Wind der Traumzeit (German Edition)
schickt mir so zwei- bis dreimal pro Woche ‘ne Mail.« Er verdrehte erneut die Augen. »Meist schwärmt sie von ihrem Pferd. Sie hat mir neulich so viele Fotos im Anhang mitgeschickt, dass mein PC geschlagene zwanzig Minuten brauchte, um sie runterzuladen. Alles Bilder von dem Gaul. Sicher mag sie ihn mehr als dich oder mich.« Max lachte. »Hauptsache, es geht ihr gut.«
33
E rfreut legte Tom das Telefon auf den Tisch zurück. Er strahlte Nora an. »Es klappt tatsächlich! Caroline kommt morgen mit Josh zu uns. Meine Güte, ist das lange her, dass ich die beiden zu Gesicht bekommen habe. Komisch, dass sie es jetzt so eilig hat.« Er nahm Noras Hand. »Mach dir bitte keine Sorgen, du wirst sie mögen. Meine Schwester ist sehr nett und unkompliziert.« Er zwinkerte fröhlich. »Und solltest du Zahnschmerzen bekommen, bist du bei ihr genau an der richtigen Adresse.«
»Hoffentlich muss ich nicht andauernd ins Bad stürzen, um mich zu übergeben, und hoffentlich schlafe ich nicht mitten im Gespräch mit ihr ein, weil mich gerade die schwangerschaftserhaltenden Hormone überwältigen.«
Tom lachte. »Auch dafür wird sie Verständnis haben, du wirst schon sehen.«
Samstagabend nach einem gemütlichen Essen schlenderte Caroline neben Tom durch den dunklen Garten. Die Verandabeleuchtung wies ihnen den Weg. Nora hatte sich, als die Kinder endlich im Bett waren, tatsächlich entschuldigt und war schlafen gegangen. Die ersten Monate der Schwangerschaft machten ihr aufgrund der Übelkeit und Müdigkeit immer noch mehr zu schaffen, als ihr lieb war. Sie war froh über Carolines Versicherung gewesen, dass es ihr damals mit Josh ganz ähnlich ergangen sei.
Die Luft draußen im Garten hatte sich angenehm abgekühlt. Tom und Caroline erreichten die beiden Gartensessel unter denBäumen. Auf dem Tischchen stand ein Windlicht, dessen Kerze Tom mit einem Feuerzeug anzündete. Er sah zu seiner Schwester und deutete auf einen der Sessel.
»Das hier ist Noras Lieblingsplatz im Garten. So etwas wie ihre Zuflucht, wenn die Kinder endlich im Bett sind.« Caroline ließ sich in die weichen Polster sinken und schloss genießerisch die Augen. »Das kann ich gut verstehen.« Nach einer Weile des Schweigens schaute sie auf. »Sie gefällt mir, deine Nora.« Sie grinste schelmisch. »Zugegeben, Mum und mir blieb nach deinem Anruf aus Deutschland zunächst die Spucke weg. Du und heiraten? Und so plötzlich? Und dann auch noch eine Frau, die erst geschieden werden musste und schon Kinder hat.« Sie schüttelte gespielt missbilligend den Kopf. »Zwei vom ersten Mann, und eins von dir!« Sie schnalzte viermal mit der Zunge.
Tom zog eine Grimasse. »Jaja, so platt ausgedrückt hört es sich tatsächlich fast skandalös an, vor allem für die hiesigen Umstände.«
»Du liebst sie, und sie liebt dich. Das kann jeder sehen, der euch beobachtet. Und nur das ist wirklich wichtig.« Sie lächelte plötzlich versonnen. »Die Mädchen sind goldig, Tom.« Er griff über den Tisch nach ihrer Hand und drückte sie kurz. »Es ist schön, dass du mich endlich mal wieder besuchst. Du und Josh, ihr habt mir ehrlich gefehlt.« Er bemühte sich, höflich hinzuzufügen: »Was macht Sam? Wie läuft das Hotel?« Caroline schluckte unwillkürlich. Den ganzen Abend schon hatte sie dieses Thema gefürchtet. Seit Tagen hatte sie ihre Gefühle, ihre Ängste vor der Zukunft unterdrückt. Sie schwieg, weil sie Sorge hatte, dass Tom das Zittern in ihrer Stimme bemerken könnte.
Er beugte sich neugierig vor. »Hey! Alles in Ordnung? Was hast du denn, Schwesterchen?«
Sie stand auf und drehte ihm den Rücken zu. Sie kämpfte darum, nicht die Fassung zu verlieren, und versuchte tief durchzuatmen.
Tom war ihr gefolgt und hinter ihr stehen geblieben. Er legte ihr die Hände auf die Schultern. »Komm schon! Was ist los? Macht er dir Ärger? Soll ich ihn für dich verhauen?« Caroline holte zitternd Luft. Sie wollte vor ihrem Bruder nicht so verzweifelt erscheinen. Kläglich lächelnd legte sie den Kopf schief. »Das wäre vielleicht gar nicht so verkehrt.« Tom sah sie abwartend an. »Hat er eine andere?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht. Dazu hätte er gar keine Zeit. Nach seinem Job klammert er sich an uns.« Sie ging zu ihrem Stuhl zurück und nahm wieder Platz. Während Tom sich in seinen Sessel fallen ließ, seufzte sie tief. »Sam will, dass wir nur ihm gehören. Ich soll nur für ihn da sein. Seinen Erfolg bewundern, noch ein Kind bekommen …
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