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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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ein.
            Jake begann jetzt, in einer anderen Richtung zu graben, und deswegen musste er sein Zelt woanders aufschlagen und mit seinem Hausstand umziehen. Erst bei dieser Gelegenheit stellte er fest, dass Verschiedenes fehlte: sein Kompass, eine Dollarmünze mit Loch, ein schmaler Ledergürtel, zwei Halstücher und ein gutes Taschenmesser, eine Gabe der Oriental Line. Es war das beste, das er je besessen hatte, mit allen möglichen Werkzeugen ausgestattet, und es trug das Abzeichen der China Belle . Solche Taschenmesser wurden häufig gewissen Herren als Geschenk überreicht, doch die Offiziere achteten streng darauf, dass sie selbst auch zu ihrem Recht kamen. Sogar Loveridge liebte sein Taschenmesser mit dem roten Emaillegriff.
            »Verfluchtes Weib«, knurrte er, war jedoch erleichtert, dass er seine Brieftasche immer gut versteckt hielt. Doch jetzt musste er über die Steinbock-Mine nachdenken. Sollte er sich einen neuen Partner suchen oder ein paar Arbeiter einstellen? In dieser halsabschneiderischen Umgebung behagte ihm weder der eine noch der andere Plan, schon gar nicht, wenn nicht einmal banalste Gegenstände sicher vor Diebstahl waren.
             
            Maisie prahlte gern mit ihrem Taschenmesser, besonders mit den albernen kleinen Werkzeugen vom Korkenzieher bis zur Nagelfeile, einem extrem kleinen Messerchen, einem Pfeifenreiniger und ein paar weiteren Utensilien.
            »Hat es auch eine Mundharmonika?«, fragte ein Spaßvogel in einer Bar.
            »Nein«, antwortete sie. »Du vielleicht?«
            Er lachte. »Zeig mal her.«
            Maisie überreichte es ihm voller Stolz, und er wog es in der Hand. »Wertarbeit, weiß Gott.« Dann betrachtete er das Wappen. »Wer ist China Belle? «, wollte er wissen.
            »Ich natürlich«, zwitscherte sie ganz süß, zog mit den Fingern die Augen zu Schlitzen und stolzierte mit den Hüften wackelnd durch die Bar. »Ich bin die Schönste des Abends, Gott verdammich.«
            Die Männer brüllten vor Lachen, als sie kehrtmachte, um zurückzustolzieren, über die groben Bodendielen stolperte und auf die Nase fiel.
            Ausgerechnet Hector Snowbridge trat vor und half ihr beim Aufstehen.
            »Danke, Kumpel«, sagte sie. »Bekomme ich jetzt bitte mein Taschenmesser zurück?«
            »Ja. Sicher. Schönes Teil. Woher hast du das?«
            »Hab’s von irgend ’nem Kerl gekauft.«
            »Hat er noch mehr davon? Ich hätte selbst gern so eins.«
            »Nee, er hatte nur das eine.«
            »Wer war er? Ich könnte ihn ja mal fragen.«
            »Ich sag’s doch. Mehr hat er nicht.«
            Ein kleiner Mann kam hinzu. »Was treibst du da? Machst dich mal wieder lächerlich?«
            »Nein«, antwortete Maisie mit Nachdruck. »Ich bin über die blöden Dielen gestolpert, und dieser Herr hat mir aufgeholfen. Er ist ein richtiger Gentleman.«
            »Dann soll er abhauen.«
            »Wer soll hier abhauen?«, schnauzte Hector und baute sich vor dem Neuankömmling auf.
            »Ich bin Theodore Tennent«, erwiderte er mit gewichtiger Miene. »Suchst du Streit? Ich war früher Boxer. Ich würde dich zu Hackfleisch verarbeiten, du Bauernlümmel.«
            Gründlich verärgert, aber nicht bereit, um seiner Ehre willen Schmerzen zu erleiden, zog Hector sich in eine Ecke der Bar zurück, ließ die beiden jedoch nicht aus den Augen.
            »Wer ist sie?«, fragte er eine Frau in seiner Nähe.
            »Tennents Hure.«
            »Wer ist Tennent?«
            »Ach, dem gehört die Mine Herzogin drüben beim Eins-Drei-Hügel. Er und sein Partner haben ziemlich viel Glück, aber für Theodore bleibt bestimmt nichts übrig, wenn Maisie mit ihm fertig ist. Dieser Esel.«
            »Wer ist sein Partner?«
            »Keine Ahnung.«
            Hector war der Meinung, er sollte sich diese Mine mal ansehen, um zu erfahren, wer Tennents Partner war. Dass ihm dieses Taschenmesser von der China Belle unter die Augen gekommen war, konnte man nur als Glückstreffer bezeichnen. Er hätte auch die Hure verhaften und ausquetschen können, aber was war, wenn dieser Partner ein Mitglied der Besatzung der China Belle war? Er wollte ihn schließlich nicht aufschrecken.
            Gespannt stapfte er hinüber zum

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