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Wind der Traumzeit (German Edition)

Wind der Traumzeit (German Edition)

Titel: Wind der Traumzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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stehen, knipste einen verblühten Zweig ab und schaute nach, wie ihre Kräuter gediehen.
    Am Ende des Grundstücks standen unter einem großen Eukalyptusbaum zwei Gartensessel neben einem kleinen Tisch. Nora zögerte einen Moment. Sie hatte das Babyfon im Haus liegen lassen. Wenn Sophie anfinge zu weinen, würde sie es hier nicht hören. Dann aber gab sie ihrer Müdigkeit nach und ließ sich in einen der Sessel fallen. Nur eine kurze Pause. Wenn die Kleine schlimm weinte, würde Marie sie rufen. Außerdem war Sophie satt und zufrieden eingeschlafen. Es war also eher unwahrscheinlich, dass sie sich gleich noch mal meldete. Tom war zumEnde seiner Schicht noch zu einem Notfall weit draußen auf eine Farm gerufen worden. Bei ungünstigen Wetterbedingungen für den Rückflug müsste das Rettungsteam dort sogar übernachten.
    Nora legte den Kopf zurück und betrachtete das Blätterdach, das sich träge im Wind bewegte, und durch das nun blass die ersten Sterne schimmerten. Manchmal konnte sie es nicht fassen, dass sie diesen Schritt tatsächlich gewagt hatte. Nach wie vor liebte sie Australien, aber dennoch wollte sich ein wirkliches Heimatgefühl noch nicht bei ihr einstellen. Sie hatte Schwierigkeiten, sich an das Klima zu gewöhnen. Besonders der beginnende australische Sommer warf sie förmlich um. Die oftmals schon trockene Backofenhitze mit ihrem unerschöpflichen Vorrat an Fliegen machte ihr und den Kindern das normale Alltagsleben schwer. Meldungen über erste Buschbrände ließen in ihr eine grenzenlose Angst aufkommen, die von »normalen« Australiern nur belächelt wurde. Und noch immer geriet sie in gelinde Panik, wenn ihr große oder kleine Spinnen begegneten oder wenn sie einmal eine Schlange zu Gesicht bekam. Sie liebte die fröhlichen, aufgeschlossenen Australier, und sie hatte in Cameron Downs wirklich gute Freunde gefunden; dennoch fielen ihr immer wieder eine gewisse Oberflächlichkeit und manchmal auch Unzuverlässigkeit auf, die hier und da einfach zur landestypischen Nonchalance gehörten.
    Nora betrachtete die Sterne am Himmel und atmete tief durch. Immer, ausnahmslos immer dachte sie in diesen stillen Momenten an ihren Sohn. Sie vermisste ihn schmerzlich und litt darunter, ihn nicht bei sich zu haben. Das Gefühl, bei ihm versagt, ja, mehr noch, ihn enttäuscht zu haben, nagte an ihr.
    Doch nach wie vor war ihre Liebe zu Tom grenzenlos. Sie liebtees, seine Nähe zu spüren, mit ihm zu reden, zu lachen oder auch zu streiten. Ihr wurde warm ums Herz, wenn sie ihn mit Marie und Sophie beim Spielen oder Toben beobachtete. So sehr sie sich auch bemühte, ihn dabei zu ertappen, er machte nie einen Unterschied zwischen den beiden Mädchen. Er liebte Marie inzwischen genauso wie seine eigene Tochter Sophie. Nora vermisste Tom schmerzlich, wenn er auf seiner mehrtägigen Kliniktour war.
    Den Kopf locker zurückgelehnt, ließ sie ihre Gedanken davontreiben und nickte ein.
    Stunden später fuhr sie zusammen, als jemand sie an der Schulter berührte. Es war inzwischen völlig dunkel geworden, und sie hatte einen Moment lang Mühe, sich zurechtzufinden. Verwirrt sah sie auf.
    Tom war hinter ihren Gartensessel getreten und schlang beide Arme um sie. Sein Atem strich sacht über ihre Wange. »Was machst du denn hier draußen in der Dunkelheit, mein Herz? Ich habe dich schon gesucht.«
    Sie streckte sich und fuhr ihm mit beiden Händen durchs Haar. »Ach, ich muss wohl eingeschlafen sein. Es war hier so herrlich unter den Bäumen. Die Hitze am Tag schafft mich einfach.« Er ließ sich in den zweiten Sessel fallen und rieb sich die Stirn. Müde streckte er die langen Beine von sich und gähnte. Nora musterte ihn. »Wie war dein Tag? Bist du hungrig?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, wir haben bei den Johnsons gegessen, nachdem wir den jungen Arbeiter versorgt hatten.« »War es schlimm? Musstet ihr ihn mitnehmen?«
    Tom hatte offenbar keine große Lust, darüber zu reden. »Hm. Er ist jetzt in der Klinik. Er wird wieder ganz gesund. Es dauert nur eine Weile. Er ist unglücklich von einem Viehgatter gefallen, als ein Bulle angriff. Beckenbruch.« Er beugte sich vor und nahm ihre Hand. »Doch nun zu dir. Was haben meine Mädchen heute so gemacht?« Er hob ihre Hand an seine Lippen. Nora schmunzelte. »Ach, es war ein ganz normaler Tag. Wir waren damit beschäftigt, bei der Hitze nicht wegzuschmelzen.« Tom lachte. »Und wir haben doch erst Frühsommer. Aber keine Sorge, ihr werdet euch daran gewöhnen.« Er zog sie

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