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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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aus, dem kann ich nur voll und ganz zustimmen! Den afrikanischen Halunken traue ich genauso wenig über den Weg wie den Menschenfressern. Sie beten Götzen an und töten ihre Besitzer, wo immer sie Gelegenheit dazu finden. Habt Ihr von dem Aufstand auf Barbados gehört? «
    » Flüchtig « , behauptete sie. Scheinheilig fügte sie hinzu: » Seid Ihr denn dabei gewesen? «
    » Nein, ich bin erst vorigen Monat von England herübergekommen. Aber ein Sklavenhändler hat mir von den Ereignissen berichtet. Ein solches Blutbad wird es hier auf Dominica nicht geben. Nicht, solange ich für die Geschicke dieser Insel eintrete. « Ein fanatischer Ausdruck trat auf sein Gesicht. » Ich werde hier für Recht und Ordnung sorgen, so wahr mir Gott helfe! «
    » Was ist mit dem Soldaten geschehen? « , erkundigte Elizabeth sich hastig, um ihn abzulenken. » Wie ist er ums Leben gekommen? «
    » Durch einen Pfeil aus einem Blasrohr « , sagte der Colonel lakonisch. » Er steckte in seinem Auge. Gefiedert wie die Pfeile der Wilden, stinkend von dem Gift, das sie dafür benutzen. «
    » Das ist außerordentlich tragisch. Ich bedaure den Tod dieses armen Mannes sehr und hoffe, der Mörder wird gefasst. Doch ich sehe wirklich nicht, wie ich Euch bei Euren Nachforschungen behilflich sein kann. Ich sagte Euch schon, dass die Amme meiner Tochter unsere Sprache nicht beherrscht, von ihr könnt Ihr folglich keine Aufklärung des Sachverhalts erwarten. Aus diesem Grund führt unsere Unterredung leider nicht weiter, weshalb ich sie an dieser Stelle als beendet betrachten muss. « Sie sprach nun mit kühler Überheblichkeit, genau im selben Ton, mit dem sich ihr Vater früher auf Raleigh Manor allzu gieriger Steuereintreiber erwehrt hatte. Miss Jane musterte sie bewundernd, sichtlich angetan von so viel hochherrschaftlicher Herablassung.
    » Gehabt Euch wohl, Colonel « , sagte Elizabeth mit knappem Nicken, während sie sich bereits zum Gehen wandte.
    Miss Jane tat es ihr gleich.
    » Sir « , sagte sie gnädig, bevor sie mit erhobener Nase hinter Elizabeth hermarschierte.
    In ihrem Rücken ertönte die schnarrende Stimme.
    » Wartet. Der eigentliche Grund meines Kommens ist ein ganz anderer. « Der Colonel wartete, bis Elizabeth sich widerwillig zu ihm umgedreht hatte, dann deutete er zum Strand, wo Johnny immer noch herumtollte. » Sagt, ist das Euer Sohn? «
    » Ja « , meinte Elizabeth mit unverhohlener Ablehnung. » Warum fragt Ihr danach? «
    » Ach, aus keinem besonderen Grund. Nur aus Interesse. « Seine blassen Augen hatten sich verengt. Plötzlich sah er verändert aus, wie ein Reptil auf der Lauer. » Es geht mir eher um diese drei Männer, die bei ihm sind. «
    Sie folgte seiner Blickrichtung. Johnny watete durch das flache Wasser, sein Kittelchen war bis zum Bauch durchnässt. In den Händen hielt er ein undefinierbares Etwas, das schleimig in der Sonne glitzerte und verdächtig nach einer toten Qualle aussah. Sid nahm es ihm schimpfend weg und warf es in hohem Bogen zurück ins Meer. Jerry, der immer noch mit überkreuzten Beinen im Sand hockte und an dem Treibholz herumschnitzte, rief dem Kleinen etwas zu und lachte dabei. Auch Oleg hatte sich inzwischen eingefunden, eine riesenhafte Gestalt, die niemand übersehen konnte. Er lehnte an einer Palme, mit gewohnt stoischer Miene und vor der Brust verschränkten Armen. Sein Blick war auf die Versammlung beim Bootssteg gerichtet, die immer noch eifrig debattierte. Dann wandte er sich unvermittelt zu Elizabeth um, doch er sah nicht sie an, sondern Arthur Howard, als wollte er ergründen, was von diesem zu erwarten war.
    » Was sind das für Männer? « , wollte der Colonel wissen.
    » Sie stehen in meinen Diensten. «
    » Ah. « Arthur Howard wirkte nachdenklich. Er legte einen knochigen Zeigefinger ans Kinn und ließ dabei die Männer unten am Strand nicht aus den Augen. Die Entfernung von rund fünfzig Schritt schien ihn nicht daran zu hindern, alle Einzelheiten, die er vor sich sah, mühelos zu erfassen.
    » Seeleute, oder? Sie scheinen kräftig und gesund zu sein. Vor allem dieser eine da. Er sieht fremdartig aus. Wo kommt er her? «
    » Das weiß niemand genau. «
    » Master Duncan meint, Oleg stamme aus Vorderasien « , erklärte Miss Jane wichtigtuerisch. » Doch er kann nicht sprechen. Er ist stumm. «
    Elizabeth stöhnte unhörbar, und tatsächlich folgte auf der Stelle die erwartete Frage.
    » Wer ist Master Duncan? «
    » Myladys Gatte, ein sehr berühmter und erfahrener

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