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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Kuchenplatten und Teekannen dorthin mitschleppen?«
            »Nein, wir verkaufen alles. Das ist dann unser Reisegeld.«
            Neville grinste und kniff ihr ins Kinn. »Du kleiner Kobold! Das ist eine prima Idee.«
            Esmes Idee erfüllte für den Anfang ihren Zweck, zumal Nevilles Vater ihnen ein mietfreies Häuschen in Fabriknähe zur Hochzeit schenkte.
            Sobald das frisch verheiratete Paar sich in seinem neuen Haus eingerichtet hatte, fingen die beiden an, die Bibliothek aufzusuchen und Karten zu studieren, um Näheres über den Fernen Osten zu erfahren. Sie kamen zu dem Schluss, dass Bombay nicht weit genug und Hongkong zu weit entfernt war, aber Singapur war genau richtig.
            Es bereitete ihnen großes Vergnügen, sich nach einer Schiffspassage nach Singapur zu erkundigen und auf den Rat der Angestellten zwei Tropenhelme zu kaufen. Dann machten sie sich daran, alles, was sie nicht auf die Reise mitnehmen konnten, zu verkaufen.
            Irgendwann kam der Tag, an dem Mr. und Mrs. Caporn die Tür ihres ausgeräumten Hauses abschlossen, den Schlüssel unter die Fußmatte legten und in einer Droschke quer durch die Stadt zum Tudor Inn fuhren, wo sie die drei Tage bis zur Einschiffung auf der SS Pelorus nach Singapur verbrachten.
            In dieser Nacht war ihr Jubel grenzenlos, als sie mit Champagner feierten, den der Kapitän den Flitterwöchnern geschenkt hatte, auf das triumphale Entkommen aus ihren Familien anstießen und sich auf großartige Abenteuer in exotischen Ländern freuten.
             
            Sie erlebten mehr Abenteuer, als sie sich hatten träumen lassen, hauptsächlich aufgrund ernsthaften Geldmangels, aber es kam ihnen nie in den Sinn, nach Hause zurückzukehren. Singapur war britische Kronkolonie, und Neville fand ohne große Anstrengung eine Stelle in der Kolonialbehörde. Sie fügten sich gut in die verfeinerte Atmosphäre der exklusiven Gesellschaft von Expatriierten ein. Wie Esme einer Freundin schrieb, verlebten sie eine herrliche Zeit. Sie fügte nicht hinzu, dass die Lebenshaltungskosten niedrig waren, ebenso wie Nevilles Gehalt. In der Kolonialbehörde war er als feiner Kerl bekannt, als guter Cricketspieler und guter Tänzer, und damit war ihm seine Stelle sicher, doch eine Beförderung stand außer Frage. Insgeheim bezeichnete man ihn und seine Frau als ein bisschen leichtlebig. Verantwortungslos, sozusagen.
            Daher war es auch nicht verwunderlich, dass die Caporns eigene Methoden entwickelten, um über die Runden zu kommen. Anfangs dadurch, dass sie minderwertigen oder falschen Schmuck kauften und einen Inder anheuerten, der im Hafen einen Stand aufbaute und ihre Ware als echte, wertvolle Stücke zu unverschämten Preisen, die sie als »einmalige Gelegenheit« bezeichneten, an Reisende verkaufte.
            Aus Monaten wurden Jahre. Ihr Leben plätscherte dahin. Sie waren träge und verbrachten so manchen Abend in ihrem Garten, tranken Gin und genossen die nach Jasmin duftende Luft. Hin und wieder heckten sie neue Pläne zur Aufstockung ihres Einkommens aus, unbekümmert darüber, dass all ihre kleinen Pläne auf Betrügereien aufbauten. Miete zahlten sie selten, sie zogen wutschnaubend um in einen anderen Bungalow, wenn der Vermieter zu aufdringlich wurde, und blieben ihm so die Restmiete schuldig.
            Neville entwickelte großes Geschick in seinem Job, wie er das nannte, und war ein wahrer Zauberer im Erledigen von Papierkram. Er kannte die Bestimmungen und jedes dazugehörige komplizierte Formular, das dazu diente, der Londoner Behörde einen Hauch von Kontrolle über die fernöstliche Kolonie zu gewährleisten, und er nutzte es zu seinen Gunsten. Er bestellte Waren, die irgendwie den Weg zu seinem Haus fanden, und erfreute seine Vorgesetzten, indem er für den Armee- oder Marineclub bestimmte Alkoholika in den Cricket-Club umleitete. Das war für sie ein Heidenspaß, und in jenem Jahr feierten sie eine wunderbare Weihnachtsparty.
            Ein großer Bungalow, wunderbar in einem herrlichen Garten gelegen, hatte Neville im Vorbeigehen schon immer entzückt, und als er hörte, dass das indische Besitzerpaar für eine Weile nach Bombay zurückkehrte, erkundigte er sich, ob das Haus zu mieten wäre.
            Die Besitzer gaben dem Herrn von der Kolonialbehörde nur zu gern einen Mietvertrag über ein Jahr, und Neville entwarf die Dokumente, die sie zu

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