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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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daran, dass ich höhere Decken verlangt habe. Und Fenster fürs Zwischengeschoss.«
            »Was machen wir mit den Vorhängen?«
            »Gar nichts. Läden müssen keine Vorhänge haben. Damit können wir noch eine Weile warten.«
            Sie fand das zwar ziemlich seltsam, aber nicht so wichtig. Es würde ohnehin schwierig werden, in ihrem winzigen Haus Vorhänge zu nähen. Offenbar brauchten die Landvermesser in den neuen Siedlungsgebieten für ihr Nomadenleben nur Platz zum Kochen und zum Schlafen. In dem Haus gab es keine Wandschränke, und das Schlafzimmer war so klein, dass das Bett den gesamten Raum vollstellte, was ein Auspacken unmöglich machte; ständig mussten sie über ihre Koffer klettern.
            »Ja, die Vorhänge können warten«, meinte sie. »Aber mich würde interessieren, ob du dir schon ein Grundstück für unser Haus ausgesucht hast.«
            »Habe ich. Es liegt einen großen Häuserblock weiter die Straße hinunter. Wenn die Arbeiter mit dem Laden fertig sind, können sie mit dem Haus anfangen.«
            »Das ist schön.« Emilie hätte gern gewusst, wo genau das Haus stehen würde, war aber fest entschlossen, keinen Streit zu riskieren. Sie würde es schon noch herausfinden. Sie schlenderten auf die andere Straßenseite, um das Gebäude von dort aus in Augenschein zu nehmen, und da Clive so ruhiger Stimmung war, nahm sie ihn am Arm.
            »Ich freue mich über das Haus, denn wir werden bald mehr Platz brauchen. Ich bekomme nämlich ein Baby, Clive.«
            Überrascht sah er sie an und nickte dann. »Wurde langsam Zeit! Ich muss die Verputzer finden und sie für morgen herbestellen, da die Fenster nun eingesetzt sind. Du kannst eigentlich schon nach Hause gehen.«
            Mit diesen Worten winkte er den Handwerkern zu und marschierte davon.
            Emilie seufzte auf. Wahrscheinlich sollte sie zufrieden sein. Gleichgültigkeit war allemal besser als schlechte Laune oder noch Schlimmeres.
            Allerdings kehrte sie nicht sofort zu der Hütte zurück, sondern erkundete die Stadt und stellte erfreut fest, dass sich seit ihrer Entscheidung, ein Bekleidungsgeschäft zu eröffnen, keine Konkurrenz am Ort niedergelassen hatte. Sie kaufte Lebensmittel ein, bat, alles zur Hütte zu liefern, und ging am Ufer entlang nach Hause. Noch nie war Emilie so weit im Norden gewesen. Aus England war sie direkt nach Maryborough gekommen, das sich in jeglicher Hinsicht von diesem Städtchen hier unterschied. Und trotz des grauen, nebligen Tages war sie fasziniert von ihrer ersten Begegnung mit den Tropen.
            Als Clive zum Mittagessen zu Hause erschien, schob er ihr die Rechnungen des Glasers, des Zimmermanns, des Holzhändlers, des Dachdeckers und der übrigen Handwerker hin und wies sie an, alles zu bezahlen und über die Ausgaben Buch zu führen.
            »Dein Haushaltsgeld eingeschlossen«, sagte er. »Und zwar auf einem gesonderten Blatt.« Dann lachte er auf. »Das Gute an diesem Drecksloch hier ist, dass es kaum Miete kostet.«
            Es machte ihr Spaß, die Buchführung für den neuen Laden einzurichten, da sie so wenigstens etwas zu tun hatte. Clives Papiere zu ordnen, die Rechnungen herauszusuchen und zu ermitteln, welche davon noch bezahlt werden mussten, dauerte nicht lang. Allerdings entdeckte sie zwischen den Unterlagen eine Quittung über fünfhundert Pfund, die an Apollo Properties ausgezahlt worden waren. Emilie verstand nicht, worum es hierbei ging. Mit dem neuen Haus konnte es nichts zu tun haben, da in dieser Stadt ganze Häuserblocks ja nur zwei oder drei Pfund kosteten. Deshalb waren sie schließlich hier. Den langen Häuserblock im Stadtzentrum hatten sie für lediglich fünfzehn Pfund gekauft. Fünfhundert! Das musste ein Irrtum sein. Am besten war es wohl, wenn sie im Büro von Apollo vorsprach, um sich danach zu erkundigen. Doch die Adresse war, wie hier üblich, nur mit »postlagernd« angegeben, denn es gab noch keinen Zustelldienst. Und – wie Emilie sich vor Augen hielt – auch kein Wasserwerk, keine Schule, keine Bibliothek … Sie erinnerte sich daran, wie sie sich nach den Bequemlichkeiten in London erst an das Leben in einer australischen Provinzstadt hatte gewöhnen müssen. Und ihr wurde klar, dass das nun wieder von vorn losgehen würde, denn das Land hier musste erst noch erschlossen werden.
            Die Quittung war mit E. Caporn

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