Wind des Südens
während Raymond die Suche nach den Matrosen fortsetzte, wollte der Abszess nicht weichen, eiterte weiter an seinem Bein und nässte so sehr, dass er sich saubere Tücher von der Vermieterin erbitten musste. Dann ließ sich ein Arzt in Maytown nieder, und Raymonds Vermieterin bestand darauf, dass er ihn aufsuchte.
»Ein Tropengeschwür«, erfuhr er. »Noch dazu ein ziemlich scheußliches.«
Der Arzt reinigte die Wunde, stäubte heilenden Puder darüber und verband das Bein.
»Das macht zwei Pfund sechs«, sagte er, stets die Menschenschlange im Blick, die sich vor seinem Zelt aufreihte. »Hier, nehmen Sie was von dem Puder mit. Halten Sie die Wunde sauber und kommen Sie wieder, falls die Entzündung in ein paar Tagen noch nicht abgeklungen ist.«
Raymond war sicher, einen der Matrosen, einen Chinesen, erkannt zu haben, der mit einer Reihe von Kulis am Flussufer arbeitete. Der Mann stritt ab, jemals auch nur von der China Belle gehört zu haben, und seine Kameraden drängten wie lärmende Vögel heran, um ihn abzulenken, doch Raymond ließ ihn von der Polizei in Gewahrsam nehmen. Falls er sich irren sollte, erklärte er, entstünde ja kein Schaden, falls er jedoch Recht hatte, wäre er einen großen Schritt weitergekommen. Er war seiner Arbeit allmählich überdrüssig, zumal sein Bein ihm mehr und mehr Sorgen bereitete.
Wenn er nur Tussup finden würde. Raymond war sicher, dass der Bursche sich in der Gegend aufhielt. Er hatte sogar das Gefühl, ihm irgendwo auf dem Minengelände schon begegnet zu sein. Er hatte ihn wohl nur im Vorübergehen flüchtig gesehen und nicht rechtzeitig erkannt. Vielleicht war er es gewesen, vielleicht auch nicht. Raymond schlief inzwischen nicht mehr gut. Träume suchten ihn in der Nacht heim, beunruhigende Träume, die sich mit dem Pochen in seinem Bein vermischten. Er hatte Angst, ein Besessener zu werden, der an nichts anderes mehr dachte als an das Heraufbeschwören von Gesichtern. Gesichter, an die er sich mittlerweile vielleicht gar nicht mehr richtig erinnerte.
Der Chinese beharrte nach wie vor darauf, dass er nie von der China Belle gehört hatte.
»Ich sollte ihn zurück zu seinen Leuten schicken«, sagte der Sergeant.
»Nein, noch nicht.« Raymond baute sich vor dem Chinesen auf. »Du bist ein Kuli, wie?«
»Ja. Kuli.« Der Mann grinste.
»Wo hast du Englisch gelernt?«
»Zu Hause. Von Familie von Herrn.«
»Auf welchem Schiff bist du hierher gekommen? Wann? An welchem Tag? Wo bist du an Land gegangen? Mit wie vielen Leuten? Wer ist dein Herr? Was für ein Schiff war es? Wie hieß der Kapitän?«
Der Chinese hatte Mühe, all diese Fragen zu beantworten, obwohl Raymond sie oft genug wiederholte. Ihm war klar, dass der Kuli log.
»Wenn er überhaupt ein Kuli ist«, fügte er hinzu.
»Wahrscheinlich ist er völlig durcheinander«, gab der Sergeant zu bedenken. »Diese Burschen werden von Pontius zu Pilatus geschleppt. Oft genug wissen sie nicht einmal, wo sie sind. Würde mich nicht wundern, wenn der da denkt, er wäre in Afrika.«
»Trotzdem, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie dieses Verhör noch eine Weile weiterführten. Nageln Sie ihn auf eine Besonderheit fest, und stellen Sie dann seinem chinesischen Chef die gleichen Fragen. Vergleichen Sie, ob die Antworten übereinstimmen. Jagen Sie dem Chef auch einen ordentlichen Schrecken ein. Sagen Sie, ihm wird die Lizenz entzogen, wenn er nicht die Wahrheit sagt. Fragen Sie ihn nach den Namen all seiner Männer. Wirklich aller. Und überprüfen Sie die Aussagen, vergleichen Sie sie. Die Matrosen könnten falsche Namen angenommen haben.« Er stöhnte auf. »Tut mir Leid, Sergeant, ich würde das alles ja selbst ausführen, aber dieses verdammte Bein macht mich fertig. Ich muss noch einmal zu diesem Arzt.«
»Keine Sorge, Mr. Lewis. Ich werde sie gehörig unter die Lupe nehmen. Ein paar Chinesen weniger sind hier draußen kein Verlust.«
Der Arzt machte gerade Hausbesuche, und Raymond konnte ihn erst um fünf Uhr nachmittags konsultieren.
»Es ist bedeutend schlimmer geworden«, sagte Raymond und verzog das Gesicht, als der Verband abgenommen wurde und eine hässliche blaurote Masse freilegte. »Und
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