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Wind & Der zweite Versuch

Wind & Der zweite Versuch

Titel: Wind & Der zweite Versuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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dem letzten Jahrhundert vor sich hin, When you’re goin’ to San Francisco, be sure to wear some flowers in your hair … Donald war nicht nach Blumen in den Haaren zumute, vor allem nicht bei der Show, die der Junge hier abzog. Wie kam der überhaupt in diese Kaschemme, Ecke 6th and Mission? Wahrscheinlich Beziehungen zum Manager. Anders konnte sich Donald das nicht erklären. Nein, er mochte das Ganze nicht. Er war nicht gern in der Nähe unberechenbarer Leute und verharrte nicht gern in unberechenbaren Situationen und deswegen wäre er am liebsten aufgestanden und gegangen. Dieser leuchtende Finger, mit dem der Junge andauernd in der Luft herumfuchtelte, und dieses leise wimmernde und klickende Servobein, das ziemlich oft hin- und hergeschoben wurde, um dabei leise zu wimmern und zu klicken. Es mußte eine ganze Menge Geld gekostet haben, die veralteten Prothesen aufzutreiben, neuere Modelle waren so lebensecht, daß man sie berühren konnte, ohne zu bemerken, daß sie künstlich waren, weil ihre Temperatur sich selbständig mit der des Körpers veränderte, es gab sogar Hautprothesen, die sehr überzeugend erröten konnten. Die rotzige Haltung, mit der der Junge seinen biomechanischen Schrott zur Schau trug, flößte Donald den Wunsch ein, ihm eine runterzuhauen, das hätte er jedenfalls bei einem seiner eigenen Kinder getan. Donald hatte keine Kinder. Ihm war heiß.
    »Richard«, sagte er, »in Ordnung, du hast gewonnen, ich bin beeindruckt, das ganze Drumherum hier macht mir mächtig Angst, du siehst einen Scheißrechtsverdreher in einem Scheißanzug mit Scheißkrawatte vor dir schwitzen und keuchen. Was jetzt? Können wir nun zur Sache kommen!«
    Richard tat empört.
    »Sagen Sie mal, wie kommen Sie eigentlich dazu, mich bei meinem Vornamen zu nennen? Für Sie bin ich immer noch Mr. Carmichael, bitte schön. Aber das mit dem ›Scheißrechtsverdreher‹ kann schon stimmen. Andererseits müssen Sie ein guter Rechtsanwalt sein, um einen Mandanten wie Mr. Arschfick immer wieder vor dem Knast zu bewahren, von daher…«
    Er nippte an seinem Getränk und summte noch ein wenig von seinem Lied, während die Prothese unter dem Tisch klickte und wimmerte.
    »Gut, kommen wir zum Geschäftlichen.«
    Donald bückte sich erleichtert und zog den Vertrag aus seiner Ledertasche.
    »Mr. Carmichael, wie Sie wissen, ist der Gegenstand unseres heutigen Treffens die Absicherung unserer kleinen Vereinbarung durch einen mehr formellen schriftlichen Vertrag, der sie juristisch fixiert. Mr. Corner …«
    »Wer? Mr. Arschfick?«
    »… mein Mandant hat mich gebeten, Ihnen den Text des Vertrags vor der Unterzeichnung vorzulesen. Da heißt es: Hiermit bestätige ich, Richard Carmichael, zukünftig jeden Versuch zu unterlassen, das Ansehen und die Person Mr. Brian D. Corners zu schädigen, indem ich unwahr behaupte, der Verlust meines rechten Beines und meines rechten Zeigefingers sei schuldhaft durch Mr. Brian D. Corner verursacht worden, und zwar im Verlauf einer kultähnlichen Handlung satanistischen Inhalts, bei der es auch zu sexuellen Kontakten zwischen mir und Mr. Brian D. Corner gekommen sei. Ich widerrufe insbesondere meine gegenüber den Medien aufgestellte unwahre Behauptung, Mr. Brian D. Corner habe während besagter fiktiver Kulthandlung meine abgeschnittenen Gliedmaßen gemeinsam mit mehreren anderen Erwachsenen verspeist und dabei den sexuellen Kontakt zu mir fortgesetzt. Ich werde öffentlich zu wissen geben, daß meine unfallverschuldeten Behinderungen mich in einem Zustand posttraumatischer Verwirrung dazu gebracht haben, besagte unwahre Behauptungen gegen Mr. Brian D. Corner aufzustellen, zu dem ich seinerzeit eine Freundschaftsbeziehung unterhielt, und ich werde mich bei ihm dafür öffentlich entschuldigen. Keinesfalls wird es meinerseits zu weiteren juristischen oder publizistischen Schritten gegen Mr. Brian D. Corner kommen, insbesondere werde ich in dem derzeit anhängigen Strafverfahren, das die Republik San Francisco aufgrund meiner unwahren Behauptungen gegen Mr. Brian D. Corner führt, nicht zu Lasten des Angeklagten aussagen. Als Gegenleistung für meine allgemeine Kooperation, für die öffentliche Rehabilitierung der Person von Mr. Brian D. Corner und für meine künftige generelle Verschwiegenheit über meine Freundschaftsbeziehung zu Mr. Brian D. Corner und den Inhalt dieses Vertrags habe ich 30 Millionen (in Zahlen: 30.000.000) solare Credits erhalten, deren Empfang ich hiermit bestätige.«
    Während

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