Wind des Südens
und sie reden darüber. Insbesondere die Mitarbeiter der Anstalt«, log er, »die gern mit einer prominenten Patientin wie Ihrer Frau prahlen.«
»Prominente Patientin!«, keuchte Lyle. »Meine Frau?«
»Ja. Und was hindert sie daran? Aber, Sir Lyle, hören Sie mir zu … Sie wissen, dass ich von allen Menschen an Bord der China Belle den größten Verlust erlitten habe.«
»Guter Gott! Sagen Sie jetzt bloß nicht, Sie wollten mich verklagen. Oriental hat ohnehin schon genug Schwierigkeiten …«
Mal schüttelte den Kopf. »Nein, das liegt nicht in meiner Absicht. Kein Geld kann meine geliebte Frau wieder lebendig machen. Aber meine Leidensgenossen liegen mir am Herzen. Auch Sie. Wir alle haben auf die eine oder andere Weise Schlimmes durchgemacht.«
»Da haben Sie Recht«, brummte Lyle. »Und die Sache nimmt einfach kein Ende. Jetzt muss ich sogar noch einmal zurück nach Hongkong. Wir haben auch noch ernste Probleme mit der Versicherung.«
»Die Person, die nach mir am meisten in Mitleidenschaft gezogen wurde, ist Ihre Frau. Sie braucht Hilfe, aber sie ist sehr unglücklich in … Sie wissen schon, in der Klinik. Tja … Sie kennen doch sicher Lavinia Lewis.«
»Ja, eine sympathische Frau. Sie wollte mir mit meiner Bibliothek helfen, ist aber nie erschienen.«
»Lavinia findet auch, dass die Leute hier Sie im Stich gelassen haben. Sie hätten jemanden gebraucht, der Ihnen mit Lady Horwood hilft, und weil es da niemanden gab, haben Sie eben die bestmögliche Lösung gefunden.«
»Das ist richtig«, erwiderte Lyle vorwurfsvoll.
»Deshalb hat Lavinia sich erboten, Constance in ihrem reizenden Haus aufzunehmen und sich um sie zu kümmern. Wenn die gute Frau das tut, wäre Ihnen doch eine gewaltige Last von den Schultern genommen. Constances Vater hätte keinen Grund zur Klage, und Sie könnten sorgenfrei nach Hongkong reisen. Außer … tut mir Leid, wenn ich zu voreilig gewesen sein sollte … Lady Horwood hat vor, Sie zu begleiten.«
»Nein, nein, nein!« Argwöhnisch sah er Mal an. »Sie wollen mich doch nicht etwa aufs Kreuz legen?«
»Ich möchte nur einen Weg finden, der allen Beteiligten gerecht wird. Mehr nicht. Und solange Lady Horwood in einem Irrenhaus eingesperrt ist, werden die Probleme für Ihre Familie nicht abreißen. Das wissen Sie ebenso gut wie ich, Lyle. Wann gibt es übrigens Mittagessen?«
20. Kapitel
Endlich war es Freitag. Als Mal pünktlich in Lanfields Kanzlei vorsprach, erfuhr er, dass Mr. Watkins Tussup in Goulburn aufgespürt hatte. Seinem Bericht zufolge besaß Tussup Land am Stadtrand von Goulburn, wo er vor Kurzem eine unbewohnte Hütte bezogen hatte. Offenbar war er gerade dabei, das Gebäude instand zu setzen.
»Watkins ist ein sehr tüchtiger Mann«, meinte Lanfield. »Er hat mir gestern telegrafiert.«
Nachdem er einige Papiere auf seinem Schreibtisch durchgeblättert hatte, reichte er sie Mal – eines nach dem anderen. »Das ist seine Adresse in Sydney, falls Sie seine Hilfe weiter in Anspruch nehmen wollen, Mr. Willoughby. Und hier haben Sie Namen und Adresse eines Anwalts in Sydney, der Sie vertreten wird, sofern Sie beabsichtigen sollen, Tussup wegen Freiheitsberaubung anzuzeigen. Und das ist meine Rechnung.«
Mal nahm die Papiere entgegen. »Danke, Mr. Lanfield. Ich wusste, dass ich bei Ihnen gut aufgehoben bin. Ihre Rechnung bezahle ich sofort. Ich kann Ihnen nicht genug danken, und das nun schon zum zweiten Mal.«
Lanfield erhob sich und rückte seinen steifen Kragen zurecht. Dann rieb er sich hüstelnd die Nase. »Eigentlich pflege ich nicht über meine anderen Mandanten zu sprechen, doch in diesem Fall werde ich eine Ausnahme machen. Mrs. Hiller war hier.«
»Das habe ich mir gedacht. Hat sie die Scheidung eingereicht?«
»Ja. Und ich finde, Sie haben richtig gehandelt, ihr so viel Geld zu geben, obwohl es ihr sehr unangenehm war, es anzunehmen.«
Mal zuckte die Achseln. »Das braucht es nicht. Ich habe ihr doch gesagt, ich sei ihr noch etwas schuldig.«
»Genau. Sie waren ihr etwas schuldig«, wiederholte Landfield betont. »Sie hat viel für Sie getan, als Sie in Schwierigkeiten steckten.«
»Und nun ist sie
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