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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Soldaten her?«
    »Vermutlich sind sie in Cill Chuimein am Loch Ness stationiert. «
    »Aber was wollen sie?«
    »Ich bin ziemlich sicher, dass ihr Auftauchen in direktem Zusammenhang mit den Überfällen steht. Soweit wir jetzt wissen, scheinen zumindest die MacDonnells, die nicht direkt im Tal leben, keine Ahnung zu haben, was im Haus ihres Chiefs vor sich geht.«
    »Ich habe den Eindruck, das weiß er selbst nicht genau, so betrunken, wie er war.«
    Alan lachte. »Lass dich nicht täuschen. John mag betrunken gewesen sein, aber das hat ihn noch nie daran gehindert, einen Rotrock zu beleidigen, sobald er ihn sieht. Das ist es, was mir Sorgen macht. So wie heute habe ich ihn niemals zuvor erlebt. Irgendetwas stimmt da nicht.«
    »Ich habe Angst, Alan.«
    Er küsste mich sanft. »Das musst du nicht. Und nun schlaf!«
Absichtlich schlugen wir am nächsten Tag einen Bogen um das Hochtal, in dem Nineans Familie umgekommen war. Doch gerade ritten wir auf unserem Weg nach Gleann Grianach an einem abseits gelegenen Pachthof vorbei, da sprang das Kind plötzlich aus dem Sattel und lief schreiend zu einer Frau, die, zwei Eimer tragend, aus ihrer Hütte kam.
    »Tante Mary!«
    »Ninean, mein Junge! Was machst du hier?« Misstrauisch betrachtete sie uns, als wir näher kamen.
    »Gott zum Gruße!« Alan wartete in gebührendem Abstand darauf, dass die Frau seinen Gruß erwiderte.
    James ging auf sie zu und sagte: »Das ist Alan MacCoinnaich, dein Chieftain.«
    Sie erbleichte und schob das Kind hinter sich. »Alan Dubh! Was habt ihr mit meinem Neffen getan?«
    Ich hatte es so satt, immer wieder die Furcht in den Augen seiner Lehnsleute zu sehen, und fauchte: »Was fällt dir ein, so mit deinem Chieftain zu sprechen?«
    Ihre Augen weiteten sich. »Die irische Hexe!«
    Jetzt bekam ich also eine Probe der Ablehnung, die Alan regelmäßig entgegenschlug. Nicht ein Wimpernschlag verriet den Schmerz, den das ständige Misstrauen ihm verursachte. Ich konnte nicht behaupten über die gleiche Selbstbeherrschung zu verfügen. Und etwas in meinem Blick ließ die Frau einen Schritt zurückweichen. Wunderbar, damit war mein Ruf sicher endgültig besiegelt. Ich hörte schon die Weiber flüstern, wie ein einziger Blick von mir sie zu Stein erstarren lassen könne. Eigentlich keine so üble Vorstellung. Wider Willen lächelte ich, und die Frau schien eine Spur blasser zu werden. Hatten diese Menschen überhaupt eine Vorstellung davon, was ihr Chieftain alles auf sich nahm, damit es ihnen um einiges
besser ging als den meisten anderen Bewohner der Highlands?
    James wurde es offenbar ebenfalls zu bunt. »Halt den Mund, Weib, und hör zu! Es hat ein Unglück gegeben.«
    »O Gott! Was ist passiert?«
    Endlich. Allmählich schien sie zu begreifen, dass wir ihr nichts Böses wollten. Ich sprang von Pferd, ging zu den beiden und löste behutsam die kleine Faust, die sich in ihrem Rock verkrallt hatte. »Komm, Ninean, lass den Gleanngrianach alles erklären. Wir beide sorgen dafür, dass unsere Pferde etwas zu trinken bekommen.«
    Der Junge nickte ernsthaft. Das verstand er. Die Tiere waren wichtig und mussten immer versorgt werden, egal, was geschah. Ich nahm ihn bei der Hand, und gemeinsam mit Duncan gingen wir zu einem Bach, der nicht weit vom Haus vorbeiplätscherte.
    Bald darauf folgte uns Alan und hockte sich vor Ninean nieder. »Deine Tante möchte, dass ihr erst einmal mit uns kommt, bis wir die Mörder gefangen haben. Wenn du willst, kannst du danach jederzeit mit ihr zurückkehren. Ich frage dich jetzt als männliches Oberhaupt deiner Familie: Bist du, Ninean MacCoinnaich, damit einverstanden?«
    Noch vor nicht allzu langer Zeit hätten mich diese Worte auf die Palme gebracht, doch inzwischen verstand ich, wie diese Clan-Gesellschaft funktionierte, und so wartete ich gespannt auf Nineans Antwort.
    Stolz ließ den kleinen Körper aufrecht stehen und seinem Chieftain gerade in die Augen blicken. »Ich danke Euch, Alan MacCoinnaich. Wir werden in Gleann Grianach die gerechte Strafe der Mörder erwarten.« Er streckte seine Hand aus.
    Alan ergriff sie mit einem Ernst, als stünde ein bedeutender
Krieger vor ihm, und sagte: »Ich werde euch nicht enttäuschen. «
    Ich hatte Tränen in den Augen und zog den Jungen, der mir in der kurzen Zeit bereits so sehr ans Herz gewachsen war, fest in meine Arme. Über seinen Kopf hinweg trafen sich unsere Blicke, und ich sah Alans zufriedenes Lächeln. Hier standen zwei Menschen vor ihm, die ihm, zumindest in

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