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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Färbung an, und er beeilte sich zu sagen: »Tut mir leid, was neulich im Stall vorgefallen ist.« Es klang, als meine er die Entschuldigung ernst. »Mary war ungeheuer schockiert über Alans Auftritt am Tag ihrer Ankunft, und das hat mich wütend gemacht. Mein Bruder benimmt sich unmöglich.«
    »Nach seiner gestrigen Vorstellung kann ich dich gut verstehen. Ich habe bestimmt nicht vor, dieser Eheschließung, die offenbar politisch so wichtig ist, im Wege zu stehen. Bitte entschuldige meine offenen Worte, aber ich glaube nicht, dass die beiden besonders gut zusammenpassen. Eher würde ich vermuten, du und Mary …«
    Erschrocken unterbrach er mich. »Nein.«
    Aha. Ich hatte also Recht. Interessiert schaute ich zu, wie die feine Röte der Ohren allmählich sein Gesicht erreichte. Entweder bekam der Mann mir gegenüber gleich einen Wutanfall, oder er würde kapitulieren.
    »Ich schätze sie sehr«, gab er schließlich zu.
    Aha . Das war doch schon was. »Die Ehe muss mit dem Chieftain geschlossen werden, nehme ich an?« Ich bemühte mich um einen warmen Ton in der Stimme, der schon so manch einen meiner Gesprächspartner zum Reden gebracht hatte.
    »Der Herzog würde nichts anderes akzeptieren.«
    »Dann haben wir ein Problem«, gab ich zu.
    »Ich habe nicht gesagt, dass Mary …« Verwirrt hielt er inne und sagte nach einem tiefen Atemzug: »Sie hat mir ihre Gefühle selbstverständlich nicht offenbart.«
    Und dann zeichnete sich die Erkenntnis auf seinem Gesicht ab, was er da gerade zugegeben hatte. »Du hast mich reingelegt. Bist du auch eine …« Er machte eine fahrige Handbewegung und verstummte.

    Ich ahnte, dass ihm die Frage auf der Zunge lag, ob ich vielleicht auch, wie von Alan behauptet wurde, aus der Feenwelt stammte. Bösartig, wie neulich im Stall, als ich richtig Angst vor ihm hatte, klang er nicht, wohl aber misstrauisch.
    »Es gibt keine Feen.« Schon während ich sprach, stellten sich mir die Nackenhaare auf. So als stünde jemand direkt hinter meinem Stuhl, bereit, mir zu widersprechen.
    Dem Impuls, mich umzudrehen, gab ich nicht nach, sagte jedoch in meiner Verwirrung das Erste, was mir in den Sinn kam: »Warum hasst du Alan so sehr?«
    Lachlan sah mich lange aus schmalen Augen an. »Ich hasse ihn gar nicht.« Er fuhr mit der Hand durch seine langen blonden Locken und ließ sich mit einem Seufzer tiefer in den Sessel gleiten. Und dann begann er zu reden:
    »Mutter hat unseren Vater von Anfang an beschworen, mich und nicht Alan zu seinem Nachfolger zu machen.«
    »Wäre das denn möglich gewesen?«
    »Möglich schon. Die Clangesetze geben da einen gewissen Spielraum, wenn der Erstgeborene beispielsweise nicht zum Chief geeignet ist.« Er schwieg, als dächte er darüber nach. »Vater hätte sich aber niemals dazu überreden lassen. Darüber war ich eigentlich ganz froh, denn solange ich zurückdenken kann, musste Alan viel härter arbeiten als wir.« Sein Blick schweifte ab zu einem Gemälde, von dem ein stattlicher Highlandchief streng auf uns herabblickte. Er war ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.
    Nachdem er sich ein paarmal geräuspert hatte, erzählte Lachlan, dass Alan damals zwar auf den ersten Blick verletzlich wirkte, weil er schmal, blass und viel kleiner als die meisten Jungen seines Alters gewesen war, aber sein ewig misstrauischer und ablehnender Blick habe die anderen Kinder
verunsichert. Die eiskalten blauen Augen waren das Einzige, was er von seinem Vater geerbt zu haben schien.
    »Und dann dieses schwarze Haar. Niemand, den ich kannte, sah so aus wie er. Mehr als einmal hörten wir die Leute flüstern, Alan wäre ein Sianaiche , ein Wechselbalg, und ganz bestimmt nicht der leibliche Sohn unseres Vaters. Kinder sind leicht zu beeinflussen, weißt du. Zwischen unseren Eltern stand es auch nicht zum Besten. Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als Mutter beim Abendessen wieder einmal davon anfing, dass kein Highland-Gentleman mit einem Funken Selbstachtung Handel betriebe. Vater starrte uns mit verächtlicher Miene an: Du und deine Kinder, ihr lebt ganz gut davon. Und dann nahm er Alan an der Hand und verließ mit ihm den Raum. Beide aßen nie mehr gemeinsam mit uns an einem Tisch. Natürlich beneidete ich Alan um diesen engen Kontakt.
    Mein Vater war ein harter Mann. Fortan sprach er nur noch mit uns, um zu überprüfen, was wir von den Tutoren gelernt hatten. Und er machte keinen Hehl aus seiner Enttäuschung.
    Callum hätte wohl häufiger eine Antwort gewusst, aber er war

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