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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Kapitän « , sagte Miss Jane, bevor Elizabeth es verhindern konnte. » Er bringt gerade mit der Elise – so heißt sein Schiff– eine große Ladung feinstes Blauholz nach England. «
    » Ich glaube nicht, dass der Colonel sich für solche privaten Belanglosigkeiten interessiert « , sagte Elizabeth scharf. Miss Jane nickte zögernd, aber der Ärger über die Zurechtweisung war ihr anzumerken.
    » Ich gehe mal nach der Wäsche sehen « , sagte sie, bevor sie das Feld räumte und zum Haus hinüberging. Ihr ausladendes Hinterteil wackelte entrüstet hin und her.
    » Ich glaube, ich bin Eurem Gatten schon begegnet « , sagte der Colonel. » Am Tage, als ich auf der Insel ankam. Er war der erste Mensch, der mich hier auf Dominica begrüßt hat. Er schien mir ein tüchtiger und zupackender Mann zu sein. « Er kratzte sich am Kinn, und Elizabeth sah, dass seine Fingernägel gelblich verfärbt und zersplittert waren. Die äußere Erscheinung schien zu seinem Wesen zu passen. In seiner ganzen Art erinnerte er sie plötzlich so stark an Harold Dunmore, dass sie am liebsten davongerannt wäre.
    Er betrachtete sie unverwandt.
    » Diese drei Burschen dort– sie stehen wohl unter dem Befehl Eures Mannes? «
    Elizabeth nickte nur stumm.
    » Nun, dann verstehe und bewundere ich die Umsicht Eures Gatten erst recht. Ohne Frage hat er seine besten und erfahrensten Männer zurückgelassen, um Euch und Eure Kinder zu beschützen. Gewiss würden sie unter Einsatz ihres Lebens dafür sorgen, dass keiner dieser schwarzen oder braunen Wilden Euch und den Kindern ein Leid antun kann. «
    » Das täten sie bestimmt « , sagte Elizabeth.
    » Das trifft sich gut. Dann sollten wir uns einig sein. «
    » Worin? « Voller Misstrauen erwiderte sie seinen Blick, davon überzeugt, dass er einen Plan ausgeheckt hatte, der nichts Gutes bringen konnte.
    » Darin, dass Eure Männer sich unserer Sache anschließen. «
    » Welcher Sache? « , fragte Elizabeth mit klopfendem Herzen, obwohl sie es bereits ahnte.
    » Ich will zu einer Strafexpedition aufbrechen « , sagte der Colonel knapp. Er deutete auf die nahe Flussmündung. » Ein Stück weit den Fluss hinauf gibt es eine Siedlung, die nehme ich mir vor, denn es ist das größte Dorf auf der Insel. Nach den heimtückischen Morden ist es nötig, diesem Ungeziefer zu zeigen, dass wir uns nichts gefallen lassen. Wenn wir an den Wilden ein ordentliches Exempel statuieren und eines von ihren Dörfern ausräuchern, werden sie es rasch begreifen. «
    » Ihr wollt jetzt gleich dorthin gehen? « Elizabeth konnte kaum ihr Entsetzen verbergen.
    » Nein, aber morgen, spätestens übermorgen. Mit den übrigen Soldaten der Festung. Außerdem will ich noch ein paar mehr Männer zusammentrommeln und Einsatzübungen mit ihnen machen. « Er deutete zum Bootssteg hinunter, wo immer noch laut debattiert wurde. » Auch von hier wollen sich einige anschließen. Der Kapitän des portugiesischen Schiffes hat zwei Mann abgestellt, aber es sollten noch mehr mitmachen. Da kommen mir drei starke, waffenerprobte Kämpfer wie die Euren gerade recht. Jeder, der mit Pistole oder Säbel umgehen kann, zählt. « Er deutete auf Oleg. » Die Männer erzählen über ihn, dass er auf fünfzig Schritt jeden Angreifer trifft. Genau so jemanden brauche ich. «
    » Schlagt Euch das aus dem Kopf. « Elizabeth brannte vor Zorn. Sie versuchte erst gar nicht, sich zu mäßigen. » Eine derart unsinnige Idee ist mir noch nie zu Ohren gekommen! Ich erlaube meinen Männern nicht, an so einer Sache teilzunehmen! «
    » Nun, wie Ihr schon zutreffend bemerktet, stehen diese Männer nicht unter Eurem Befehl, sondern unter dem Eures Mannes. Mit anderen Worten, Ihr habt darüber im Grunde gar nicht zu befinden. « In seinen blassen Augen schwelte es mit einem Mal, und an seiner Wange zuckte ein Muskel. » Ich hingegen bin als Befehlshaber der Parlamentstruppen auf dieser Insel befugt, jeden Untertanen des Vaterlandes zu den Waffen zu rufen und in den Kampf zu führen. «
    Elizabeth ballte die Fäuste, so heftig, dass sich die Nägel in die empfindlichen Innenflächen ihrer Hände bohrten. Der Schmerz verstärkte ihre Wut und verlieh ihrer Stimme einen harten Unterton.
    » Untertanen des Vaterlandes? Ihr meint also Engländer? Dann seht nur zu, wo Ihr welche für Euren Rachefeldzug findet! Unter meinen Männern gewiss nicht. « Sie holte Luft und zwang sich zu innerer Ruhe. Eisig schloss sie: » Der eine ist Kirgise, der zweite Schwede, der dritte

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