte und mit seinen riesigen Händen Elizabeths Bauch betastete. Plötzlich krängte das Schiff in einem Wellental und legte nach Backbord über, worauf Deirdre stolperte und zu fallen drohte. Blitzartig streckte Oleg den Arm aus und bewahrte die junge Irin durch festes Zupacken vor einem Sturz, Beweis seiner Koordinationsgabe, die Duncan schon bei anderen Gelegenheiten aufgefallen war. Der große Mann gab ihr einige Handzeichen, worauf sie sofort nickte und zur Tür eilte.
    » Wo willst du hin? « , fragte Duncan.
    » Er braucht Jerry, der für ihn sprechen soll. «
    » Aber du kannst ihn doch auch verstehen. «
    » Ich kann nicht die ganze Zeit zu ihm hinschauen, wenn ich mich um Mylady kümmere. « Sie eilte hinaus und kam bald darauf mit Jerry wieder, der zerzaust und übernächtigt aussah. Beim Anblick von Elizabeth legte er in einer Geste entsetzter Ehrerbietung die Hand an die Stirn.
    Elizabeth schrie unter der nächsten Wehe auf. Jerrys erschrockene Blicke huschten zwischen Oleg und dem Bett hin und her, doch dann sammelte er sich und beobachtete aufmerksam Olegs Handbewegungen.
    » Er braucht ein dünnes Seil, aber es muss sehr sauber sein. Und dieses Frauenzimmer hier muss genau tun, was er sagt. Ähm, was ich sage. Er selbst kann es nicht machen, weil seine Hände zu groß sind. «
    » Ein Seil « , stieß Duncan hervor. » Ich hole eins! « Er wollte hinauslaufen, ohne die geringste Ahnung, wo er in diesem Augenblick ein dünnes und zugleich sauberes Seil herbekommen sollte, doch Deirdre hielt ihn auf.
    » Wartet. « Sie sprang auf, lief zu der Kommode und holte eins von Elizabeths Unterkleidern heraus, das am Halsausschnitt einen Hohlsaum aufwies, der mit einer Kordel verschlossen wurde. Deirdre zog sie heraus und hielt sie fragend hoch. Oleg betrachtete sie kurz und nickte dann. Er hatte Elizabeth auf seine Arme gehoben und trug sie zum Tisch, und auf sein aufforderndes Grunzen hin fegte Jerry mit einer einzigen Handbewegung alles herunter, was daraufstand und vorhin in der Eile des Aufbruchs vergessen worden war. Speisebretter mit Brotresten, ein Buch, Nähsachen, das Spielzeugschiff des Kindes. Oleg legte Elizabeth auf den Tisch, und auf sein Zeichen hin hastete Jerry zum Bett und holte zwei Kissen. Eins schob Oleg Elizabeth unter den Kopf, das andere unter ihr Becken. Jerry wandte schamhaft den Kopf ab, als Oleg ihr das Hemd bis über die Hüften hochrollte, doch Oleg gab ihm einen Tritt und machte einige rasche Handzeichen. Jerry glotzte ihn an und schluckte mehrmals heftig.
    » Das kann nicht dein Ernst sein! «
    Oleg warf ihm nur einen harten Blick zu, dann ergriff er die Kordel und knüpfte geschickt eine Schlinge hinein, worauf Jerry ein letztes Mal schluckte und sich an Deirdre wandte.
    » Ihr müsst nachsehen, ob ihre… ähm, weibliche Öffnung weit genug ist. Dann müsst Ihr mit Eurer Hand hinein. Auf sein Kommando. Ganz langsam und vorsichtig. Ihr müsst die Schlinge über einen Fuß des Kindes ziehen. «
    » Oh Gott « , flüsterte Duncan.
    Oleg bewegte die Hände, eine Geste, die jeder verstand.
    » Sie wird sonst sterben « , führte Jerry aus. » Es ist ihre einzige Chance. Das Kind kann nicht geboren werden, wenn Ihr die Schlinge nicht anbringt. «
    » Ich weiß nicht, ob ich das schaffe! « , rief Deirdre verzweifelt aus. » Einmal habe ich gesehen, wie man es macht. Eine Hebamme hat das getan, sie hat das Kind geholt. Aber die Frau starb und das Kind auch. Und wenn Mylady… Nein, ich kann es nicht! Ich will nicht die Schuld tragen, wenn es misslingt! «
    » Du musst es tun! « Duncan schrie sie an, als sei er von Sinnen. » Elizabeth stirbt, wenn du es nicht wenigstens versuchst. Dann bist du auf alle Fälle schuld! «
    Deirdre schluchzte entsetzt auf und schlug sich die Hände vors Gesicht.
    Oleg machte einige Bewegungen, und Jerry übersetzte.
    » Ihr müsst nur die Schlinge festmachen. Den Rest erledigt Oleg. «
    Elizabeth stöhnte unter einer weiteren Wehe auf, und Duncan stimmte in den gequälten Schrei ein, als spürte er selbst den reißenden Schmerz.
    » Hab Erbarmen! « , brüllte er Deirdre an.
    Draußen heulte der Sturmwind, und in dem immer stärker

Weitere Kostenlose Bücher