Wind des Südens
aufwacht, sagen Sie ihm, dass der Täter mir viel Arbeit erspart hat. Ich muss jetzt fort, denn ich habe noch einen langen Ritt vor mir.«
»Wohin wollen Sie?«
»Nach Norden, zu einer Schaffarm in Queensland am Condamine River, südwestlich von Brisbane.«
»Das ist Hunderte von Kilometern entfernt.«
Mal zuckte die Achseln. »Ich bin die Strecke schon einmal geritten, und ich freue mich darauf.«
»Dann gute Reise, Mr. Willoughby.«
Nachdem man davon ausging, dass Tussup sich ausreichend erholt hatte, um vernommen zu werden, suchte der Sergeant ihn in Begleitung von Carl Muller im Krankenhaus auf. Muller näherte sich dem Patienten vorsichtig.
»Wie fühlen Sie sich, Jake?«
»Absolut miserabel. Was glauben Sie denn?« Angestrengt musterte Tussup seinen Besucher. »Sind Sie das, Muller?«, keuchte er. »Haben Sie ihn?«
»Wen?«
»Willoughby. Das Schwein hat auf mich geschossen.«
»Nein, das stimmt nicht. Der Sergeant hat ihn selbst verhört …«
»Sehen Sie. Er ist hier. Seit über einem Jahr verfolgt er mich. Ich wusste, dass er es war! Ich habe ihn auf der Farm genau erkannt. Der Dreckskerl hat mich nicht einmal gewarnt, sondern einfach das Gewehr gehoben …« Erschöpft ließ Jake den Kopf zurück aufs Kissen sinken. »Als ich aufgewacht bin, lag ich hier, und meine Brust brannte wie Feuer. Er hat auf mich geschossen!«
»Da irren Sie sich, junger Mann! Das ist nicht möglich. Als Sie überfallen wurden, war Willoughby noch nicht hier. Die Polizei hat das überprüft. Er war überhaupt nicht in der Nähe Ihrer Farm.«
»Er war es. Da bin ich sicher. Er lügt. Er gibt mir die Schuld am Tod seiner Frau.«
»Wirklich?«, fragte Muller freundlich. »Wie kommt er denn darauf, Jake?«
»Ein Unfall auf hoher See. Eine Tragödie. Viele Menschen haben gesehen, wie es passiert ist. Sie ist ertrunken. Ich konnte ihr nicht helfen, und er hat es auch nicht geschafft. Aber das hat ihn nicht daran gehindert, mich zu beschuldigen. Er brauchte einen Sündenbock. Und was tut er? Er versucht, mich abzuknallen. Sie müssen ihn einsperren.«
»Das geht nicht …«
»Sie müssen«, tobte Jake. »Solange er frei rumläuft, schwebe ich in Gefahr. Bestimmt treibt er sich noch in der Gegend herum, um mir den Rest zu geben.«
»Um Willoughby brauchen Sie sich keine Sorgen mehr zu machen. Er ist fort.«
»Was?«, schrie Jake. »Haben Sie ihn etwa entwischen lassen?«
Eine ältere Krankenschwester kam herbeigeeilt. »Bitte, Mr. Muller. Sie und der Sergeant müssen jetzt gehen. Das ist noch zu viel für Mr. Tussup. Sehen Sie nur. Sein Fieber ist wieder gestiegen.« Sie drängte die beiden Männer zur Tür. »Hinaus mit Ihnen!«
»Kommt Willoughby als Täter in Frage?«, erkundigte sich der pensionierte Polizist, als sie das Krankenhaus verließen.
»Auf keinen Fall. Außerdem sagte der Anwalt, der ihn aus dem Gefängnis geholt hat, er sei hier gewesen, um in einer anderen Sache Anzeige gegen Tussup zu erstatten. Doch als er hörte, dass auf Jake geschossen worden war, hat er sich die Mühe gespart. Offenbar hat der Täter ihm die Arbeit abgenommen.«
Muller blieb unvermittelt stehen. »Das klingt aber nicht gut.«
»Ich weiß. Wenn er schon seit einer Weile in der Stadt gewesen wäre, hätte ihn eine solche Bemerkung ruckzuck an den Galgen gebracht. Aber er kann nun mal nicht an zwei Orten gleichzeitig sein, unabhängig davon, was Tussup behauptet.«
Am folgenden Tag schlüpfte eine grauhaarige Frau ins Krankenzimmer, um Mr. Tussup zu sehen und ihm eine Schachtel glasierter Eclairs zu bringen.
»Du weißt doch noch, wer ich bin, oder, Jake?«, meinte sie. Er nickte, schien sich aber keinesfalls über die Besucherin zu freuen.
»Ich dachte, du würdest nach deiner Rückkehr mal zu uns kommen, Jake. Um zu sehen, wie es uns geht. Schließlich warst du mit meinen Jungen in der Schule. Es ist schwer, den Ehemann zu verlieren.«
»Was wollen Sie von mir, Mrs. Hawthorne?«, fragte Jake barsch.
»Ein bisschen mit dir
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