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Wind der Traumzeit (German Edition)

Wind der Traumzeit (German Edition)

Titel: Wind der Traumzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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»Dich belastet das alles sehr, nicht wahr, mein Sohn?«
    Nora blieb ernst. »Ich will aber mit in die Klinik, Tom!« Er nickte. »Okay. Ich verstehe dich ja. Ich versuche diesen kleinen Kerl zum Weiterschlafen zu überreden. Lisa hat Dienst, dann rufen wir eben Carol vom Cameron Hotel an. Sicher kommt sie gerne und kümmert sich um Steven und Marie. Du weißt, wie gern sie die Kinder hat.«
    Nora nickte und betrachtete wieder Sophie. Die Kleine wimmerte erneut leise und verzog das Gesicht. Minuten später hörte sie Tom telefonieren. Er sprach mit Bill, der sich um die Vorbereitung der Operation kümmern würde. Danach rief er bei Carol an. Gleich darauf kam er in Jeans und Baumwollpulli zurück, um ihr Sophie abzunehmen. »Carol wird gleich hier sein. Zieh dich um, damit wir dann sofort in die Klinik fahren können.«
    Nora verschwand ins Bad, machte sich frisch und zog sich an. Ihre Hände zitterten, und ihre Augen blickten ihr unnatürlich groß und ängstlich aus dem Spiegel entgegen. In Sophies Zimmer packte sie rasch eine Reisetasche zusammen und folgteTom, der die Kleine vorsichtig nach unten trug. Im Wohnzimmer warteten sie in angespanntes Schweigen versunken auf Carol. Als die Scheinwerfer des vorfahrenden Wagens das Fenster erleuchteten, stand Tom auf, legte Sophie in Noras Arme und trug schon mal die Reisetasche nach draußen. Carol sah besorgt zu, wie Nora mit der Kleinen hinten einstieg. Sie legte ihr eine Hand auf den Arm. »Ich kümmere mich um Steven und Marie. Alles wird gut.«
    Nora nickte automatisch. »Ja, danke, Carol. Steven hat gerade ein Fläschchen bekommen. Das Milchpulver steht im Küchen-schrank. Auf der Packung ist beschrieben, wie die Flasche zubereitet wird. Aber frag morgen früh ruhig Marie. Sie weiß ganz genau Bescheid.«
    »Alles klar.«
    Tom ließ den Motor an und fuhr los. Nora starrte in die Dunkelheit. Insekten schwirrten im Scheinwerferlicht. Der Frühling ging in den Sommer über. Nora war wie betäubt. Sie schloss die Augen und betete stumm. Bitte mach, dass Sophie wieder ganz gesund wird. Es beunruhigte sie, dass Tom kaum sprach, und dass er es so eilig gehabt hatte, in die Klinik zu kommen. Normalerweise fiel ihr seine ausgeprägte Ruhe mitunter auf die Nerven, seine Neigung, alles erst einmal abwarten zu wollen. Dass er dieses Mal so anders reagierte, wertete sie als Indiz dafür, dass es ernst um Sophie stand.
    In der Klinik wurden sie bereits erwartet. Bill kam ihnen mit Jason und der Kinderärztin aus der Notaufnahme entgegen. Lisa folgte ihnen. In dieser Nacht hatte es sich niemand nehmen lassen, für Sophie herzukommen. Bill und Susan Clark nahmen Nora vorsichtig die Kleine ab, legten sie auf eine Rollbahre und gingen mit ihr in die Klinik. Tom ließ den Wagen stehen, wo erwar, und lief hinterher. Nora folgte allen. Ihre Beine waren zittrig, und sie hatte Mühe, sich zu konzentrieren. Immer wieder rief sie sich zur Ordnung. Sie zwang sich dazu daran zu denken, dass dies eine Routineoperation war, nach der Sophie – wenn alles glatt lief – gesund und munter sein würde. Und sie zwang sich auch dazu, an die schwer kranken Kinder zu denken, die Leukämie oder Herzfehler hatten, oder deren Nieren versagten, sodass sie immer wieder zur Dialyse in der Klinik antreten mussten.
    Nora wollte nicht undankbar sein, und doch drehte sich ihr beinahe der Magen um, wenn sie daran dachte, dass der kleinen Sophie gleich der Bauch aufgeschnitten werden würde. Sie hatte inzwischen den Untersuchungsraum erreicht, in dem sich nun das gesamte anwesende Fachpersonal um ihre Tochter kümmerte. Der Kleinen wurde Blut zur genauen Untersuchung abgenommen, um letzte Zweifel auszuschließen, während die Ärzte nacheinander die von Tom gestellte Diagnose überprüften und miteinander Sophies Krankenakte durchgingen. Nora wurde nach den Umständen der Geburt in Hamburg und den damals ermittelten Apgar-Zahlen befragt. Sie antwortete mechanisch und fühlte sich seltsam deplatziert. Ihr Verstand sagte ihr, dass alle nur das Beste für ihre weinende Tochter wollten, und doch hätte sie jeden der anwesenden Ärzte – Tom eingeschlossen – am liebsten dafür geohrfeigt, dass sie Sophie auf dem Bauch herumdrückten und ihr damit offensichtlich noch mehr Schmerzen bereiteten. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, lehnte sich gegen die Wand und sah angestrengt zu Boden. Sie musste sich zusammenreißen. Wenn sie jetzt die Beherrschung verlöre, würde man sie nur von Sophie wegbringen und womöglich

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