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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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die Küche, wo sie abrupt stehen blieb und sich ermahnte, Ruhe zu bewahren, keine Eile zu zeigen. Noch war niemand wach, die Dienst habende Schwester schlummerte auf dem alten Sofa an der Eingangstür. Lottie warf einen Blick auf die große Uhr im Durchgang. Erst fünf Uhr. Gut.
             
            Constance war wund und steif von dem harten Bett und hatte schrecklichen Durst. Als eine Schwester näher kam, ergriff sie dankbar ihren Arm. »Könnte ich bitte etwas Wasser haben? Ich habe Durst.«
            »Ja, ich hole Ihnen Wasser, Miss Horwood. Kommen Sie mit. Ich bin Lottie.«
            Gehorsam stieg Constance aus dem Bett und versuchte, sich aufzurichten, doch ihr war schwindlig, und der Knöchel schmerzte.
            »Warten Sie, ich helfe Ihnen«, sagte die freundliche Schwester. Sie legte Constance den Arm um die Schultern und führte sie den schmalen Gang entlang, in den Durchgang hinaus, dessen Boden mit groben Kokosmatten ausgelegt war. Constance kam zu dem Schluss, dass sie Recht gehabt hatte: Das hier war gar kein richtiges Krankenhaus.
            In der nach Zwiebeln riechenden Küche drückte die Schwester sie auf einen Stuhl. »Also, Miss Horwood. Ich heiße Lottie und ich will Ihnen helfen …«
            »Ich brauche ein Glas Wasser.«
            »Ja. Gleich.«
            »Nein, jetzt. Ich bin sehr durstig und sehr müde. Ich war tagelang unterwegs.«
            Lottie holte das Wasser und wunderte sich über die letzte Bemerkung. »Miss Horwood, Sie sind entführt worden, nicht wahr?«
            »Ja. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.«
            »Von einem Schiff.«
            »Ja. Sie haben uns geschlagen. Mrs. Caporn und mich.«
            »Gut. Ich meine, tut mir Leid. Wie hieß das Schiff?«
            »Das werde ich nie vergessen. China Belle .«
            »Genau! Trinken Sie Ihr Wasser. Sie sollten nicht in einem so scheußlichen Krankenhaus wie unserem hier sein. Ich bringe Sie jetzt zu Ihren Freunden. Sie warten schon auf Sie.«
            »So kann ich nicht nach draußen gehen. Im Nachthemd! Wo sind meine Sachen?«
            Die Schwester eilte davon und kam mit einem Rock und einer Bluse zurück, die Constance nicht erkannte, doch sie behauptete, sie gehörten ihr. Sie hätte alles getan, um aus dieser Baracke herauszukommen. Die Schwester besorgte auch ein Paar chinesische Pantoffeln.
            »Ich glaube, mehr hatten Sie nicht bei sich«, sagte Lottie entschuldigend.
            »Macht nichts. Ich sehe scheußlich aus, und Sie müssen mich in ein gutes Hotel bringen, wo ich mich waschen und mir anständige Kleidung besorgen lassen kann.«
            Sie begann zu weinen. »Lottie, ich bin Ihnen so dankbar für Ihre Freundlichkeit. Dafür bekommen Sie eine Belohnung, das verspreche ich Ihnen.«
            »Ich rechne damit«, sagte die Schwester. »Ihre Freunde haben eine Belohnung ausgesetzt.«
             
            Die Arbeiter trafen gerade auf der Baustelle des Hotels Criterion ein, als Lottie kam und entsetzt feststellte, dass es erst zur Hälfte fertig war. Sie war ganz sicher, dass Bart und seine Freunde gesagt hatten, die bedeutenden Persönlichkeiten, die Miss Horwood suchten, wohnten hier.
            Sie sah sich nach Miss Horwood um, die sie neben einem riesigen Busch mit leuchtend roten Blüten auf einer Kiste sitzend zurückgelassen hatte. Die Frau wirkte tatsächlich etwas benebelt, hatte sie eingestehen müssen, als die den weiten Weg vom Krankenhaus bis hierher stolpernd und taumelnd zurücklegten, doch sie war einverstanden, erst einmal, Lotties Haube auf dem Kopf, dort zu warten.
            »Hey!«, rief sie einem Zimmermann zu. »Ich dachte, diese Männer, die nach … nach den Chinesen suchen, die gemeutert haben, wohnen in diesem Gasthaus, aber es ist ja gar kein Gasthaus. Wissen Sie, wo sie untergekommen sind?«
            »Sie sind noch hier«, antwortete er munter. »Einer jedenfalls. Gehen Sie da rein und den Gang entlang, und klopfen Sie an die Türen. In einem von den Zimmern ist er.«
             
            Die Zimmerleute veranstalteten schon früh einen derartigen Lärm, dass Raymond aufstand und sich ankleidete, immer noch empört über den Befehl, Cooktown zu verlassen.
            Vielleicht hat der Sergeant sich heute ein wenig beruhigt, hoffte er, und nimmt den Befehl

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