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Wind der Traumzeit (German Edition)

Wind der Traumzeit (German Edition)

Titel: Wind der Traumzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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bewusst, wie sehr ihm die beiden doch fehlten. Gleichzeitig ärgerte er sich darüber. Er wollte dieses Gefühl nicht zulassen, er war schließlich kein Baby mehr. Mürrisch folgte er seinem Vater, der erneut einen Baum prüfte und ihn fragend ansah. Niklas zuckte mit den Schultern und nickte.
    »Ja, der ist doch okay.«
    Max sah über die Zweige hinweg seinen Sohn an.
    »Sag mal, was ist denn los? Willst du keinen Weihnachtsbaum?« Niklas zog die Mundwinkel nach unten. »Weiß nicht. Ist doch auch egal.«
    Max unterdrückte seinen aufkommenden Ärger. Wenn er etwas nicht leiden konnte, dann war es diese Scheißegal-Haltung von Niklas. Verdammt, er hatte sich extra die Zeit für seinen Sohn genommen. Wenn er daran dachte, wie viel Arbeit unerledigtauf seinem Schreibtisch liegen geblieben war, wurde ihm ganz schlecht. Er ignorierte Niklas und drehte den Baum noch einmal. Dann nickte er dem Verkäufer zu, der wartend ein paar Meter abseits stand. Sogleich kam er herbei und nahm ihm den Baum ab, um ihn transportfertig zu machen. Max zahlte, und gemeinsam trugen sie die Tanne zum Wagen, um sie auf dem Dachgepäckträger zu befestigen. Ein kalter Wind blies ihnen entgegen und machte die regenfeuchte Luft noch unangenehmer.
    Als sie zu Hause ankamen, waren Hermann und Louisa Waldner gerade im Aufbruch begriffen. Louisa legte einen Arm um Niklas und sah zu ihm auf. »Na, mein Großer? Ich habe deine Lieblingsplätzchen gebacken. Macht es euch gemütlich. Opa hat auch schon den Kamin für euch angemacht.« Niklas küsste sie rasch auf die Wange. »Danke, Oma. Bis morgen.«
    Hermann Waldner war zum Wagen gekommen. Als er Anstalten machte, beim Abladen des Baums zu helfen, wehrte Max ab. »Nichts da, Hermann. Ihr macht hier wahrhaftig genug. Nicky kann mir helfen, das Ding auf die Terrasse zu bringen, nicht wahr?«
    Niklas nickte.
    Max sah von Hermann zu Louisa. »Es bleibt doch aber dabei, nicht? Nächste Woche seid ihr Heiligabend bei uns!« Er schaute Louisa streng an. »Und du lässt dich einmal verwöhnen und tust nichts. Nicky und ich werden uns um das Essen kümmern.« Die beiden lachten. »Na hoffentlich werden wir das nicht bereuen. Bis morgen.«

30
    D ie nächste Zeit verbrachte Nora mit den letzten Weihnachtsvorbereitungen. Sie war nicht so aufgekratzt wie sonst bei der Sache, denn neben der Übelkeit machte ihr auch der australische Sommer schwer zu schaffen. Die Hitze warf sie förmlich um, und die Müdigkeit der ersten Schwangerschaftsmonate ließ den normalen Alltag zur Strapaze werden. Auch hatte sie Schwierigkeiten, die sommerlichen Temperaturen, das gleißende Sonnenlicht und das trockene Outback mit dem Weihnachtswinterwunderland in Verbindung zu bringen, an das sie von klein auf gewöhnt war. Doch sie zwang sich dazu, an den Traditionen festzuhalten. Es sollte Marie und Sophie später nicht an den schönen Erinnerungen fehlen, die sie selbst mit diesen Feiertagen verband. Marie schien es ähnlich zu gehen wie Nora. Bei den Bastelarbeiten in Shorts und Sonnentop kicherte sie über Weihnachtsengel, -glöckchen und Schneespray.
    Das Plätzchenbacken fiel Nora in diesem Jahr besonders schwer. Nicht nur Fliegenschwärme, die gegen die Fliegengaze an den Fenstern brummten, und die Hitze kamen ihr absurd vor, sie fiel zwischendurch auch mental in ein tiefes Loch. Das gemeinsame Backen war Niklas immer besonders wichtig gewesen. Als Kind hatte er das Anfertigen und Entstehen des Gebäcks mehr geliebt, als es zu essen. Mehr als einmal hatte Nora im Eifer des Gefechts einen Streit um die besten Ausstechförmchen unter den Geschwistern schlichten müssen. Wieder einmal wurde ihr schmerzlich bewusst, wie sehr ihr Niklas fehlte. Selbst wenn sie sich jetzt damit zu trösten versuchte, dass er mit seinen dreizehn Jahren wahrscheinlich ohnehin nur genervt die Augen verdreht hätte,wenn sie ihn zum gemeinsamen Backen aufgefordert hätte. Sie
    schluckte tapfer und wischte sich mit dem Handrücken über die
    Augen.
    Marie sah sie an. »Weinst du, Mama?«
    Nora zwang sich zu einem Lächeln. »Nein, nein, Schatz. Mir ist
    wohl etwas Mehl in die Augen gekommen.«
    »Mir fehlt Nicky auch noch.«
    Dass sie ihrer Tochter nichts hatte vormachen können, ließ
    Nora unter Tränen schon wieder lachen. Sie nahm sie in den
    Arm. »Ach Marie, was täte ich nur ohne dich, hm?«
    Marie lachte. »Ohne mich hättest du in dieser Hitze bestimmt
    keine Plätzchen gebacken, Mama.«
    Nora pustete sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Da

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