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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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mein Schatz.«
            »Kann ich dir etwas sagen?«
            »Was gibt es?«
            »Clive Hillier hat mir eine Stelle als Einkäuferin für die Damenabteilung angeboten. Er findet, dass ich einen ausgezeichneten Geschmack habe. Ich könnte auf seine Kosten nach Brisbane und nach Sydney fahren, um die Kleider auszuwählen. Wäre das nicht ein Traum? Er sagt, alle Warenhäuser hätten Einkäufer, und das hört sich für mich sehr glaubhaft an.«
            Neville merkte auf. Dieser Hillier war ein aalglatter Bursche. Da noch einige Zeit vergehen würde, bis die Frauen in diesem Städtchen im Busch mehr brauchten als Röcke, Blusen und Schnürstiefel, war der Vorschlag dieses Dreckskerls nichts weiter als ein Luftschloss und weckte Nevilles Argwohn.
            »Was wohl seine Frau davon halten wird?«, fragte er deshalb. »Zweifellos eignest du dich wegen deines ausgezeichneten Geschmacks vorzüglich für diese Aufgabe. Aber vielleicht möchte Mrs. Hillier den Einkauf ja selbst übernehmen.«
            Esme runzelte die Stirn. »Wie ich gehört habe, Nev, ist sie auf ihre Weise recht hübsch, kleidet sich aber schrecklich unscheinbar. Angeblich hat sie nie etwas anderes an als die hiesige Uniform aus Bluse, Rock und einem langen, scheußlichen Regenmantel.«
            »Warum laden wir die beiden dann nicht zum Essen ein, damit wir alles besprechen können?«
            »Glaubst du, er meint es nicht ernst?«, gab sie zurück.
            »Ganz im Gegenteil. Ich wette, er würde es gern tun, wenn er könnte, weil du einen guten Geschmack hast. Und er ebenfalls.«
            Sie sah ihn eine Weile verständnislos an und brach dann in Gelächter aus. »Du bist ein schlauer Bursche. Gut, dann lade sie ein. Aber du darfst dich nicht aufregen, wenn er mir schöne Augen macht. Ich brauche ein bisschen Spaß, das hast du doch selbst gesagt.«
            Neville war es zufrieden. Denn im Augenblick empfand er Hilliers Interesse an seiner Frau als ein Geschenk des Himmels.
             
            Seit ihrer Ankunft in Cairns war Emilie todunglücklich. Sie hatten eine vorübergehende Unterkunft in einer Arbeiterhütte gefunden; vor ihnen hatten Landvermesser darin gewohnt, die weitergezogen waren, nachdem sie den Grundriss der Stadt entworfen hatten. Das winzige Häuschen mit den zwei Zimmern hätte Emilie nicht gestört, denn schließlich sollte es nicht für immer sein, und es war außerdem noch nichts anderes zu bekommen. Der ständige Regen machte ihr ebenfalls nichts aus; auch in Maryborough regnete es zuweilen heftig. Allerdings hatte sich Clive verändert, sobald sie an Land gegangen waren. Vom ersten Moment hatte er Emilie seine wahren Gefühle wegen ihres Versuchs, sich von ihm zu trennen, spüren lassen: Er war außer sich vor Wut und zudem empört und fest entschlossen, seine Frau für diese Demütigung zu bestrafen. Immerhin hatte sie ihm sein Geld wegnehmen wollen!
            Sämtliches Mobiliar, ihre übrige Habe und auch die Sachen, die Emilie ihm bereits zugeschickt hatte, ließ er in ein Lagerhaus am Hafen bringen.
            »Jetzt ist alles beisammen, Emilie, richtig? So, wie es sich gehört. Und so wird es auch bleiben.«
            Als sie in der Tür des Lagerhauses verharrte und nur mit dem Kopf nickte, packte er sie am Arm und zerrte sie nach draußen.
            »Du antwortest gefälligst, wenn ich mit dir rede. Verstanden? Ich dulde in meinem Hause keine Meuterei mehr. Und jetzt sag etwas.«
            Sie zuckte zusammen, als sein Griff fester wurde. »Ja«, flüsterte sie. »Ja.«
            Während des ganzen Weges vom Hafen und durch die Straßen der regennassen Stadt fuhr er fort, sie zu beschimpfen, ihr zu drohen und sie davor zu warnen, ihn noch einmal aufs Kreuz legen zu wollen.
            Emilie, die sich unter einen Regenschirm duckte und mühsam mit ihm Schritt hielt, war flau vor Angst. Sie gab sich selbst die Schuld dafür, dass sie sich in diese Lage begeben hatte. Warum war sie so dumm gewesen, ihn hierher zu begleiten? Schließlich hätte er sie schlecht gewaltsam aufs Schiff schleppen können. Dann jedoch hielt sie sich vor Augen, dass sie wohl kaum hier bleiben könnte. Er hatte alles Geld an sich genommen und ihr das Haus über dem Kopf weg verkauft. Wie so oft ließ sie seine Tiraden schweigend über sich ergehen und dachte dabei an etwas anderes. Diesmal war es

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