Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wind & Der zweite Versuch

Wind & Der zweite Versuch

Titel: Wind & Der zweite Versuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
Vom Netzwerk:
na also. Eddie ließ sich von den beiden führen, seinen Rucksack mit der aufgedruckten Kuh fest unter den Arm geklemmt. Irgend etwas war seltsam an dem Haus, durch das er geführt wurde, aber er nahm diese Qualität durch einen dermaßen dichten Nebel wahr, daß er sich nicht besonders davon beunruhigt fühlte. In dem leicht nach Pisse stinkenden Gästezimmer fiel er vornüber in Schlaf, obwohl der Pissgeruch aus einer der beiden Matratzen kam.
     
    Einige Stunden später wachte er auf, Cozmic saß neben der Matratze auf dem Boden und rauchte. An der Wand hing ein Poster, das einen Schwarzen darstellte, aus dessen Kopf sich verschiedenfarbige Schläuche hervorwanden. Entweder Retroseventies oder ein Original aus Cozmics kostbarer Postersammlung. Cozmic war ein Fan der Siebzigerjahre, Ausgabe letztes Jahrhundert. Zu Eddies Zeit hatte er auch noch die Theorie vertreten, daß sich die entsprechenden Dezennien jedes Jahrhunderts miteinander vergleichen lassen. Weswegen sich alle Welt zu Eddies Strahlungenzeit in den goldenen Zwanzigern befunden hatte; Eddie war das Gold nicht aufgefallen, und genau diese Art von Theorien war es, die ihn aus dem Bolo vertrieben hatte. Cozmic saß mit dem Rücken zur Wand, sein schmuddeliger grüner Overall mit dem Abzeichen der Strahlungen auf Ärmel und Brust (goldene, von einem zerbrochenen Pfeil durchschossene Schlange vor gedruckter Schaltung) wellte über dem kleinen Bierbauch, den Cozmic sich inzwischen zugelegt hatte. Die langen schwarzen Haare schienen auch dünner geworden zu sein, oder war das der Zigarettenrauch? Cozmic sah ihn nicht an. Er besah sich seine Fingernägel, während er sprach.
    »Hast du das Rad gebaut?«
    »Nee, Tina «, sagte Eddie und versuchte zu gähnen, aber da war schon zuviel Spannung in der Luft. Wo war Tina?
    »Hab ich mir gedacht. Hättest du nie hingekriegt.«
    Da war sie wieder, die kotzende Arroganz, die Cozmic seinerzeit so eifrig gepflegt hatte. Eddie sagte nichts.
    »Warum seid ihr hier?«
    »Die EFFer wollen uns killen.«
    »Und warum?«
    Eddie versuchte, seinen Trumpf so gelassen wie möglich auszuspielen. Wenn der nicht zog, konnte er einpacken.
    »Gezeitenmaschine. «
    Ruckartig drehte sich Cozmics Kopf zu ihm hin. Ziemlich aufgeregte Augen.
    »Ah ja«, sagte Cozmic und wandte sich wieder von ihm ab.
    »Deiner Freundin geht’s dreckig. Muß ziemlich viel Kerrang geschnieft haben in letzter Zeit. Wird verdammt hart. Und vielleicht hat sie nachher nicht mehr alle Tassen im Schrank. Aber wenn sie das Rad gebaut hat, dann taugt sie was. Du hast noch nie was getaugt. Alles was du kannst, ist Probleme machen. Sie bleibt. Du gehst. Heute noch.«
    Cozmic stand auf, ziemlich gelenkig, und verließ das Zimmer. Er hatte sich wirklich verändert. Noch ätzender geworden.
     
    Seltsame Gestänge aus Holz und Metall, die sich durch die Gänge schleppten. Eines lief wie ein Betrunkener hinter ihnen her, er konnte das Geklapper der Füße auf dem abgeschabten Linoleum der langen Gänge hören. Eddie ging zwischen zwei Strahlungen treppauf, treppab; einmal faßte einer der beiden in eine Mauernische, es öffnete sich die Tür zu einem neonbeleuchteten Gang. Das betrunkene Mechanotier, das sie bis eben verfolgt hatte und nicht in den Gang hatte hineinkommen können, begrüßte sie am anderen Ende mit einem »Hallo!«
    Sogar seine Stimme klang betrunken, und die nackten Kunstharzaugäpfel, die es seiner Umwelt entgegenstreckte, waren rot geädert. Einer seiner Bewacher gab dem Mechanotier einen Tritt und sagte: »Verpiß dich«, aber das Tier knickte nur in seinen Gelenken ein, torkelte ein wenig am bröckelnden Putz der gegenüberliegenden Wand entlang und richtete sich betrunken wieder auf. »Das war nicht nett«, sagte es, wie mit schwerer Stimme, ein lebendig gewordenes Klettergerüst mit verletztem Ehrgefühl. Die zwei Strahlungen zogen Eddie weiter, und das Klackern der Metallfüße folgte ihnen auf dem Fuß. Eddie machte sich keine Illusionen mehr. Er war de facto ein Abschiebegefangener des Strahlungenbolos. Heute abend würde er rausgeworfen, und Tina würde hierbleiben. Diese kleine Besichtigungstour durch das Bolo war ein Verwirrspiel. Eddie sollte genau dann gehen müssen, wenn Cozmic es wollte, nicht früher und nicht später. Ein anderes Mechanotier kam durch den Gang gefahren, eine Art Regentonne auf Hartgummireifen, es stellte sich Eddie und seinen Bewachern entgegen, fuhr aus seinem Regentonnenleib eine Art metallenen Rüssel aus, der an

Weitere Kostenlose Bücher