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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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erledigen. Sie muss da raus.«
            »Leichter gesagt als getan.«
            »Ich weiß. Wie lange wollen Sie in Brisbane bleiben, Es?«
            Die Frage kam überraschend, und Esme wagte den Sprung ins kalte Wasser. »Ich kehre nicht nach Cairns zurück. Alle sind sehr nett dort, und bald wird es wieder ein reizendes Städtchen sein. Aber für mich ist das nichts.«
            »Bevorzugen Sie große Städte?«
            »Nicht unbedingt. Ich weiß darauf noch keine Antwort und fühle mich irgendwie ziellos. In Cairns hatte ich nichts anderes zu tun als herumzuspazieren und die feine Dame zu spielen.«
            Er legte die Arme um sie. »Und Sie spielen nicht gern die feine Dame?«
            »Jedenfalls nicht dauernd.«
            »Was würden Sie am liebsten tun?«
            Esme lächelte zu ihm hinauf. »Im Augenblick würde mir das genügen«, meinte sie und küsste ihn zart auf die Lippen. Es war ein Risiko, denn sie wusste nicht, was sie erwartete. Eine peinliche Situation? Zurückweisung? Doch jetzt war es zu spät, die Karten lagen auf dem Tisch.
            Mal erwiderte ihren Kuss leidenschaftlich und liebevoll und ohne sich auch nur im Geringsten um das missbilligende Zischen zweier Passantinnen zu kümmern. Grinsend sah er die Damen an und wünschte ihnen einen schönen Tag.
            »Dein guter Ruf ist jetzt ja wohl dahin, Es«, kicherte er.
            »Lass das mal meine Sorge sein.«
            Arm in Arm wie ein Liebespaar, schlenderten sie zum Ende des Parks und zurück und plauderten dabei über dies und das, zum Beispiel über das Hotel und über Constance. Schließlich jedoch hielt Esme es nicht mehr aus. »Du sagst kein Wort mehr über Jake Tussup. Woran liegt das?«
            »Weil ich dazu nichts zu sagen habe. Noch nicht. Wann reist Eleanor übrigens heim?«
            »In etwa einer Woche. Ich glaube, sie würde gern mehr für Constance tun.«
            »Warum nimmt sie Lavinias Einladung nicht an, im Hause Lewis zu wohnen?«
            Sein Tonfall war belustigt, und Esme wusste nur zu gut, warum er wollte, dass Eleanor allein zu den Geschwistern Lewis übersiedelte und sie in dem Doppelzimmer im Hotel zurückließ.
            »Weil Raymond für sie schwärmt und sie ihn nicht kränken will«, erwiderte sie. »Sie interessiert sich nicht für ihn.«
            »Wirklich nicht?« Mal wahr ehrlich überrascht. »Das muss ich Jesse erzählen. Er schmachtet sie nämlich seit ihrer ersten Begegnung an, hält aber Raymond für den Favoriten.«
            »Tja, dann kannst du ihm sagen, dass von dieser Seite keine Gefahr droht. Das wäre nett. Eleanor und Jesse. Sie interessieren sich beide für Literatur. Und wenn es zwischen ihnen klappt, wäre das nur ein weiterer Grund für mich auszuziehen. Ich möchte nicht das fünfte Rad am Wagen sein.«
            Am Tor küsste er sie auf die Wange. »Los, sonst kommst du noch zu spät zum Abendessen.«
             
            Am Abend spielten sie mit anderen Gästen im Salon Karten. Mal fand, dass Esme mit ihrem vorn leicht gewellten und hinten zu einer glänzenden Krone aufgesteckten Haar hinreißend aussah. Sie hatte die Frisur mit winzigen rosafarbenen Rosenknospen verziert, was auf ihn sehr romantisch wirkte, vor allem weil es den Blick auf die rosafarbene Rose im tiefen Dekolleté ihres Kleides lenkte.
            Er wusste, dass er vorhin zu locker und kumpelhaft gewesen war, nachdem sie ihn geküsst hatte, und es war wirklich eine unbeschreibliche Freude gewesen, ihren Kuss zu erwidern. Dann jedoch hatte er versucht, Zeit zu gewinnen. Er hatte nicht gewusst, was er sagen sollte. Besser gesagt: Er war unentschlossen. Dass sie einander anzogen, spürte er schon seit längerem, und er hatte geahnt, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sich etwas daraus ergeben würde. Wie heute. Und wenn es nur für wenige Minuten war. Allerdings fragte er sich auch, ob sie einander nicht nur als Ablenkung von ihrer Trauer benutzten und ob das Bedürfnis nach Trost nachlassen würde, wenn der Schmerz allmählich verebbte. Außerdem durfte er nicht vergessen, dass Nevilles Tod noch gar nicht so lange zurücklag.
            Was ihn selbst betraf, konnte er an etwas Trost nichts Schlechtes finden. Aber was war mit Esme? Er wollte ihr Vertrauen nicht missbrauchen. »Vielleicht sollte ich ein ernstes Gespräch

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