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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Den letzten harten Haferkeks gab ich schließlich Brandubh, der nach diesem zweifelhaften Genuss zu einem schmalen Wasserlauf aus den Bergen trabte und in großen Schlucken soff.
    Langsam folgte ich ihm, hockte mich ans Ufer und trank aus der gewölbten Hand. Anschließend spritzte ich mir etwas Wasser ins Gesicht, rieb die Zähne mit meinem Rockzipfel ab und spülte mir den Mund aus. Das musste vorerst reichen.
    Hier wusste niemand, wer ich war, und ich durfte bezweifeln, dass es momentan von Vorteil sein würde, meine besondere Beziehung zum Chieftain der MacCoinnaichs zu betonen. Die Mackenzies wollten Vergeltung für ihren grausam misshandelten Clansman, und wer konnte ihnen verdenken, dass sie allmählich ungeduldig wurden, weil der Täter noch nicht gefunden war? Vermutlich glaubten die meisten, Alan ließe sich so lange Zeit, um seinen Bruder Lachlan zu schützen,
und waren entsprechend wütend auf beide. Ich tat also gut daran, mich hier nicht allzu lange aufzuhalten.
    Der Sattel war inzwischen einigermaßen trocken, mein Kleid ebenfalls, und so machte ich mich auf den Weg zurück nach Gleann Grianach. Der Feenkreis war jetzt die einzige Hoffnung auf eine Rückkehr in meine Zeit.
    Ich würde also zum Fluss zurückreiten und eine Möglichkeit suchen, ihn zu überqueren. Er war an vielen Stellen recht breit und gerade tief genug, um befahren werden zu können. Alan hatte mir erzählt, dass die zahlreichen Waren, die aus dem Hafen von Cladaich nach Gleann Grianach geschafft werden mussten, in kleinen Booten transportiert wurden. Das war nicht ganz ungefährlich. Besonders jetzt, da immer wieder englische Schiffe an der Küste entlangsegelten und Soldaten absetzen, damit diese in dem ansonsten schlecht zugänglichen Gebiet nach aufsässigen Wilden suchen konnten.
    An den traurigen Beweisen ihrer Überfälle war ich auf meinem Weg bereits vorbeigekommen. Zusammengefallene Mauern ehemaliger Bauernkaten, an denen die rußigen Spuren eine eindeutige Geschichte erzählten.
    Wenn wir an den Abenden im Castle zusammensaßen, hatte häufig jemand schreckliche Geschichten über diese brutalen Überfälle erzählt. Die Soldaten seien immer wieder gekommen, hätten die Rinder, den einzig wertvollen Besitz der Highlander, fortgetrieben, die Bewohner bedroht und ihre Felder und Häuser mit dem wenigen, was sie sonst noch ihr Eigen nannten, angezündet.
    Kein Wunder also, dass Alan seinen Leuten ein solches Schicksal ersparen wollte und darauf hoffte, möglichst unauffällig im Hinterland zu leben, bis die Zeiten eines Tages wieder besser wären.

    Inzwischen hatte ich den Fluss erreicht, ohne einer Menschenseele begegnet zu sein. Vielleicht hatte Korri dafür gesorgt. Merkwürdigerweise fühlte ich mich von ihrer nächtlichen Heimsuchung längst nicht so bedroht, wie es möglicherweise vernünftig gewesen wäre. Vielmehr hatte ich das Gefühl, jemand wache über mich – jedenfalls so lange, wie ich tat, was man von mir verlangte. Es wäre hilfreich gewesen, hätte sie mir ihre Wünsche weniger kryptisch mitgeteilt.
    Der Fluss war leider ebenso wenig kooperativ. Wegen des starken Regens in der Nacht führte er viel Wasser, und obwohl ich die Augen offen hielt, konnte ich einfach keine Stelle entdecken, die flach genug gewesen wäre, um hindurchzureiten. Allmählich näherten wir uns der Küste, und meine Intuition sagte mir, dass ich auf dem falschen Weg war und umkehren sollte. Schließlich sprang ich vom Pferd. »Brandubh, ich hoffe, du kannst schwimmen.«
    Zögerlich folgte er mir ans flache Ufer. Dort zog ich kurzerhand alles aus, was mich beim Schwimmen behindert hätte, rollte die Kleidung fest ins Plaid und band sie zusammen mit meinen Schuhen und Strümpfen auf dem Sattel fest. Mit etwas Glück würde das Bündel trocken ans andere Ufer gelangen.
    Am liebsten hätte ich auch noch mein Hemd abgestreift, denn ich besaß nur dieses eine, aber bei der Vorstellung, von irgendjemandem beobachtet zu werden, behielt ich es lieber an und hoffte, dass die Sonne den dünnen Stoff anschließend schnell trocknen würde. Es war zwar ein warmer Tag, doch der Wind, der vom Meer herüberwehte, ließ mich bereits im trockenen Leinenhemd frösteln.
    Ich fasste Brandubhs Zügel mit mehr Zuversicht, als ich verspürte, und watete in das eiskalte Wasser.

    Erst machte er einen langen Hals, aber kaum Anstalten, mir zu folgen. Doch als ich mich, ohne zurückzuschauen, immer weiter vorwagte, gab er seinen Widerstand auf und kam platschend

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