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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Goldfeldern auftaucht. Ich selbst bin mit einem Regierungsabgeordneten hergekommen, einem echten. Viel höher kann man in diesem Land gar nicht aufsteigen.«
            Bartie nickte und stapfte weiter, dankbar für die japanischen Sandalen, die er erst vor ein paar Tagen von einem Karren gestohlen hatte. Sie gaben ihm ein gewisses Gefühl der Authentizität.
             
            Bis zu den Burrows mussten wie mehr als zwei Meilen laufen, aber Fußmärsche hatten Hector noch nie abgeschreckt. Er pflegte zu sagen, dass Füße eben dafür geschaffen seien, und er lachte über Kerle, die zu Pferde zum Pub ritten. Was ihn wiederum daran erinnerte, dass er sein Pferd im Hof hinter dem Cock-and-Bull-Pub zurückgelassen hatte, wo er die Frau mit dem China-Belle -Messer getroffen hatte. Das war die heißeste Spur … Er genoss den Begriff »heiße Spur« und kam sich vor wie einer von diesen Detektiven, die Kriminalfälle lösten.
            Er beschloss, so vorzugehen, dass er Tussup über Mr. Tokyo-san zu fassen bekam, und falls es dann nicht Tussup war …
            »Aber es kann doch nur Tussup sein, oder?«, brummte er vor sich hin, ohne den dunklen Japaner vor ihm aus den Augen zu lassen.
            »Ich denke schon«, gab er sich selbst die Antwort. »Aber wenn nicht, dann weiß der Partner von diesem Ziegenbock Tennent vielleicht noch was. Er muss das China-Belle -Messer doch gesehen haben. Oder er hat es ihr sogar verkauft, bei Gott!«
            Die Begeisterung beschleunigte seine Schritte, als sie auf einen Weg und dann auf eine von Asiaten jeglicher Herkunft bevölkerte Straße einbogen, und er tippte dem Diener auf die Schulter.
            »Lauf nicht so weit voraus. Ich bin nicht den ganzen Weg hierher gekommen, um dich dann aus den Augen zu verlieren.«
            Er war froh über seine guten Stiefel – der Weg war so ausgetreten, dass überall spitze Steine herausragten –, doch der Diener bedeutete ihm, ihm einen steilen Abhang hinunter zu folgen, was ihm rutschend und stolpernd und mit einem todesmutigen Sprung in die Tiefe schließlich auch gelang.
            Wütend schrie er seinen Führer an, doch dann erkannte er, dass sie eine Art Abkürzung genommen hatten; während der Weg sich in Serpentinen nach unten wand, waren sie bereits am Rande der Ansammlung von Hütten und Bretterbuden angelangt.
            »Gut, wie?« Der Diener grinste. »Hat uns viel Zeit erspart. Wir gehen jetzt schneller.«
            Als sie in die gedrängt vollen Gassen eintauchten, hielt Hector den Diener erneut zurück. »Wir gehen schneller? Hier können wir nicht schnell gehen. Was treiben all diese Leute hier? Können wir nicht einen anderen Weg nehmen?«
            Nie im Leben hatte Hector solche Menschenmassen erlebt! Sie ergossen sich aus jeder Abzweigung und von jeder Ecke her, sie standen in Massen vor Straßenständen, sie saßen am Wegesrand, sie drängten sich an schwankenden Bündeln auf Stöcken vorbei, zwangen ihm zum Ausweichen, wenn er sich nicht ein Auge ausstechen lassen wollte. Es war wie ein Waten gegen den Strom, gegen die steigende Flut. Er sah den Diener weiter vorn und rief nach ihm, erhielt zur Antwort aber nur ein fröhliches Winken, und so drängte er weiter, beeilte sich, so gut er konnte, Schritt zu halten, bis nicht mehr zu leugnen war, dass er den Mann aus den Augen verloren hatte. Dass er wohl in eine Gasse abgebogen war, deren Einmündung er, Hector, übersehen hatte. Er machte kehrt und drängte in die Gasse hinein, stolperte über Körbe und Eimer, taumelte gegen offene Bretterbuden, verfing sich in Streifen von Rindfleisch, die über der Gasse aufgehängt waren, erzwang sich wütend den Zugang zur nächsten Abzweigung, in eine weitere bevölkerte Gasse.
            Hector hatte sich verirrt. Er drehte sich ärgerlich um die eigene Achse, verfluchte den dämlichen Diener, der nicht einmal fähig war, eine so simple Aufgabe zu bewältigen, und hielt Passanten an, fragte sie nach dem Weg, nach der Wohnung des Mr. Tokyo-san.
            Einige lächelten, die meisten ignorierten ihn, doch er verlangte beharrlich nach einer Wegbeschreibung, bis eine Frau wütend wurde, ihn anschnauzte und fortjagte. Da stand er in der Menge und sah zu, wie ein Chinese auf blinkenden goldenen Waagschalen Alluvialgold abwog, und er fragte sich, ob auch dieser Bursche falsche Gewichte benutzte wie so viele auf den

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