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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Verstärkung hier, aber es war einen Versuch wert.
            »Und wird Wu Tin Sie begleiten?«
            »Nur bis nach Cooktown. Danach brauche ich ihn nicht mehr.«
            Grinsend fuhr Mal auf Chinesisch fort und betete, dass Wu Tin, der nur einen ländlichen Dialekt beherrschte, zumindest einen Teil davon verstehen würde. Bestimmt hatte er inzwischen ein wenig Hochchinesisch aufgeschnappt, auch wenn er im Englischen nicht sehr weit gekommen war.
            »Meinen Sie, Wu Tin weiß zu viel über Sie, als dass Sie ihn mitnehmen könnten?«
            Belustigt über den Sprachwechsel, antwortete Chang, ebenfalls auf Chinesisch. »Genau. Ich bin ein Mann, der nichts dem Zufall überlässt. In Cooktown muss er für mich als Zeuge aussagen, aber dann …« Er zuckte die Achseln.
            »Er wird dich töten, Wu Tin!«, rief Mal auf Chinesisch. »Hast du das gehört?«
            Wu Tin kam aus dem Gebüsch gestürmt, doch Chang trat, die Waffe immer noch auf Mal gerichtet, so rasch beiseite, dass der Diener an ihm vorbeistolperte und wohl gestürzt wäre, hätte er ihn nicht gepackt und festgehalten.
            »Was hast du hier zu suchen?«, herrschte Chang Wu Tin in dessen heimischem Dialekt an, als wäre sein Diener ein Kind. »Warum mischst du dich in meine Angelegenheiten ein?«
            »Sie wollen mich töten!«, kreischte Wu Tin. »Ich habe es selbst gehört! Ich wusste es. Man hat mich gewarnt, Ihnen nicht zu vertrauen.«
            »Du hast gar nichts gehört. Wie kannst du es wagen, solche Vorwürfe gegen mich zu erheben? Du störst mich hier. Ich muss im Auftrag von Herrn Xiu etwas erledigen, und du behinderst mich dabei, du Wurm. Wenn ich das melde …«
            »Sie treffen mit diesem Mann Vereinbarungen hinter meinem Rücken.«
            »Vereinbarungen mit einer Pistole, du Narr. Ich bin hier, um ihn auf Befehl von Herrn Xiu und Herrn Li umzubringen. Und da musst du hereinplatzen …«
            Mal bemerkte, wie wütend Wu Tin war, was darauf hinwies, dass er zumindest einen Teil seiner Warnung verstanden hatte. Allerdings gelang es Chang offenbar, ihn zu beruhigen. Der Mund mit dem breiten Kiefer blieb dem Diener offen stehen, während er sich bemühte, die Vorgänge zu begreifen.
            »Er wird dich auch töten!«, rief Mal Wu Tin zu. Ein folgenschwerer Fehler.
            »Ha, hast du ihn gehört?«, meinte Chang herausfordernd zu Wu Tin. »Er hat ›auch‹ gesagt. Er weiß genau, dass ich ihn umbringen muss, und deshalb versucht er, sich aus der Affäre zu ziehen. Du gehst jetzt zurück zum Schiff. Verschwinde!«
            Wu Tin, der den komplizierten Vorgängen nicht mehr folgen konnte, sah keine andere Möglichkeit, als zu gehorchen. Er wandte sich schon zum Gehen, drehte sich dann aber noch einmal um. »Wenn das mit Ihren Befehlen stimmt, tun Sie es doch! Dann weiß ich, dass Sie keine heimlichen Vereinbarungen mit diesem Mann treffen. Vielleicht bezahlt er Ihnen ja mehr als Herr Li, und ich könnte etwas davon abbekommen.«
            »Es hat nichts mit Geld zu tun. Ich muss ihn töten.«
            »Dann bringen Sie es schnell hinter sich. Warum verschwenden Sie so viel Zeit? Wir sollten das Schiff nicht verlassen. Das hat unser wahrer Freund gesagt. Der hier ist kein Freund. Erledigen Sie ihn endlich.«
            »Gleich«, erwiderte Chang, und Mal wünschte verzweifelt, das Gespräch verstehen zu können. Allerdings hörte er Zweifel in Changs Tonfall. Chang und Zweifel? Seit wann denn das? Als die Waffe zu zittern begann, machte Mal sich ernsthaft Sorgen.
            »Ist sie geladen?«, fragte er. Er sah Changs Finger am Abzug, spürte, wie der Schweiß ihm unter dem Hemd hinablief, und hielt sich sprungbereit. Jetzt, dachte er. Jetzt!
            Doch Wu Tin überraschte sie beide.
            Er machte einen Satz auf die Waffe zu, aber nur Chang begriff, was er wollte. »Wenn Sie ihn nicht töten, tue ich es!«, kreischte Wu Tin voller Angst.
            »Nein, nein!«, rief Chang.
            Es gab keinen Kampf; Wu Tin war zu schnell gewesen. Im selben Moment, als Mal sich zur Seite warf, bekam der Diener die Waffe zu fassen, und seine kleinen, starken Finger krümmten sich um den Abzug. Er zielte auf Mal, der bereits die Flucht ergriff, drückte wieder und wieder ab und hörte auch nicht auf zu schießen, als Chang versuchte, ihm

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