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Wind der Traumzeit (German Edition)

Wind der Traumzeit (German Edition)

Titel: Wind der Traumzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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orangerote Töne übergewechselt. Hoch oben am Himmel kreiste ein Adler und schien Ausschau nach einem Beutetier zu halten, das durch die Hitze des heutigen Tages geschwächt und nicht mehr vorsichtig genug sein mochte. Fasziniert sah Nora dem Kreisen des Adlerseine Weile zu. In Deutschland hatte sie diese Tiere nur in Zoos zu sehen bekommen. Schließlich stand sie auf, ging zum Wagen und bettete Steven in seinen Babyautositz, ehe sie die Mädchen rief, um mit ihnen nach Hause zu fahren.
    Tom kam pünktlich heim. Er war guter Laune und alberte mit den Kindern herum. Das gemeinsame Abendessen verlief harmonisch. Als sie anschließend den Tisch abräumten, klingelte das Telefon. Nora konnte Marie gerade noch davon abhalten, sich darauf zu stürzen. »Lass Tom rangehen, Marie. Du weißt doch, er hat noch heute Abend und die Nacht über Bereitschaftsdienst.«
    Marie verzog das Gesicht und maulte. »Ach Mann! Muss er denn jetzt schon wieder weg?«
    Nora legte ihren Zeigefinger auf die Lippen und bedeutete ihrer Tochter ruhig zu sein.
    Toms angespanntes Gesicht und zwei kurze Zwischenfragen an Greg aus der Funkzentrale der Flying Doctors in Cameron Downs verrieten ihr aber sofort, dass es sich um ein medizinisches Problem handelte. Jetzt konnte sie nur noch hoffen, dass es mit einer Medikamenten-Empfehlung gelöst wäre. Doch nun sagte er den Satz, den sie inzwischen zu hassen gelernt hatte: »Okay, ich komme.« Er warf ihr einen bedauernden Blick zu und zuckte mit den Schultern, ehe er sich wieder an Greg wandte. »Wer von den Piloten hat Dienstbereitschaft? – Ah, Phil. Rufst du ihn an, Greg? – Alles klar. Ich bin unterwegs zum Flugplatz.«
    Nora konnte ihre Enttäuschung heute kaum verbergen, doch etwas in seinen Augen ließ sie aufmerksam werden. Sie runzelte die Stirn. »Wohin fliegst du?«
    »Wir müssen in die Siedlung.«
    »Wem geht es nicht gut? Etwa Marrindi?« Sie hatte Angst um den alten Mann, der schon öfter über seine bevorstehende Heimkehr zu den Ahnen gesprochen hatte. Tom schüttelte den Kopf. »Nein, es ist Wudima. Sie hat starke Atembeschwerden. Von Zeit zu Zeit bekommt sie schwere Asthmaanfälle, die sie allein mit ihren üblichen Medikamenten nicht bewältigen kann.« Er griff nach seinem Koffer und blieb mit diesem in der Hand vor ihr stehen. Dann beugte er sich zu ihr hinunter und küsste sie rasch. »Mach dir nicht so viele Sorgen. Ich weiß, wie gern du sie hast. Wir kriegen das schon hin.« Im Hinausgehen strich er den Kindern über den Kopf und küsste sie ebenfalls. »Nicht traurig sein. Wir spielen morgen weiter, okay?«
    Dann hörten sie schon die Tür klappen und gleich darauf das Motorengeräusch des abfahrenden Wagens. Seufzend betrachtete Nora die Kindergesichter. Marie schien am niedergeschlagensten. Sie nahm sie beiseite. »Hilfst du mir, die Kleinen bettfertig zu machen? Dann schauen wir beide noch ein bisschen fern und machen es uns gemütlich, was meinst du?«
    Marie nickte erfreut. Es kam nicht häufig vor, dass sie in der Woche länger aufbleiben durfte, und die Aussicht, ihre Mutter einmal für sich allein zu haben, munterte sie umgehend auf.
    Als Tom am Flugplatz eintraf, war die Maschine des Flying Doctor Service schon startbereit. Phil wartete mit Kim Michaels, die ebenfalls für diesen Einsatz eingeteilt worden war. Etwa fünfzehn Minuten später waren sie in der Luft. Es war ein Routineeinsatz, und alle hingen ihren Gedanken nach. Die Kingair durchflog einige Turbulenzen, aber danach verlief der Flug ruhig.
    Tom schaute durch das runde Fenster nach draußen und beobachtete, wie der glutrote Feuerball der Sonne langsam unterging. Er dachte an Nora, die die Farben dieser Sonnenuntergänge stets aufs Neue begeistern konnten. Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Er liebte sie, doch wurde ihm in den wenigen ruhigen Momenten, die sein Tagesplan bot, bewusst, dass er zu wenig Zeit für sie hatte. Er seufzte leise. Immerhin hatten die schlimmen Schreiphasen von Steven fast aufgehört. Die Nächte waren wesentlich ruhiger, und alle fanden Schlaf. Er gähnte unwillkürlich, denn er spürte plötzlich, wie müde er nach über zwölf Stunden Dienst war, rieb sich die Augen und lehnte den Kopf gegen die Nackenstütze. Er nickte ein und fuhr erst zusammen, als Phil sich mit nach hinten geschobenen Kopfhörern umdrehte und sein obligatorisches »Anschnallen! Wir landen gleich!« rief.
    Müde blinzelnd griff Tom nach den Gurten und ließ die Schnalle einrasten. Ein Blick aus dem

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