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Wind Die Chroniken von Hara 1

Wind Die Chroniken von Hara 1

Titel: Wind Die Chroniken von Hara 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Hilfe kam gerade noch rechtzeitig. Danke.«
    »Schon gut«, sagte ich. »Es war reiner Zufall, dass ich auf dich gestoßen bin.«
    »Ich weiß«, erwiderte er grinsend. »Dann danke ich eben Meloth, dass er dich geschickt hat.«
    »Steh auf! Wir müssen hier weg!«
    »Puh, mir schwindelt noch immer«, krächzte er und holte eine Flasche mit Schnaps heraus. »Das war ein übler Sturz. Gib mir noch ein paar Minuten, damit ich wieder einigermaßen beieinander bin.«
    »Du weißt, was hier geschehen ist? Wo sind die Leute aus dem Dorf?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht sind sie geflohen, vielleicht wurden sie auch vertrieben, getötet, gefressen oder haben sich in Schmetterlinge verwandelt«, antwortete Giss finster. »Bis auf die Sdisser habe ich hier nichts und niemanden gesehen. Weder Leichen noch Spuren.«
    »Leichen gibt es schon. Eine hat die Glocken geläutet.«
    Ich erzählte ihm in knappen Worten von dem Gehenkten.
    »Das ist ganz nach dem Geschmack dieser Burschen hier«, bemerkte Giss und blickte auf den getöteten Bogenschützen. »Niemand versteht sich so gut auf solche Sottisen wie sie.«
    »Übertreib nicht! Die Hochwohlgeborenen aus dem Sandoner Wald erlauben sich noch ganz andere Späße. Und unsere Leute aus den Grenzgarnisonen sind gegenüber den Elfen aus dem Haus des Schmetterlings auch nicht gerade zimperlich. Die Schmetterlinge mögen widerlich sein und ihre Gefangenen nicht gerade mit Samthandschuhen anfassen. Aber sie …«
    »Hast du am Krieg im Sandoner Wald teilgenommen?«, unterbrach mich Giss.
    »Mhm«, brummte ich, denn nun rechnete ich mit einer endlosen Latte von Fragen.
    Doch Giss wechselte das Thema: »Wenn die Kämpfe im Norden und im Osten toben, verstehe ich nicht, was eine Einheit von Sdissern so weit im Westen des Imperiums zu suchen hat. Wie konnte die überhaupt bis in diese Gegend vordringen?«
    »Ganz einfach: über die Felder und durch die Wälder. Eine andere Frage ist, was die Burschen hier wollen. Und warum sind es bloß sechs Mann?«
    »Vielleicht ist es ein Spähtrupp, der Burg Krähennest auskundschaftet. Noch machen die ja um Alsgara einen Bogen, aber wer weiß, vielleicht ist die Armee bereits im Anmarsch.«
    »Aber das werden wir nicht in Erfahrung bringen.« Ich stand auf. »Ich hole Hengst.«
    »Ich werde wohl erst mein Pferd finden müssen. Das ist mir nämlich entwischt.«
    Ich ließ Giss zurück, um die Tiere zu holen, und blieb wie angewurzelt stehen, als ich sah, dass neben ihnen noch zwei Pferde aufgetaucht waren.
    Bevor ich mir aber einen Reim auf dieses Wunder machen konnte, haute es mir die Beine weg, und ich knallte mit aller Wucht auf den Rücken. Ohne auf den Schmerz zu achten, rollte ich zur Seite, sprang auf – und spürte erneut, wie mir etwas die Beine wegschlug. Abermals fiel ich hin, stand wieder auf und riss den Kopf herum, in der Hoffnung, den Feind zu erspähen.
    Und ich hatte Glück! Kaum erhaschte ich einen Blick auf den Mann, legte ich den Bogen an – und warf ihn mit einem Aufschrei zur Seite. Die Waffe loderte in einer grellen Flamme. Es grenzte an ein Wunder, dass ich mir nicht die Finger verbrannt hatte. Inzwischen war mein Gegner fast bei mir. Noch einmal zog es mir die Beine weg, und ich landete rücklings auf dem Boden. Prompt warf sich der Kerl auf mich und schloss seine Finger um meinen Hals.
    »Erwischt!«, heulte er mit Grabesstimme.
    Ich wollte Widerstand leisten, doch eine mysteriöse Kraft verhinderte jede Bewegung meinerseits. Die Stahlfinger drückten mir erbarmungslos die Kehle zu.
    »Wo sind sie?! Wo sind der Rotzlöffel und das Weibsbild?! Sprich!«, keifte der Wahnsinnige. Offenbar hatte er noch nicht ganz begriffen, dass nicht mehr viel fehlte – und ich würde nie wieder einen Ton herausbringen.
    In meinem ganzen Leben hatte ich mich noch nie so hilflos gefühlt. Selbst als ich mal am Galgen gebaumelt hatte, nicht. Meine Lungen loderten, und ich rang krampfhaft nach Luft. In meinen Ohren dröhnte es. Jetzt erkannte ich auch meinen Feind: Pork aus Hundsgras. Auch wenn er sich stark verändert hatte und in seinen Augen ein weißes Feuer brannte.
    In diesem Moment eilte jedoch Giss herbei und trat Pork in die Visage, worauf dieser meinen Hals freigab. Daraufhin konnte ich mich endlich wieder bewegen. Ich warf ihn von mir. Er schrie auf, sprang zur Seite – und dann geschah etwas Überraschendes. Giss holte einen gedrehten, mit roten Steinen verzierten Stab aus seiner Tasche und richtete ihn wütend auf den Einfaltspinsel.

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