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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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habe ich auch nirgends gesehen, wenngleich irgendwo hier in der Nähe bestimmt Bullen sind. Aber die Frau sieht schlimmer aus als diese alten Huren. Die trugen wenigstens Kleider, keine Lumpen. Zu dieser Nachtzeit würden Fremde kurzen Prozess mit ihr machen, wenn ich sie laufen ließe. Oder sie würde vergewaltigt. In dieser Zeltstadt treibt sich eine Menge schmutziges Gesindel herum.
            Ihm war klar, dass die einzige Lösung für dieses Problem darin bestand, mit der Frau in die andere Richtung zu verschwinden. Seinen Plan, Gold zu suchen, würde er dann aufgeben müssen. Jake stöhnte auf bei dem Gedanken, dass all seine Pläne und Mühen vergebens gewesen sein sollten. Aber Bartie Lee käme es nie in den Sinn, die Suche nach dem Gold aufzugeben. Nie. Er und seine Kumpane würden dort alles kurz und klein schlagen, um ihn zu finden. Nein. Er musste fliehen und diese verdammte lästige Frau mitnehmen. Sie hing wie ein Mühlstein an seinem Hals. Er würde im nächstbesten Hafen, den er fand, an Bord eines Schiffes gehen. Dann wäre er sie los. Das war der einzige Ausweg für ihn. Und wenn er nicht schnellstens zur Tat schritt, würde eine Meute gieriger Asiaten ihnen folgen und nach ihren Waden schnappen.
            Aber nur, wenn ich ihre Beute, die reiche Frau, mitnehme, überlegte er. Wenn ich sie Bartie Lee überlasse, würden sie sich nicht die Mühe machen, mich zu verfolgen.
            Warum haue ich nicht einfach ab? Sollen sie ihrer Wege gehen. Ich habe eigenes Geld, gut versteckt in meinem Pistolenholster. Ein Pferd könnte ich sicherlich stehlen und so ein paar Pfund sparen.
            Jake blickte auf den schnarchenden Bartie herab und widerstand dem Drang, ihn in den Hintern zu treten, bevor er sich umdrehte.
            »Kommen Sie!«, sagte er zu Constance Horwood und packte sie beim Arm. »Wir hauen ab.«
            »Wohin?«
            »Los!« Er warf sich seinen Beutel über die Schulter, schlich um Ah Koo herum, die Hand auf einem Holzkloben, um ihn zum Schweigen zu bringen, falls er aufwachen sollte, und schlich weiter durch den Busch in Richtung Fluss. Er warf einen Blick zurück, nicht sicher, ob er sich freuen oder ärgern sollte, als er die Frau direkt hinter sich sah, und zog eine Grimasse angesichts ihrer clownesken Erscheinung in dem schmutzigen Hemd, dem zerrissenen Rock und den chinesischen Pantoffeln. Sie wird mir kaum eine Hilfe sein, dachte er, wenn ich versuche, mich auf ein fremdes Schiff zu schmeicheln, falls überhaupt eines zu haben ist.
            Er wich den anderen Camps aus und marschierte am Flussufer entlang, bis er Leute an einem Feuer sitzen sah.
            »Bleiben Sie hier sitzen«, sagte er zu Mrs. Horwood, »und hören Sie mir gut zu. Wir sind noch nicht außer Gefahr, sie werden uns verfolgen und uns umbringen, wenn wir nicht sehr vorsichtig sind.«
            Sie war außer sich vor Angst und schrie ihn an: »Ich gehe zu diesen Leuten und verlange, dass sie die Polizei holen.«
            »Und dann? Wollen Sie hier bei denen sitzen bleiben? Auf die Mörderbande warten? Die Asiaten sind gut bewaffnet. Außerdem ist das hier keine gewöhnliche Stadt. Es ist die Hölle in Kleinformat; kein Hahn würde nach Ihnen krähen …«
            Doch sie hörte ihm nicht zu. Sie riss sich los und lief auf das Lagerfeuer zu, an dem ein paar Männer Karten spielten.
            »Hilfe!«, rief sie. »Ich brauche Hilfe!«
            »Ganz bestimmt, Missus«, sagte einer der Männer. »Hast wohl einen draufgemacht, wie?«
            »Nein, nein! Ich bin entführt worden. Von der China Belle .«
            Sie lachten, was sie wütend machte, und sie fing an, die Männer anzuschreien, bis eine Frau aus dem Zelt kam, sie ein Flittchen nannte und ihr empfahl, sich schleunigst zu trollen, während die Männer sie bedrängten, sie solle doch gehen und diese »chinesische Belle« herholen.
            Als Jake kam, lag sie auf den Knien und bettelte um Hilfe, doch die Männer taten sie mit einem Schulterzucken als Verrückte ab und wandten sich wieder ihren Karten zu, und die Frau stand mit verschränkten Armen vor ihr.
            »Sie ist außer sich«, erklärte Jake. »Hat Schweres durchgemacht. Wir haben unseren ganzen Besitz verloren.«
            »Das ist hier nicht ungewöhnlich. Seid ihr ausgeraubt worden?«
            »Ja«, antwortete Jake. »Ob Sie mir vielleicht

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