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Wind der Traumzeit (German Edition)

Wind der Traumzeit (German Edition)

Titel: Wind der Traumzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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Fenster zeigte ihm, dass es fast dunkel war. Unter sich erkannte er die einfache Pistenbefeuerung der Landebahn vor der Siedlung. Der Wind hatte schon ein paar Lichter ausgeblasen, doch Phil brachte die Kingair sicher auf den Boden. Kim und Tom lösten die Gurte und griffen nach den Taschen mit dem Zubehör. Als sie die Türen öffneten, fuhr ein klappriger Pick-up auf sie zu, der sie offenbar zur Siedlung bringen wollte.
    Nora hatte mit Maries Hilfe Steven und Sophie zu Bett gebracht und beobachtete nun gedankenverloren durch das kleine Fenster des Mikrowellengeräts, wie sich die Tüte mit dem Popcorn langsam aufblähte und das gleichmäßige Ploppen das Entstehen von frischem Popcorn verriet. Marie saß bereits auf dem Sofa und sahfern. Nach einer Weile schaute Nora durch das Küchenfenster in den Garten. Es war schon beinahe dunkel geworden. Die Maschine des Royal Flying Doctors Service würde fur die Landung und den später folgenden Start Lichter an der Piste benötigen. Manchmal, wenn Noras Gedanken bei Tom und seiner Arbeit waren, registrierte sie fast verwundert, welchen Einsatz das Team immer wieder brachte. Obwohl die Arbeitszeiten der Piloten per Gesetz auf zwölf Stunden begrenzt waren, arbeiteten die Schwestern und Ärzte oft länger. Mitunter war Tom sogar über vierundzwanzig Stunden im Dienst. Doch auch wenn die Betonung im Namen des Royal Flying Doctors Service auf dem »Doctor« lag, hatte Nora inzwischen mitbekommen, dass die gesamte Institution ein exzellentes Zusammenspiel vieler Menschen war. Nur der Arzt allein würde diese komplexe Leistung nicht erbringen können. Das schnelle Erreichen eines Unfallorts in einem so großen Land wurde nur durch einen guten Piloten möglich. Die umsichtige Betreuung eines Verletzten erforderte neben der Erstversorgung durch den Arzt eine erfahrene Schwester. Jeder eingehende Notruf in der Zentrale musste von einem besonnenen und doch schnell und flexibel denkenden Funker an die richtigen Stellen weitergeleitet werden. Und nicht zuletzt hielten Techniker die Flugzeuge so in Schuss, dass sich das Team blind darauf verlassen konnte. Dieses gesamte Zusammenspiel machte den Service zu einer Einrichtung, die untrennbar mit dem Leben im Outback verbunden war; dem Geist der Flying Doctors und dem Ziel von John Flynn, der sie gegründet hatte, um »den Mantel der Sicherheit« über jede Ecke des fünf Millionen Quadratkilometer großen Gebiets zu breiten, das von den Mitarbeitern der zwanzig Basen und ihrer vierzig Flugzeuge versorgt wurde.
    »Marna, kommst du?« Marie war aufgestanden und sah erwartungsvoll zur Mikrowelle.
    Nora nickte. »Ja, sofort, Schatz.« Während sie das warme Popcorn aus der Tüte in eine Schale schüttete, dachte sie noch einmal über den Erfolg des Flying Doctors Service nach. Sicherlich machte der Zauber des Fliegens in Verbindung mit den Geheimnissen der Medizin (oder des Heilens an sich) den Großteil der Faszination in der Geschichte der fliegenden Ärzte aus, aber es hatte auch immer die richtigen Menschen für diese Arbeit geben müssen. Und diesen Menschen galt heute noch genauso wie vor über siebzig Jahren der Respekt und die Dankbarkeit der Leute, für die sie im Einsatz waren. Wo sie nur konnten, unterstützten die Bewohner des Outback »ihre Ärzte«. Unter dem Motto »Keep the Flying Doctors Flying« wurden Wohltätigkeitsveranstaltungen ins Leben gerufen und Spenden gesammelt, denn auf Spenden war und ist der Service immer angewiesen. Noras Gedanken wanderten jetzt voller Zuneigung zu Wudima, und sie hoffte inständig, dass es ihr bald besser gehen würde. Dann riss sie sich selbst aus ihren Grübeleien, nahm die Schüssel und kuschelte sich zu Marie aufs Sofa, die laut über eine Familie in einer Quizsendung lachte.
    Tom und Kim hatten die Erstversorgung von Wudima vorgenommen. Die alte Frau war sitzend auf eine Rollbahre gebettet und auf die Ladefläche des Pick-up gehoben worden. Tom setzte sich neben sie und überwachte den tragbaren Monitor, der ihm den Blutdruck und die Herztonfrequenz verriet. Erschöpft hielt Wudima die Augen geschlossen. Ihr Atem ging pfeifend. Mund und Nase verschwanden unter einer Sauerstoffmaske. Tom runzelte die Stirn, als er feststellte, dass ihr Herztakt sehrunregelmäßig war. Er erhöhte automatisch die Sauerstoffzufuhr. Langsam und rumpelnd fand der Wagen den Weg zurück zu der staubigen Piste, auf der Phil mit dem Flugzeug wartete. Mehrere Männer aus einem nachfolgenden Fahrzeug stiegen aus

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