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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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fassen, dass sie ihre Zwangslage einfach unbeachtet ließen und sie behandelten, als wäre sie … was hatte sie gehört? Verrückt! Sie hielten sie für verrückt. Constance weinte. Und sie nannten sie ständig Miss Horwood. Wie konnten sie es wagen, mit einer anständigen verheirateten Dame so nachlässig umzuspringen? Sie sah auf ihre linke Hand und schrie auf. Ihre Ringe waren fort.
            Eine Schwester eilte herbei, noch so eine mollige Frau mittleren Alters. »Was ist los, Miss?«, rief sie.
            »Nichts«, antwortete Constance und drehte sich um. Ihr war wieder eingefallen, dass man ihr auf dem Schiff die Ringe abgenommen hatte – wie allen Passagieren.
            »Na, dann sollten Sie lieber nicht so einen Lärm machen. Ich hätte fast einen Herzanfall gekriegt, ganz zu schweigen davon, dass Sie die anderen Patientinnen stören. Seien Sie schön ruhig, Miss, dann bringe ich Ihnen eine Tasse Tee, sobald ich Zeit habe.«
             
            Das Hotel war noch nicht fertig gestellt, doch Raymond war entschlossen, nicht länger als eben nötig auf dem Schoner zu bleiben. Er legte seine Papiere vor, die ihn als Parlamentsabgeordneten auswiesen, und überredete den Besitzer, ihm ein nicht möbliertes Zimmer im Erdgeschoss für ein gewisses Entgelt pro Tag zu überlassen.
            »Warum will ein Gentleman wie Sie auf dem nackten Fußboden schlafen?«, wollte der Besitzer, ein gewisser Shamus Flynn, wissen, der zugleich auch Bauleiter war.
            »Notgedrungen, Sir, notgedrungen. Ich werde mir ein paar Decken als Bettzeug kaufen, und Ihnen bin ich von Herzen dankbar.«
            Mit Hectors Hilfe hatte er bis zum Mittag sein Gepäck in den Rohbau des Hotels Criterion geschafft und sich eingerichtet. Den Geruch nach frischem Holz fand er erfreulich.
            Raymond reiste stets mit einem tragbaren Schreibtisch und reichlich Schreibmaterial. Jetzt besorgte er sich eine Kiste als Sitzgelegenheit und entwarf einen Plan, wie er vorgehen wollte. Flynn zeichnete ihm eine grobe Karte der Stadt, und Raymond teilte sie in Abschnitte auf. Eine gründliche Durchsuchung konnte beginnen.
            Bis zum Einbruch der Nacht hatten Raymond und Hector, durch Schlamm und Regen stapfend, Hunderte von Menschen befragt. Die Geschichte von Mrs. Horwood und der China Belle stieß auf großes Interesse und brachte ihnen eine erstaunliche Anzahl an freiwilligen Helfern ein, die sich nicht scheuten, auf der Suche nach der vermissten Frau in bewohnte Zelte einzudringen.
            Poole kam vorbei, um zu berichten, dass Mrs. Horwood zumindest nicht in der Leichenhalle lag, und er blieb, um mit ihnen nebenan in Flynns Gaststätte zu Abend zu essen. Dort stand Mr. Lewis im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit, denn immer mehr Leute drängten herbei, um die Geschichte aus erster Hand zu vernehmen. Flynn freute sich, dass sein Mieter so viele Kunden anzog, und spendierte ihm eine Flasche erstaunlich guten Weißweins.
            Als Raymond sich zur Nacht in seine Decken hüllte, hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er den Abend mit diesen schlichten Leuten über alle Maßen genossen hatte, während die arme Mrs. Horwood vermisst wurde. Gott allein mochte wissen, wo sie steckte. Aber diese ganze Siedlung, so dachte er, weiß morgen bestimmt über sie Bescheid.
            Er hatte Recht. Am nächsten Morgen suchte eine Abordnung von acht weißen Männern das Hotel auf, um die allgemeine Empörung darüber zu bekunden, dass in dieser Stadt eine weiße Frau sich in den Klauen von Asiaten befand. Sie boten ihre Hilfe an.
            In seiner Naivität nahm Raymond sie an.
            Dieser nicht genehmigte Suchtrupp ritt nun wild durch die chinesischen Bezirke, riss Zelte nieder und zerstörte deren Einrichtung, während die Bewohner Deckung suchten. Aber nicht lange. Einige Stunden später schlugen die Chinesen zurück, setzten zwei Zeltreihen in Brand und schlugen jeden Weißen zusammen, der versuchte, das Feuer zu löschen. In der Nacht brachen noch mehr Brände aus, und ein wütender Sergeant Gooding bezichtigte den Abgeordneten der Unruhestiftung und der Leitung eines nicht genehmigten Suchtrupps. Er befahl Mr. Raymond Lewis und Mr. Hector Snowbridge, sich aus seiner Stadt und zum Teufel zu scheren.
             
            Lottie Jensen arbeitete erst seit ein paar Wochen im Krankenhaus. Man bezeichnete sie als

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