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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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führend, um seinen Rücken zu schonen, die Straße entlangtrottete.
            Das Ende der Straße lag eine halbe Meile entfernt, doch Raymonds Stimmung hob sich, als er die neuen Blockhäuser sah. Welch ein Segen, endlich in Sicherheit vor der Natur zu sein, ein Dach über dem Kopf zu haben!
            »Ja, ich habe noch etwas frei«, kam ihm Ma Perry auf seine Frage hin entgegen und zeigte auf eines der Häuschen, das noch frei war.
            Vor Enttäuschung wäre er fast in die Knie gegangen, als er eintrat. Die Hütte stank nach abgestandenem Alkohol und durchgeschwitzten Socken. Sie enthielt vier Pritschenbetten, deren eine zurzeit von einem schnarchenden Schläfer besetzt war. Auf den anderen herrschte Unordnung; sie waren offensichtlich auch belegt.
            Nach einigen Verhandlungen gelang es ihm, sich eine Hütte für sich allein zu sichern. Er musste für alle vier Betten zahlen, wöchentlich, dafür erhielt er ein Frühstück von der Frau. Zufrieden und erleichtert streckte Raymond sich unter einem Moskitonetz aus und fiel in einen herrlich tiefen Schlaf.
             
            Die Goldfelder waren nicht anders, als er es erwartet hatte – riesig und unübersichtlich. Das Gelände war von Haufen tauben Gesteins und hässlichen Schürfrinnen aus Holz verunstaltet. Ein paar erbärmliche Bäume waren übrig geblieben, neigten sich trostlos über den Wirrwarr aus grauen Zelten und warteten wahrscheinlich darauf, dass dieses Elend ein Ende hatte. Auf den trägen braunen Fluss konnte er dank dieses gedrängt vollen Labyrinths kaum einen Blick erhaschen, und es deprimierte ihn, dass diese jungfräuliche Gegend so erschreckend vergewaltigt worden war.
            Seit seiner Landung in Cooktown hatte Raymond Tag für Tag Gesichter studiert. Jetzt kamen ihm viele vertraut vor, und das verwirrte ihn und erschwerte ihm die Suche. Die Matrosen und Jake Tussup waren hier irgendwo, und er würde sie finden. Täglich schritt er ein bestimmtes Areal ab, spähte um sich, stellte Fragen und hoffte, dass wenigstens diese Malaien sich von den vielen Chinesen abhoben, doch sie schienen vom Erdboden verschluckt zu sein.
            Mittlerweile hatte Raymond gehörig abgenommen und fühlte sich immer noch ziemlich schwach, doch er hatte eine Aufgabe zu erledigen und war entschlossen, sie auszuführen, überzeugt, dass seine Suche nicht viel Zeit beanspruchen würde.
            »Die Landluft scheint mir zu bekommen«, log er in einem Brief an seine Schwester. »Ich erfreue mich guter Gesundheit. Mach Dir keine Sorgen. Da ich meine Suche immer weiter ausdehnen muss, reite ich inzwischen. Mein Pferd Jubal und ich sind schon gute Freunde geworden. Ein gesellschaftliches Leben gibt es hier nicht, wie Du Dir vorstellen kannst, aber das ist mir sehr recht. Abends bin ich müde, speise in der Kaffeeküche eines Griechen, lese mehrere Wochen alte Zeitungen und gehe dann schlafen. Bitte grüße den Premier von mir, und richte ihm meinen Dank für die Beurlaubung vom Parlament aus.«
            Er hielt es keiner Erwähnung für wert, dass die von Insektenbissen hervorgerufen entzündeten Beulen an seinem rechten Bein abgeklungen waren, während die beiden am linken Bein noch ständig nässten. Gegen Ende der Woche sah er ein, dass sie bös infiziert waren, und fragte einen Apotheker um Rat.
            Der Apotheker empfahl einen Seifenwickel, um den Eiter herauszuziehen, und seine Frau bereitete Lewis freundlicherweise einen solchen Umschlag und sicherte ihn mit einer festen Bandage.
            Ein paar Tage später hatte die Entzündung sich verschlimmert. Die Vermieterin bemerkte Raymonds Hinken und bestand nach einigem Hin und Her darauf, Raymonds Bein zu untersuchen. Die Bandagen hielten dem fließenden Eiter nicht mehr stand.
            Sie entfernte den Verband und schüttelte den Kopf. »Du liebe Zeit. Gehen Sie lieber noch mal zum Apotheker, und lassen Sie es sich aufschneiden.«
            »Was bewirkt das?«
            Sie kniff die Augen zusammen. »Heilung, vermute ich. Nur so können solche Entzündungen abklingen.«
            Raymond staunte. »Sind die hier üblich?«
            »Aber ja. Viele kriegen so was. Die Dinger können ganz schön eklig werden.«
            Die beiden Wunden hatten sich inzwischen zu einer verbunden. Ein Abszess, sagte der Apotheker und schnitt ihn auf, was äußerst schmerzhaft war. Doch

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