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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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plaudern.«
            »Worüber?«
            Sie holte tief Luft, nahm eine Brille aus ihrer ledernen Handtasche, die schon bessere Tage gesehen hatte, setzte sie auf und betrachtete ihn.
            »Macht den Eindruck, als würdest du es überleben. Behauptest du immer noch, dass dieser Willoughby auf dich geschossen hat?«
            »Ja. Was geht Sie denn das an?«
            »Eine ganze Menge. Jetzt hör mir mal gut zu, Jake Tussup«, zischte sie ihm ins Ohr. »Pass auf, was ich dir zu sagen habe. Es tut mir zwar nicht Leid, dass auf dich geschossen wurde, aber ich lasse nicht zu, dass du den Falschen beschuldigst. Schließlich passiert so etwas in dieser Stadt nicht zum ersten Mal.«
            »Ich habe Sie gefragt, was Sie von mir wollen!«
            »Dazu komme ich noch. Jemand hat auf dich geschossen. Es war nicht Willoughby. Und du bist nicht dran gestorben. Mein armer Mann, ein guter und aufrichtiger Mensch, hatte nicht so viel Glück, richtig?«
            Als Jake sich im Bett umdrehte, fuhr ihm ein Schmerz durch die Brust. Er stieß ein Stöhnen aus, aber Mrs. Hawthorne achtete nicht darauf.
            »Das Problem ist«, fuhr sie fort, »dass meine Jungs nie geglaubt haben, dein Dad hätte ihren Vater getötet. Sie haben immer vermutet, dass er jemanden decken wollte. Und das hat ihnen sehr zu schaffen gemacht.«
            »Wer hat auf mich geschossen? Charlie?«
            »Lass meine Jungs aus dem Spiel. Weder Charlie noch Alec noch Bob noch Billy war es … Billy ist inzwischen übrigens bei der Polizei, wusstest du das? Wir leben hier in einem freien Land, und sie haben ein Recht auf ihre eigene Meinung. Sie halten deinen Dad für einen Heiligen und dich für eine Ratte. Aber ich will nur Ruhe und Frieden. Verstehst du das?«
            Jake starrte sie finster an und presste die Lippen zusammen.
            »Ja, mein Leben ist schon lange vorbei«, fuhr sie leise fort. »Ich habe nie wieder geheiratet, denn ich war zu sehr damit beschäftigt, vier Söhne großzuziehen. Es ist schwer, den Ehemann zu verlieren.«
            »Das sagten Sie bereits.«
            »Na und?«, zischte sie. »Und ich sagte auch, dass ich das ruhige Leben liebe. Aber das wirst du in dieser Stadt niemals finden. An deiner Stelle würde ich mir Sorgen machen, dass derjenige, der das nächste Mal auf dich schießt, ins Schwarze trifft …«
            »Wollen Sie mir etwa drohen?«
            »Jake, deine arme liebe Mutter und ich waren gute Freundinnen. Warum sollte ich das tun? Ich wollte dich nur besuchen und mich nach deinem Befinden erkundigen.«
            Mrs. Hawthorne nahm die Brille ab und verstaute sie ordentlich in der Handtasche. Als sie Jake ansah, erkannte er den Hass in ihren Augen.
            Hatte sie selbst auf ihn geschossen? Durchaus möglich. In der Familie Hawthorne ging man, wie Jake sich erinnerte, gern auf die Jagd; die Hawthornes hatten schon damals als gute Schützen gegolten.
            Mrs. Hawthorne tätschelte ihm den Arm, als eine Krankenschwester an der offenen Tür vorbeieilte.
            »Jetzt wird alles gut, Jake«, meinte sie freundlich. Und dann flüsterte sie, ein verkniffenes Lächeln auf dem wettergegerbten Gesicht: »Solange du hier drin bleibst. Ich wollte dir nur sagen, dass du da draußen nicht in Sicherheit bist. Ganz im Gegenteil. Je schneller du die Stadt verlässt, desto besser. Und jetzt lieg einfach still und erhole dich.«
            Wütend blickte er ihr nach, während sie aus dem Zimmer schlüpfte und auf dem Flur fröhlich mit der Krankenschwester plauderte. Für die anderen war sie nur eine reizende Nachbarin.
            Als der Sergeant ihm einen erneuten Besuch abstattete, stammelte er, einer der Hawthorne-Brüder hätte auf ihn geschossen und Mrs. Hawthorne habe ihn bedroht.
            »Soweit ich gehört habe, war sie sehr nett zu Ihnen, Jake. Sie hat Ihnen sogar Kuchen gebracht.«
            »Sie kennen sie nicht so gut wie ich«, protestierte Jake.
            »Wie kommen Sie darauf?«, gab der Sergeant kühl zurück. »Schließlich haben Sie sie seit fünfzehn Jahren nicht gesehen und nicht miterlebt, wie sie sich nicht nur für ihre Familie aufgeopfert, sondern sich auch um die Kirche verdient gemacht hat.«
            Doch da man noch keine Verdächtigen vorweisen konnte, erwähnte er diese Anschuldigung

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