Wind des Südens
müssen.
Schnell war die Bierflasche leer, und er holte sich eine zweite. Auf dem Rückweg zum vereinbarten Treffpunkt befragte er einen älteren Mann über die Goldfelder.
»Ist da noch ordentlich was zu holen?«
»Ja, Kumpel. Da gibt’s immer noch jede Menge Gold, wie man so hört.«
»Und wo sind sie – diese Goldfelder?«
»Da drüben hinter den Hügeln. Neu hier?«
»Ja. Hinter den Hügeln? Sieht aus, als wäre das weit weg.«
»Ist es auch. Etwa hundertfünfzig Meilen bis zum Palmer River. Und der Weg ist grauenhaft, verdammt noch mal.«
Jack verschlug es zunächst die Sprache. »Ich dachte, der Palmer River wäre hier irgendwo, ein Nebenfluss von diesem Fluss hier.«
»Nein. Das hier ist der Endeavour River. An der Mündung liegt nur der nächste Hafen, oder das, was mal ein Hafen sein wird. Das Gold liegt draußen am Palmer.«
»Scheiße«, brummte Jake und setzte sich mit seiner Flasche wieder unter den Baum. »Das ist ja wirklich nett. Wir sind noch meilenweit entfernt von den verdammten Goldfeldern. Und was jetzt?«
Am Ende musste er sich auf die Suche nach Bartie machen und fand ihn, als er betrunken, zwei ältliche Huren am Arm, aus einem Puff trat.
»Ah, hallo!«, rief er. »Mein Freund. Partner. Ich habe hier eine Frau für dich.«
Wütend befahl Jake den Huren zu verschwinden, doch sie rührten sich nicht von der Stelle und verlangten zehn Shilling von Bartie, die er freudig aus einem dicken Bündel Banknoten zupfte und bezahlte.
»Hab ja reichlich Geld«, prahlte er. »Diese Juweliere sind Halsabschneider, aber ein chinesischer Boss hat mir hundert Pfund bezahlt. Was sagst du dazu?«
»Prima«, sagte Jake, obwohl er wusste, dass der Schmuck bedeutend mehr wert war. »Aber wir müssen zurück, bevor man dich überfällt. Das Geld werden wir brauchen.«
»Wofür?«
»Für Pferde.«
»Doch nicht für Pferde. Nein!«
»Siehst du hier irgendwo Goldfelder?«
Bartie wankte neben ihm her. »Hier ist noch so ein guter Schnapsladen. Trinken wir einen, he?«
»Nein, wir nehmen ein Boot zurück ins Camp.«
Der Fährmann hatte einen Shilling fürs Übersetzen verlangt. Die Rückfahrt kostete drei Shilling. Das Bier war teuer, aber so willkommen gewesen, dass ihn das nicht gestört hatte. Doch jetzt erkannte Jake, dass überhöhte Preise in dieser abgelegenen Gegend an der Tagesordnung waren. Und er fragte sich, was Pferde kosten würden, denn um nichts in der Welt wollte er diese düsteren Berge zu Fuß überqueren.
Im Lager war alles ruhig. Ah Koo, der vor Mrs. Horwoods Zelt schlief, roch nach Alkohol. Jake warf, mit einer Laterne ausgerüstet, einen Blick ins Zelt und sah, dass jemand Vorsichtsmaßnahmen ergriffen und ihr die Hände auf den Rücken gefesselt hatte.
»Wie ist es dazu gekommen?«, fragte er und schnitt die Fesseln mit einem Messer durch. »Haben Sie versucht zu fliehen?«
»Ja«, flüsterte sie wütend. »Sie waren alle betrunken, aber Ihr Wachhund hat mich erwischt.«
»Sie haben Ihnen aber nichts getan?«
»Oh nein! Gefesselt und ins Zelt gestoßen zu werden, das hat mir doch nicht wehgetan.« Sie flüsterte nicht mehr. Sie hatte ihre Stimme wiedergefunden, gerade jetzt, da er es am wenigsten gebrauchen konnte.
»Still«, sagte er rasch. »Seien Sie still, ich bin gleich zurück.«
Er schlich geräuschlos an Bartie Lee vorüber, der unter einem Baum lag und schnarchte, die Tasche seiner schmutzigen Jacke noch immer ausgebeult von seinem Geld.
Ich könnte es ihm jetzt abnehmen, dachte Jake, könnte das Geld und die Frau nehmen und mich aus dem Staub machen. In der Siedlung könnte ich sie freilassen. Doch sie würden uns verfolgen, uns beide. Sie würden mich bis zu den Goldfeldern verfolgen. Sie würden mir immer auf den Fersen sein. Und wenn sie die Frau irgendwo finden würden, selbst, wenn sie schon zur Polizei gegangen wäre, sie würden sie aus reiner Boshaftigkeit umbringen. Sie würden sie sowieso schnappen, bevor sie noch Gelegenheit hatte, zur Polizei zu gehen … Polizei
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