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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Hufeisen, vierblättrige Kleeblätter, Hasenpfoten und Tausende ähnlicher Talismane wurden gut gehütet. Magische Zeichen wurden angebracht, alle Dinge und Menschen, die als glücklos galten, wurden tunlichst gemieden, und Glückspilze mussten sich ständig von weniger Glücklichen berühren lassen, in der Hoffnung, dass ihr Glück ansteckend sei.
            Jake kreuzte jedes Mal, wenn Maisie ihm über den Weg lief, hinter dem Rücken die Finger, aber es nützte nichts. Die Ader begann, sich zu erschöpfen, das Quarzgestein gab immer weniger Gold her. Obendrein hatten Maisie und Theodore sich angewöhnt, wegen ihrer Geldausgaben zu streiten, wenn sie betrunken waren; sie konnte Straßenhändlern mit ihren Hüten und Tüchern und Schmuckstücken nicht widerstehen, und ganz gleich, wie viel Geld ihr Liebhaber ihr gab, sie brauchte oder wollte immer mehr.
            Nach ein paar Wochen sah Jake sich gezwungen, sich in eine ihrer spontanen Streitereien einzumischen, als sie sich an den Haaren zogen, schlugen, kratzten, kreischten und traten – in einem Wirbel von hochgeschlagen Röcken, was Publikum anlockte und ihnen eine Menge Applaus einbrachte.
            Und in diesem Publikum befand sich, breit grinsend, kein anderer als Bartie Lee. Seine Suche nach Jake Tussup hatte ein Ende.
             
            »Schätze, diese Mine ist so ziemlich ausgeschöpft«, sagte Theodore, und Jake musste ihm zustimmen. »Zeit, einen neuen Claim abzustecken, aber dann will Maisie, dass wir durch drei teilen. Sie will auch mit anpacken, verstehst du. Wir sind also zu dritt, ich, Maisie und du, Rory.«
            »Keine Chance. Begreifst du denn nicht, dass sie dich ausnimmt?«
            »Jetzt hör mal zu, Rory. Ich mag Maisie. Sie und ich, wir haben viel Spaß miteinander. Was schadet es, wenn ich in letzter Zeit ein bisschen mehr ausgebe? Hier gibt es noch Gold genug.«
            »Du redest Unsinn. Erst verprügelst du sie wegen ihrer Verschwendungssucht, und jetzt sagst du, sie ist schon in Ordnung.«
            »Und ich habe dir schon mal gesagt«, erklärte Theodore drohend, »dass du dich um deine eigenen Angelegenheiten kümmern sollst, so wie ich mich um meine kümmere.«
            »Dann sorg dafür, dass sie mein Zelt nicht mehr betritt. Ich hab sie schon ein paar Mal dabei erwischt, dass sie dort rumschnüffelt.«
            »Glaubst du, meine Maisie ist eine Diebin?« Theodore packte die Wut. Er schlug mit dem Axtstiel nach Jake, doch Jake war schneller; er packte die Waffe, entriss sie Theodore und schlug sie ihm in die Kniekehlen, so dass er zu Boden stürzte.
            »Versuch so was nie wieder«, knurrte er. »Ich gebe dieser Mine noch eine Woche, und das war’s dann.«
            »Mach deinen Kram doch allein«, schniefte Theodore. »Ich weiß wohl, wann ich nicht mehr erwünscht bin. Ich und Maisie hauen heute ab. Du hältst dich für den großen Boss – tja, wer braucht dich schon? Wir jedenfalls nicht! Verdammt!«
            Jake stapfte davon, griff sich eine Spitzhacke und eine Brechstange und verschwand im Stollen, wo er stundenlang arbeitete, bis er sicher sein konnte, dass die beiden endgültig verschwunden waren. Dann ging er zurück, drehte den Docht in der Laterne hoch und betrachtete die Felswände knapp über dem Boden.
            Seit Tagen hatte er so eine Ahnung, das in diesem Bereich Gold zu finden wäre, doch dieses Mal dachte er nicht daran, mit Theodore und seiner Schlampe zu teilen. Kniend begann er, die Wand mit kleinerem Werkzeug abzuklopfen und zu behauen, er suchte mit aller Sorgfalt, rieb, bis das vertraute Glimmen auftrat. Er lächelte zufrieden.
            Innerhalb weniger Tage hatte er die Mine erneut registrieren lassen. Er dachte an die fröhliche Party an Bord der China Belle anlässlich der Überquerung des Äquators. Sie war ein derartiger Erfolg, dass Kapitän Loveridge versprach, eine weitere Party zu organisieren, wenn sie auf dem Weg nach Brisbane den Wendekreis des Steinbocks überquerten. Damals hatte Jake gegrinst, wohl wissend, dass der Großteil der Mannschaft das Schiff verlassen haben würde, lange bevor sie den Steinbock erreichten. Sie würden an Land sein und nach Gold graben. Doch Steinbock klang sympathisch, ein unscheinbares Sternbild, und es hatte sich als Glückszeichen erwiesen. Die Herzogin also wurde abgeschafft, und der Steinbock nahm ihre Stelle

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