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Wind der Traumzeit (German Edition)

Wind der Traumzeit (German Edition)

Titel: Wind der Traumzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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könntest
    du durchaus Recht haben.«
    Eine gute Woche später feierten Nora, Marie und Sophie ihr erstes Weihnachtsfest mit Tom in Australien. Nora beobachtete die Kinder beim Auspacken der Geschenke und genoss Toms Nähe, der ein paar Tage dienstfrei hatte. Doch trotz der entspannten Stimmung war sie in Gedanken oft in Hamburg. Wie würde Niklas das erste Weihnachtsfest ohne sie und seine Schwester verleben? Ob er traurig war? Ob er sich einsam fühlte, so plötzlich als Einzelkind? Nora grübelte. Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück und legte eine Hand auf den Bauch. Sie hatte Niklas auch noch nichts von dem Baby gesagt. Womöglich hätte er das jetzt zu Weihnachten noch schlimmer gefunden als ohnehin schon. Musste er nicht annehmen, sie wollte ihn ersetzen? Herrgott, dass aber auch alles so kompliziert sein musste. Sie nahm sich vor, Niklas nach Weihnachten eine ausführliche E-Mail zu schreiben und ihn und Max nochmals einzuladen.

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    S am Winton saß auf dem Sofa und las wieder und wieder die Zeilen, die seine Frau ihm hinterlassen hatte. Eine steile Falte auf seiner Stirn zeugte von Wut, als er jetzt sein Glas auf dem Couchtisch abstellte und abrupt aufstand. Er ging zum Wohnzimmerfenster und starrte in den Garten hinaus, über den sich ein schwüler Abend herabgesenkt hatte, der keine wirkliche Abkühlung versprach. Die Sonne war bereits untergegangen. Die großen Palmwedel raschelten im feucht-warmen Wind, und nur ein paar lautstark lamentierende Kakadus schienen sich pudelwohl zu fühlen. Die elektronische Steuerung schaltete mit dem Einsetzen der Dämmerung den Unterwasserspot im Pool ein und lenkte Sams Blick unwillkürlich auf das einladende kühle Blau des Beckens und das helle Glitzern des klaren Wassers. Dann drehte er sich um, kehrte zum Tisch zurück, griff nach seinem Glas und trank den Inhalt in einem Zug aus, bevor er wieder zum Servierwagen ging. Sie hatte ihn verletzt. Nicht zum ersten Mal fühlte er sich ausgeschlossen – aus ihrem und Joshs Leben. Obendrein ärgerte er sich darüber, dass sie ihm nicht einmal gesagt hatte, wohin sie verschwunden war. Aber das war nicht schwer zu erraten. Entweder war sie bei ihrer Mutter oder bei ihrem Bruder. Sam war wütend. Er fühlte sich bloßgestellt. Er konnte sich schon vorstellen, was »Dr. Morrison« für eine Meinung hatte. Aber Scheiße, er wollte Caroline nicht verlieren. Er liebte sie doch! Merkte sie das denn nicht? Hilflos musste er sich plötzlich eingestehen, dass er sich dafür schämte, sie in Angst versetzt zu haben und völlig unbeherrscht gewesen zu sein. Er unterdrückteden Wunsch, vor Ärger Ioszuschreien, und verließ das Zimmer. Er würde sich umziehen und schwimmen, bis er keine Luft mehr bekam.

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    A m letzten Tag der Weihnachtsferien sah Max im Restaurant eine ganze Weile zu, wie Niklas sein Essen auf dem Teller hin und her schob. Da er sonst einen gesunden Appetit hatte, verriet ihm dieses Verhalten, dass ihn etwas beschäftigte. Schließlich ließ Max sein Besteck sinken und fragte: »Also, Nicky, was ist los? Hast du keinen Hunger? Du warst doch gestern ganz begeistert von der Idee, heute hierher zu kommen.« Niklas trank etwas und lehnte sich dann zurück. Er sah ein wenig trotzig aus. »Mama hat heute gemailt.« Max blieb gelassen und griff nach seinem Bierglas. »Ja und? Das tut sie doch häufiger. Sie möchte den Kontakt zu dir nicht verlieren, Nicky. Du bist ihr wichtig.«
    Der Junge verdrehte die Augen. »Wie man’s nimmt.«
    Max wunderte sich. »Was soll denn das, Niklas? Natürlich bist du deiner Mutter wichtig. Marie ist mir doch auch keineswegs gleichgültig, nur weil sie jetzt so weit von mir entfernt lebt. Zweifelst du an Mama?«
    Niklas verzog die Mundwinkel, seine Stimme klang schnippisch. »Na, jedenfalls hat sie sich sehr rasch um Ersatz bemüht – sie ist nämlich wieder schwanger.«
    Max starrte ihn sekundenlang an. Was sollte er dazu sagen? »Ehrlich?«
    Niklas nickte. »Ja, sie schreibt, Tom hätte es sich so gewünscht, und durch den Anbau sei das Haus jetzt groß genug.«
    Max sah plötzlich müde aus. Ihm war klar, dass er kein Recht hatte sich einzumischen, und doch ärgerte er sich über Nora. Sie lebte einfach munter ihr neues Leben, und er konnte hier inHamburg sehen, wie Niklas damit klarkam. Er bemerkte, dass sein Sohn ihn beobachtete, und riss sich zusammen. »Und wie geht es Marie? Ich habe meine E-Mails zu Hause schon ein paar Tage nicht mehr abgefragt.«
    »Ganz gut, denke ich. Sie

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