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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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dachte Mal, doch gewiss würde es genügen, um Tussup ins Gefängnis zu bringen. Soweit Mal im Bilde war, hatte das Gefängnis in Goulburn schon bessere Tage gesehen, was er nicht im Geringsten bedauerte.
            Als er am nächsten Abend durch die von Laternen erleuchteten Straßen von Goulburn ritt, wurden die Läden schon geschlossen, und die Menschen zogen sich in ihre Häuser zurück. In aller Ruhe besichtigte Mal das Zentrum der Stadt mit seinen Kirchen und Hotels, dem Gerichtsgebäude, den Läden und Fabriken und der Redaktion der Evening Post und kam zu dem Schluss, dass es hier aussah wie in jedem x-beliebigen Provinzstädtchen. Auf seiner Wanderschaft war er in so vielen gewesen, dass er sie nicht mehr auseinander halten konnte.
            Obwohl Mal müde war, wollte er dafür sorgen, dass die Mühlen des Gesetzes zu mahlen begannen, bevor er sich ein Hotelzimmer nahm. Also machte er kehrt und steuerte auf das große Steingebäude zu, das das Polizeirevier beherbergte.
             
            Constable Jackson hatte Dienst an der Empfangstheke. Er mochte die Abendschicht. Trotz der kalten Nächte war es hier drin warm, und man konnte sich vom Pub nebenan das Abendessen kommen lassen.
            »Und«, so sagte er sich, »es ist immer spannend. Nie weiß man, wer im nächsten Moment hereinspaziert.«
            Er blickte auf, als ein hoch gewachsner Mann in einer teuer aussehenden Winterjacke die Tür öffnete. Gewiss gehörte er zu den Siedlerfamilien im Westen, die über große Ländereien verfügten.
            Der Fremde legte einige Papiere auf die Theke. »Mein Anwalt hat mir empfohlen, diese Dokumente Ihrem Vorgesetzten auszuhändigen und zu veranlassen, dass ein Gerichtsvollzieher so bald wie möglich die Vorladung zustellt.«
            »In Ordnung, Sir«, erwiderte Jackson, griff zu einem Federhalter, befeuchtete die Spitze, tauchte sie ins Tintenfass und ließ das Schreibgerät über dem Vorgangsbuch schweben. »Ich mache zuerst eine Eintragung. Ihre Name?«
            »Willoughby. Mal Willoughby.«
            Der Constable schnappte nach Luft. »Adresse?«
            »Im Moment Hotel Royal, Goulburn.«
            Der Constable hielt es nicht länger aus. »Gut«, stieß er hervor. »Augenblick, ich hole den Sergeant.«
            Er duckte sich unter der Theke durch und eilte den Flur entlang zum Aufenthaltsraum, wo der Sergeant Zeitung las.
            »Willoughby ist hier!«, rief er. »Er steht vorn. Er ist es! Was soll ich jetzt tun?«
            Der Sergeant sprang auf und eilte Unheil verkündenden Schrittes auf den Empfangsbereich des Polizeireviers zu.
            »Ihr Name ist Willoughby?«, fragte er ruhig. Zur Panik bestand kein Grund.
            »Ja.«
            »Kennen Sie einen Mann namens Tussup, Jake Tussup?«
            »Ja, in der Tat. Seinetwegen bin ich ja hier.«
            Blitzschnell nahm der Sergeant die Handschellen von einem Haken unter der Theke und warf sie Jackson zu. »Legen Sie sie ihm an. Sie sind verhaftet, Willoughby, und zwar wegen versuchten Mordes an Jake Tussup.«
            »Was?«
            Ganz gleich, wie sehr Willoughby auch brüllte – »Und der kann brüllen!«, wie Jackson später erzählte –, der Sergeant ließ sich nicht beirren. Mit vereinten Kräften bugsierten die beiden Polizisten Mal in eine Zelle.
            Dann lief der Sergeant los, um dem Inspector mitzuteilen, dass Willoughby in Haft saß. Als Jacksons Abendessen von nebenan gebracht wurde, berichtete er alles brühwarm, und binnen weniger Minuten wusste der ganze Pub davon. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer.
            Ein Reporter von der Evening Post kam hereingestürmt.
            »Darf ich Willoughby interviewen?«, flehte er. »Für Sie springt auch eine Flasche Whisky heraus, Jackson.«
            »Wie groß?«
            Der Reporter grinste. »Ein halber Liter.«
            »Einverstanden. Aber trödeln Sie nicht. Der Sergeant ist gleich zurück.«
            Mal Willoughby erkannte den Mann als Reporter, sobald dieser vor seiner Zelle erschien.
            »Bitte nicht!«, seufzte er verärgert. »Zum Teufel! Nicht schon wieder!«
            Der Reporter spähte in den Käfig. »Habe ich Sie nicht schon einmal irgendwo gesehen?«
            »Nein«, schrie Mal. »Nein, verdammt. Und

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