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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Passagieren vorgestellt, nein, Horwood schloss sich ihnen sogar an, wie auch Mrs. Plummer, eine äußerst distinguierte deutsche Dame. Er lauschte begierig all den Geschichten über ihre Erlebnisse an Bord des Schiffes, speicherte jede Einzelheit für seinen Bridge-Club und bedachte nebenbei weniger glückliche Freunde, die vorbeiflanierten und hofften, sich der erlesenen Gesellschaft anschließen zu dürfen, mit kalten Blicken.
            Nur eine kleine Enttäuschung musste er hinnehmen: Sie bestellten freizügig von den besten leichten Weinen des Hotels, wobei Mrs. Caporn eine große Vorliebe für Champagner bewies, und überließen es ihm, die Rechnung für alle zu begleichen. Zum Glück hatte Mrs. Horwood nicht teilgenommen.
             
            Lyle Horwood hatte Grund zum Feiern. Er bestellte Champagner, unter dem Vorwand, der kleinen Mrs. Caporn eine Freude machen zu wollen, denn er durfte sein Geheimnis nicht verraten. Um sich dafür zu entschädigen, beschloss er, sich an diesem Tag ein Vergnügen zu gönnen.
            Erst an diesem Morgen hatte er die Nachricht bekommen, mit der aus seinem früheren Büro in Hongkong nachgesandten Post. Natürlich war man sich bei Oriental der Tragödie bewusst, die über die China Belle , ihrer aller Stolz und Freude, hereingebrochen war, so dass der Brief des Gouverneurs von Hongkong unter den zahlreichen Mitleidsbezeigungen beinahe verloren gegangen wäre. Aber da war er! Lieber Himmel, da war er! Der Gouverneur erfüllte endlich sein Versprechen.
            Als das Mittagsmahl sich dem Ende zuneigte, war Horwood ein bisschen wacklig auf den Beinen … »Ich schwebe wie auf Wolken«, erklärte er dem großartigen jungen Gastgeber, Mr. Ted Soundso.
            »Viel Spaß noch!«, wünschte er den anderen und ging nach oben, um ein ernstes Gespräch mit Constance, in Kürze Lady Horwood, zu führen.
            »Unter diesen Umständen«, erklärte er ihr, »muss ich Raymond Lewis dazu bewegen, mich dem Gouverneur vorzustellen, sobald wir in Brisbane angekommen sind. Kolonialgouverneur ist nicht das Schlechteste. Der Bursche in Brisbane kann genauso gut die Honneurs machen wie Hollis in Hongkong.«
            Dann fiel ihm ein, dass Lewis noch immer in Cooktown weilte. »Zum Teufel mit dem Kerl! Wann kommt er zurück?«
            Seine Frau blieb wie üblich stumm. Sie saß nur auf dem Sofa, starrte ins Leere und nestelte an ihrem Haar. Horwood war froh, dass sie ihn nicht zum Essen begleitet und allen den Spaß verdorben hatte, indem sie herumsaß wie eine leblose Puppe. Der Arzt hatte ihr Medikamente zur Nervenberuhigung gegeben, das weiße Zeug dort auf dem Frisiertisch. Sie erfüllten ihren Zweck, gut; sie weinte nicht mehr und zuckte nicht mehr bei jedem Geräusch zusammen, aber jetzt war sie so verdammt ruhig, dass man keinen Ton aus ihr herausbekam.
            »Sieh zu, dass du zu Verstand kommst, bevor wir nach Brisbane reisen«, sagte er. »Komm darüber hinweg. Mrs. Caporn ist zum Essen gekommen, munter wie eh und je. Wir haben uns die Bäuche gehalten vor Lachen, als sie erzählte, wie sie Neville in Singapur zum Tanzunterricht geschleppt hat.«
            »Ach.«
            »Ja, ach. Du solltest dir eine Scheibe von ihr abschneiden. Ein bisschen mehr Mumm, wenn ich bitten darf.«
            »Es tut mir Leid.«
            »Das sollte es auch. Meine eigene Frau zuckt kaum mit der Wimper, wenn ich ihr erzähle, dass ich in den Adelsstand erhoben werden soll. Als wäre es dir völlig gleichgültig.«
            »Ja, das wird bestimmt sehr schön. Habe ich schon zu Mittag gegessen?«
            »Herr im Himmel! Woher soll ich das wissen? Hast du nicht geklingelt? Tja, jetzt ist es zu spät.«
            Er setzte sich auf die Bettkante und seufzte. Endlich würde er sich Sir Lyle nennen dürfen, aber diese Frau! Lady Horwood, die Marionette. Das ging nicht. Sie musste zu sich kommen, bevor er sie der Gesellschaft von Brisbane vorstellte. Er wollte ihr gerade befehlen, mit dem Packen zu beginnen, als ihm einfiel, dass er in seinem Eifer, den Gouverneur von Queensland kennen zu lernen, kopflos zu werden drohte. Zunächst einmal musste er sich nach Schiffsverbindungen umhören.
            Er legte sich aufs Bett und dachte an diesen Bankmanager. Ted Pask hatte davon gesprochen, dass in Cairns eine Gesellschaft gegründet werden sollte, die in gewerblichen

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