Wind des Südens
vortrat, extravagant in einen Brokatmantel mit gepolsterten Schultern und starrer Schärpe gekleidet. Sein großer Hut war mit Nerz abgesetzt. Dazu trug er, wie Chang schaudernd feststellte, ein prachtvolles Zeremonienschwert.
»Sie haben der Dame Xiu Ling Lu einen Brief überbracht?«, bellte er.
»Ja, Herr«, bestätigte Chang mit einer tiefen Verbeugung. »Ich hole meinen Herrn.«
»Sie bleiben, wo Sie sind.« Der Kommandant wandte sich um und befahl den Fußsoldaten, unverzüglich das Gefährt mit der Asche der geliebten Verstorbenen herbeizubringen.
»Ich muss meinen Herrn informieren, Herr«, beharrte Chang.
»Wagen Sie es nicht, einem Prinzen aus dem Hause Qing zu widersprechen!«
Als ihm klar wurde, dass er mit einem großen Kriegsherrn sprach, fiel Chang auf die Knie und verneigte sich erneut, wobei seine Stirn den Boden berührte.
»Vergeben Sie mir, hoher Herr«, flüsterte er.
Mal, der das geschäftige Treiben gehört hatte, trat hinaus auf die Straße und sah zu seiner Verwunderung Chang auf den Knien vor einem gefährlich aussehenden, prunkvoll gekleideten Angeber, erschrak aber dann heftig, als seine Kulis mit Jun Liens sterblichen Überresten, erneut von frischen Blumen umgeben, die Straße entlanghasteten.
»Halt!«, rief er und lief ihnen nach. »Halt!«
Doch die Fußsoldaten umstellten ihn, packten ihn bei den Armen und führten ihn ihrem Kriegsherrn vor, ohne sein verzweifeltes Rufen zu beachten.
»Sie verstehen nicht!«, schrie er den Kerl an. »Das muss ein Irrtum sein! Sie holen die sterblichen Überreste meiner Frau! Meiner Frau!«
»Die Dame Xiu Ling Lu hat befohlen, ihr unverzüglich die Asche ihrer Tochter zu überbringen.«
»Das ist meine Sache. Es ist mein Vorrecht«, brüllte Mal. »Lasst mich los! Ich verlange, dass Sie mich freilassen, damit ich meine Frau auf den letzten Schritten unserer Reise begleiten kann.«
Der Kommandant zog eine Schriftrolle hervor, holte tief Luft und begann vorzulesen: »An den Fremden mit dem Namen Malachi Willoughby. Sie haben versagt in Ihrer Pflicht, unsere geliebte Tochter zu beschützen. Sie hatten feierlich versprochen, sie zu lieben und zu schützen, wenn wir Ihnen erlauben, sie übers Meer in Ihr Land zu bringen. Sie haben dieses Versprechen gebrochen.«
»Ich habe es nicht gebrochen!«, schrie Mal. »Im Namen aller Heiligen, ich habe getan, was in meiner Macht stand, um sie zu retten!«
Zu spät flüsterte Chang ihm zu, dass er eine öffentliche Proklamation nicht unterbrechen dürfe.
Der Kommandant blickte zu dem nächststehenden Reiter, wies mit einer Kopfbewegung auf Mal, und sofort machte das Pferd einen Satz vorwärts. Bevor Mal ausweichen konnte, schlug der Reiter ihm mit seiner Peitsche ins Gesicht und hätte ihn von seinem Pferd zertrampeln lassen, wäre Mal nicht aus dem Weg gesprungen.
Wütend ging Mal auf den Angreifer los, packte seinen Arm, riss ihn vom Pferd und trat ihn zu Boden.
Das Pferd ging daraufhin durch, und auf der schmalen Straße brach Chaos aus, als die übrigen Pferde nervös zu tänzeln begannen. Der Kommandant brüllte Befehle, während er den fliegenden Hufen auswich, die Reihen der Fußsoldaten gerieten in Unordnung, und Zuschauer drängten heran, um sich das Schauspiel nicht entgehen zu lassen.
Chang verschwand auf mysteriöse Weise. Als die Ordnung wieder hergestellt war, wurde Mal überwältigt, an den Händen gefesselt und gezwungen, vor dem Wortführer niederzuknien und den Rest der Proklamation anzuhören.
»Wegen dieses Versagens ordnen wir unter Androhung der Todesstrafe an, dass Malachi Willoughby niemals wieder mit einem Mitglied der Familie spricht oder sich ihm nähert. Wir gestehen dieser Person zwei weitere Tage zu, um unseren Bezirk von seiner unangenehmen Gegenwart zu befreien, anderenfalls droht ihm die Festnahme. Dieser Brief«, schloss der Kommandant mit noch lauterer Stimme, »wurde von der Dame Xiu Ling Lu eigenhändig unterzeichnet.«
Er rollte das Pergament zusammen, schnallte es in einer Ledermappe fest und stieg auf sein Pferd.
Die Dorfbewohner brachen das Schweigen, indem sie in aufgeregtes Schnattern verfielen, während das
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