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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Die haben Besseres zu tun.«
            »Es sind und bleiben Flughunde!«, beharrte Lulu und beäugte argwöhnisch den Himmel. »Bei denen muss man die Beine in die Hand nehmen.«
            »Heute sind Sie außer Gefahr. Kommen Sie, ich begleite Sie zum Tor. Das ist das Mindeste, was ich für Sie tun kann, nachdem Sie mich so köstlich bekocht haben.«
            Sie nickte und nahm seinen Arm. »Gut, aber wir müssen uns beeilen!«
            »Wann kommt Jesse von der Arbeit nach Hause?«, erkundigte sich Mal, während er das Tor schloss.
            »Er muss Überstunden machen. Vielleicht um neun, wenn er nicht in den Pub geht.«
            »Sehr gut«, erwiderte Mal. »Dann warte ich noch auf ihn.«
            Er kehrte zum Haus zurück, lief die Vortreppe hinauf und verscheuchte die Insekten, die die Hängelampe umschwirrten. Als er hinter sich eine Stimme hörte, war er überrascht, denn schließlich war Lulu gegangen und das Haus nun leer.
            Er wirbelte herum und sah zu seinem Erstaunen Chang außerhalb des Lichtkegels auf dem Gartenpfad stehen.
            Beinahe hätte Mal ihn gefragt, wie er denn freigekommen sei, biss sich aber noch rechtzeitig auf die Zunge. Offiziell wusste er ja nicht, dass die beiden Chinesen vorübergehend in der Festung gelandet waren. Jesse hatte ihm mitgeteilt, alles klappe wie am Schnürchen.
            »Was tun Sie hier?«, erkundigte er sich stattdessen. Wie hatten die beiden das bloß geschafft?
            »Ich möchte mich von Ihnen verabschieden, Mr. Willoughby. Morgen Früh verlasse ich die kranke Stadt. Ich segle nach Norden und von dort aus über Singapur in meine Heimat China. Dort bin ich glücklicher als in diesem Land, wo ich die Lebensweise der Menschen nicht verstehe.«
            »Das verstehe ich gut«, brummte Mal.
            »Sie zum Beispiel wünschten Tussup den Tod. Und dann, nachdem es geschehen war, haben Sie Ihre Meinung geändert. Sie enttäuschen mich.«
            »Was wollen Sie von mir, Chang?« Mal kam die Stufen hinunter auf ihn zu.
            »Ich habe einen weiteren Auftrag. Meine Mission ist noch nicht erfüllt.«
            Als Mal die Pistole bemerkte, die der Chinese unter seinem Hemd hervorgeholt hatte, erstarrte er kurz. »Wollen Sie mich erschießen?«
            »Bedauerlicherweise ja. Wissen Sie, meine Gönner verlangen mehr von mir, als mir zu Beginn meiner Reise klar war. Wie man mir erläuterte, hat die Dame Xiu Ihnen zwar nicht verziehen, wünschte Ihnen aber nichts Böses. Ihre Befehle lauteten lediglich, die Matrosen zu beseitigen, die ihre Tochter auf dem Gewissen haben. Die Absichten des Ehemannes, Ihres Schwiegervaters also, stehen jedoch auf einem anderen Blatt. Er soll ein ungnädiger Mann sein. Nachdem wir Bartie Lee erledigt hatten, erfuhr ich, dass er Ihren Namen ebenfalls auf die Liste gesetzt hatte, weil Sie seine Tochter nicht beschützt haben.«
            »Und weiter?«
            »Machen Sie es mir doch nicht so schwer«, seufzte Chang. Obwohl er sich weiter im Schatten hielt, konnte Mal die Pistole schimmern sehen. »Es bedrückt mich sehr, und ich muss Ihnen als Freund gestehen, dass ich über diesen Befehl gar nicht erfreut war. Bitte mir glauben Sie mir, dass ich zu protestieren versucht habe.«
            »Das kann ich mir denken«, höhnte Mal.
            »Ja. Aber ich habe darüber meditiert und bin zu zwei Schlüssen gelangt, die ich Ihnen gern erklären möchte. Der erste liegt auf der Hand: Wenn ich den Auftrag nicht ausführe, ist mein eigenes Leben in Gefahr. Der zweite lautet, dass Sie seit dem Tod Ihrer geliebten Frau von geborgter Zeit gelebt haben. Vielleicht ist es so für Sie besser zu verstehen, Mr. Willoughby. Zumindest wissen Sie, dass Ihre Rache erfolgreich war. Alle Verbrecher haben vor Ihnen das Zeitliche gesegnet und sind in einer anderen Welt.«
            »Und Sie gehen davon aus, dass Sie mich töten und dann einfach an Bord eines Schiffes spazieren und das Land verlassen können?«
            »Das ist ein Kinderspiel.«
            Inzwischen hatten sich Mals Augen an die Dunkelheit gewöhnt, und als er im Gebüsch hinter Chang eine Bewegung bemerkte, blickte er in diese Richtung; er erkannte Wu Tins glänzende schwarze Pantoffeln. Allerdings konnte er nicht sagen, ob Chang von der Gegenwart seines Dieners wusste. Vielleicht war Wu Tin ja zur

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