Wind des Südens
Gefolge des Kriegsherrn hinter ihm Aufstellung nahm, um die Heimreise anzutreten. Nicht einer der Reiter und Fußsoldaten würdigte den Ausländer noch eines Blickes. Er blieb im Staub sitzend zurück, noch immer mit gebundenen Händen, bis Chang zurückkam und die Fesseln löste.
Mal war schockiert über Ling Lus grausame und unverständliche Haltung und konnte nicht fassen, dass Chang ihre Einstellung teilte.
»Sie dürfen sich das nicht zu Herzen nehmen. Der Zorn lenkt sie von ihrem Kummer ab.«
»Aber warum lässt sie ihn an mir aus? Sie hat mich nicht einmal erklären lassen, was geschehen ist.«
»Was heißt das schon? Ihre geliebte Tochter ist tot. Sie ist sicher froh, dass Sie ihre Asche heimbringen.«
»Dann hat sie aber eine merkwürdige Art, es zu zeigen.«
»Warum sollte sie es zeigen, wie Sie sagen? Wollen Sie ihr Dankesworte abringen für etwas, das, wie Sie wissen, getan werden muss?«
»Na, wie auch immer, ich reise nicht ab, bevor ich sie gesehen habe.«
»Warum das? Die Asche der Dame ist nun zu Hause. Die Dame Xiu Ling Lu wird das Begräbnis arrangieren.«
»Ich habe das Recht, daran teilzunehmen, zu sehen, wo meine Frau begraben wird. Und vorher kehre ich nicht nach Hause zurück.«
Chang schüttelte den Kopf. »Sie reden ständig von Ihrem Recht. Begreifen Sie denn nicht, dass Sie hier überhaupt keine Rechte haben?«
»Wer sagt das?«
Chang gab auf. Er ging zum Tor, wo die vier Kulis auf ihn warteten.
»Wir haben die sterblichen Überreste der Dame zu den Häusern ihrer Familie gebracht. Unsere Arbeit ist getan, und Sie brauchen uns nicht mehr für die Suche nach Blumen. Können wir unser Geld haben?«
Chang nickte, zückte seine Börse und bezahlte die Männer. »Ihr könnt jetzt gehen. Der traurige Herr sagt euch Lebewohl.«
Die Wachen hatten die Drohungen jener mächtigen Dame gehört und brannten ebenfalls darauf, so bald wie möglich entlassen zu werden. In ihren Augen war der Herr zu einer Belastung geworden.
»Wir können ihn vor Straßenräubern beschützen«, sagten sie, »aber wir lassen uns nicht in Familienstreitigkeiten verwickeln. Wir wollen jetzt gehen. Schaffen Sie ihn fort von hier, so weit wie möglich.«
Der zweite Tag erreichte den Punkt, an dem es gefährlich wurde, als die Wachen Chang erneut aufsuchten und ihren Lohn verlangten.
»Ich stimme euch zu«, sagte Chang, »aber der Herr ist starrsinnig. Er weigert sich abzureisen. Falls ihr bereit seid zu warten, gelingt es mir vielleicht noch, ihn zu überzeugen.«
Doch sie waren von solcher Furcht vor dem mächtigen Kriegsherrn befallen, dass sie nicht in der Gegend bleiben wollten. Sie nahmen ihren Lohn entgegen und brachen nach Peking auf. Chang befand sich in einer verzwickten Lage. Er und sein Herr waren durchaus in der Lage, sich gegen Überfälle von Straßenräubern zu wehren, nachdem sie jetzt, unbehindert von der Notwendigkeit, die sterblichen Überreste der Dame vor Dieben und Vandalen zu schützen, schneller vorankamen. Doch in diesem Dorf zu bleiben war Wahnsinn. Die rachsüchtige Schwiegermutter könnte seinen Herrn wie auch ihn selbst ermorden lassen.
Schließlich ergriff Chang das Wort. »Herr, es ist weit nach Mittag. Uns bleiben nur noch wenige Stunden. In einer Stunde breche ich auf. Wenn Sie in diesem Dorf bleiben, sind Sie ein toter Mann. Deshalb möchte ich Ihnen meine Rechnung vorlegen und demütig um meine Entlohnung bitten, solange Sie dazu noch in der Lage sind.«
»Gute Idee!« Mr. Willoughby lachte doch tatsächlich über seine Bitte, und Chang verstand die Welt nicht mehr. Die Lage war keineswegs zum Lachen. Die Soldaten jenes Kriegsherrn achteten womöglich nicht so genau auf die Anzahl der verbleibenden Stunden. Jeden Augenblick mochten sie über ihn und seinen Herrn herfallen.
Trotzdem entlohnte Mr. Willoughby ihn, und zwar großzügig – zwanzig Yuan mehr als die geforderte Summe. Ein toter Mann, so sagte sich Chang, hat schließlich auch keine Verwendung mehr für Geld. Er überlegte, ob er im Verborgenen warten und Mr. Willoughbys Geld, Pferd und Habseligkeiten an sich nehmen sollte, falls er durch die
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