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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Torrens zu äußern. Wo sie gingen und standen, schien der Regenwald sie mit seinem mulchigen Boden, dem klebrigen Unterholz und der Unzahl von Fliegen und stechenden Insekten zu bedrängen. Sie schienen Hector nicht zu stören, der aus diesem Grunde auch keine Moskitonetze eingepackt hatte.
            »Hoffentlich geben Sie nicht mir die Schuld, Mr. Lewis«, sagte er grollend. »Eigentlich ist das Packen gar nicht meine Aufgabe.«
            »Nein, nein, nein. Überhaupt nicht, Hector. Dumm von mir, dass ich mich nicht selbst darum gekümmert habe«, sagte Raymond, der das Packen auch nicht für seine Aufgabe gehalten hatte. Er hatte die Mittel zur Verfügung gestellt, aus eigener Tasche, wohlgemerkt, und hatte die Beschaffung der Ausrüstung Snowbridge überlassen.
            Der muskulöse, schwere Hilfspolizist war es offenbar gewohnt, in einer Nische aus wucherndem Grünzeug und fleischigen Ranken in der Hocke zu sitzen. Er brachte ein qualmendes Feuer zustande, auf dem er gehacktes Rindfleisch und Eier in einem Meer von Fett briet, während Raymond Kartoffeln schälte, die ebenfalls gebraten werden sollten.
            »Ich kann gut kochen, das darf ich mit Fug und Recht behaupten«, sagte Hector stolz und reichte Raymond exakt die Hälfte des Abendbrots auf einem Blechteller.
            Die Nacht war unerträglich. Während Hector auf seiner Ölhaut ausgestreckt schnarchte, nahmen Raymonds Schmerzen aufgrund des unebenen Bodens und der Nachtkühle noch zu. Er konnte kein Auge zutun wegen des Stimmengewirrs der unaufhörlich Vorüberziehenden, des Stampfens ihrer Schritte und seines Kampfes gegen die unersättlichen Moskitos.
            Am Morgen war das Kochgeschirr schwarz von Ameisen. Voller Abscheu versuchte Raymond, sie abzuspülen, doch Hector lachte. »Warum tun Sie das? Die Ameisen säubern das Geschirr schon.«
            Und so zogen sie weiter. Über Nacht war das Fleisch schlecht geworden und musste weggeworfen werden. Am nächsten Abend verspeisten sie sämtliche Eier und ihren gesamten Brotvorrat, und zum Frühstück gab es dann nur Speck und Tee. Und am Abend Käse und Tee.
            »Mehr haben wir nicht?«, fragte Raymond und schleppte sich mit müden Knochen ins Zelt.
            »Für mehr haben Sie nicht bezahlt«, antwortete Hector zornig.
            »Guter Mann, hätte ich gewusst, dass mehr Geld erforderlich wäre, hätte ich von Herzen gern bezahlt.«
            »So ist das also! Ich habe mal wieder Schuld!«
            »Hören Sie doch bitte auf damit. Das ist völlig überflüssig. Wir sitzen beide im selben Boot und müssen einfach das Beste daraus machen. Würden Sie jetzt, solange das Wasser im Kessel noch heiß ist, bitte diese Pfanne gründlich auswaschen? Ich bin erschöpft, ich muss mich ausruhen.«
            »Wieso ich?«
            Bestürzt blickte Raymond sich um. »Wie bitte?«
            »Warum soll ich die Bratpfanne abwaschen? Ich hab sie gestern Abend schon abgewaschen.«
            »Ach, zum Teufel! Was soll’s? Waschen Sie sie einfach ab, Hector, bitte. Ich bin zu müde zum Denken.«
            »Nein, sind Sie nicht. Sie denken die ganze Zeit. Sie denken, ich wäre Ihr Diener. Hector, tu dies, und Hector, tu das. Mach die Pferde fest. Mach Feuer …«
            Raymond hob die Hand. »Halt. Wenn Sie das verdammte Ding nicht abwaschen wollen, dann lassen Sie es. Hören Sie bloß um Himmels willen auf, so ein Theater zu machen.«
            »Das tu ich, und ich tu sogar noch mehr. Ich kündige! Wie gefällt Ihnen das?«
            »Tun Sie, was Sie wollen«, sagte Raymond und breitete seine Ölhaut-Unterlage aus. Er war zu müde, um sich zu ärgern.
            Aufgrund seiner extremen Erschöpfung fand er Schlaf, und als er wieder aufwachte, war sein Gefährte fort. Die Pfanne stand gesäubert vor dem Zelt im dampfenden Gras. Hector hatte den restlichen Tee, den Zucker und den ranzigen Käse in zwei Portionen aufgeteilt, und Raymonds Anteil lag in der Pfanne, ordentlich in braunes Papier gewickelt.
            Er brachte es nicht über sich, andere Reisende um Hilfe zu bitten, sondern kämpfte sich allein weiter durch. Von Hunger geschwächt, brauchte er jeden Tag länger in seinem Kampf gegen das Gebirge, bis er eines Abends, als er vom Pferd stieg, auf dem Weg zusammenbrach. Als er erwachte, bemühten sich drei Frauen um ihn. »Drei Gorgonen«,

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