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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Ich habe auf eine erhöhte Promenade aus Holzbohlen und eine Wellblechüberdachung bestanden. Daran können die Ladenbesitzer große Leinenmarkisen befestigen, um die Fußgänger nicht nur vor einem Wetter wie heute zu schützen, sondern auch vor der Sonne.«
            Um den Filialleiter der Bank zu beeindrucken, hätte er noch hinzufügen können, dass die Stege zudem über Stiefelkratzer, Schirmständer und Pfosten zum Festbinden der Pferde verfügen würden, aber er beschloss, es mit seinem Märchen nicht zu übertreiben.
            »Gut, dass wir noch nicht mit dem Bau begonnen haben«, meinte Pask, als sie von der Hotelhalle aus in den prasselnden Regen hinausblickten. »Dieses Wetter würde alles ruinieren.«
            »Ja, doch wir können gewiss anfangen, wenn der Boden wieder trocken ist«, erwiderte Neville, obwohl er insgeheim hoffte, dass es noch mindestens einen Monat weiterregnen würde. Esme war zurzeit recht schwierig und weigerte sich, Cairns jetzt schon zu verlassen. Das Problem war, dass sie selbst nicht wusste, was sie eigentlich wollte. Im einen Moment verlangte sie, nach Hongkong zurückzukehren, im nächsten beschloss sie dann, lieber hier zu bleiben – beides unerfüllbare Wünsche.
            Neville befürchtete, sie könnte – ein wenig zu spät – ihr Gewissen entdeckt haben. Allerdings kam er nicht dahinter, was sie in diesem Zusammenhang von ihm erwartete. Er hatte versucht, ihr zu erklären, dass sie keine Betrüger seien. Sie schadeten niemandem. Kein Mensch erlitte einen Nachteil. Die Leute kauften ihnen Waren ab oder investierten bereitwillig in ihre Bauvorhaben. Niemand würde dazu gezwungen. Außerdem handle es sich bei den Investoren um Personen, die sich dies auch leisten könnten. So sei es eben im Geschäftsleben. Auch Ladenbesitzer kassierten Wucherpreise. Und schließlich sei es an der Tagesordnung, dass Unternehmen Bankrott machten und Geschäftsanteile an Wert verlören.
            »Dein so genanntes Gewissen, mein Schatz, hat dich ganz durcheinander gebracht. Wenn du dich unbedingt schuldig fühlen willst, schau doch aus dem Fenster und sieh dir die armen Schwarzen an, die unter den Bäumen da drüben Schutz suchen. Bis vor Kurzem war dies noch ihr Land. Sie waren hier zu Hause. Dann wurden sie abgeschlachtet, vertrieben, all ihrer Habe beraubt und dem Hungertod preisgegeben. Und durch wen? Durch die Leute, die diese Stadt gegründet haben. Und kümmert diese Leute das? Nicht die Spur. Warum also hast du ein schlechtes Geissen, wenn wir die Weißen hier um ein paar Pfund erleichtern? Ich wette, die Schwarzen würden uns zujubeln.«
            Sie hatte ihm diesen Einwand zwar nicht ganz abgenommen, war aber ein wenig beruhigt.
            »Vermutlich macht sich jeder in der ein oder anderen Weise schuldig«, erwiderte sie traurig.
            »Nein. Nur wenn man es darauf anlegt, sich selbst und seinen Mitmenschen den Tag zu verderben.«
            »Ich verderbe dir also den Tag?«
            »Offen gestanden, ja. Wir amüsieren uns nicht mehr. Es muss an dieser Stadt liegen. Es gibt nichts zu tun, und der verdammte Regen schlägt einem aufs Gemüt. Wenn wir hier weg sind, wirst du dich besser fühlen. Was hältst du davon, im besten Hotel von Sydney Town zu übernachten? Wir können uns das leisten.«
            Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit sah er einen Funken in ihren traurigen Augen aufblitzen. »Wir kaufen dir ein wunderschönes Kleid«, fuhr er deshalb fort. »In welcher Farbe?«
            »Gold«, antwortete sie kühn. »Ich will ein goldenes Kleid. Goldener Satin mit Rüschen aus goldenem Tüll. Und dann schwebe ich auf goldenen Schuhen dahin.«
            »Du wirst hinreißend aussehen. Natürlich bekommst du dazu auch in Gold gefasste Diamantohrringe.«
            Es war ein Spiel, das sie häufig spielten, um sich aufzumuntern: Sie malten sich in allen Einzelheiten einen traumhaften Abend aus – das Essen, die Kellner, die Musik. Diesmal ließ Neville seiner Fantasie freien Lauf, denn nun war es wirklich möglich. Sie hatten genug Geld, um sich in Sydney nach Herzenslust zu amüsieren.
            Esmes Stimmung besserte sich. Sie lachte sogar, als er den eingebildeten Champagner mit der Beschwerde, er sei bereits »abgestanden«, zurückgehen ließ. Dann jedoch hielt sie plötzlich inne. »Meinst du das ernst?«
            »Alles bis hin zu dem goldenen Kleid,

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